> Peak Evolution: Höhenweltrekord mit Offroad-E-Fahrzeug

Hoch, höher, am höchsten

24.03.2024
Text: Maren Siepmann | Bild: Anna Plocinska, Sidario Balzarini, Claudio von Planta

Das Schweizer Team Peak Evolution stellt mit dem selbst entwickelten, elektrisch betriebenen Mehrzweck-Transportfahrzeug „Terren“ einen neuen Höhenweltrekord auf.

Extreme Höhe, wenig Sauerstoff, krasse Temperaturunterschiede: Es waren maximal harte Bedingungen, mit denen das Schweizer Peak Evolution Team bei seinem Weltrekordversuch in Chile zurecht kommen musste. Aber wer einen Höhenweltrekord aufstellen will, der muss sich nicht nur mit der Höhe selbst arrangieren, sondern auch mit allem drum herum. „Ab 6.000 Metern war die extreme körperliche Anstrengung die größte Herausforderung“, erzählt David Koller, einer der drei Gründer von Peak Evolution. Daneben kämpfte das Team mit Temperaturen von +35 Grad Celsius im Flachland bis -20 Grad Celsius nachts in den Bergen, permanent starken Winden und Staubstürmen, rund 30 Prozent weniger Sauerstoff in der Luft als auf Meereshöhe und schwerem Gelände, das kein vierrädriges Fahrzeug je zu vor befahren hatte.

Doch das alles konnte die drei Ingenieure David Koller, David Pröschel und Patrick Koller nicht aufhalten. Nach einer mehr als dreiwöchigen Akklimatisierungsphase stellten sie Ende November 2023 am Ojos del Salado in Chile auf 6.510 Metern über dem Meeresspiegel einen neuen Höhenweltrekord für Elektrofahrzeuge auf. Der bisherige Rekord lag bei 5.816 Metern, aufgestellt in einem VW ID.4 in Bolivien. Angetrieben von Solarenergie aus ihrem mobilen Solarkraftwerk legte das Team insgesamt eine Strecke von 390 Kilometern zurück. Diese führte von der Pazifikküste bei Puerto Viejo bis auf den Vulkan Ojos del Salado an der Grenze zwischen Chile und Argentinien – eine Strecke von insgesamt rund 390 Kilometern.

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Ziel: Überlegenheit der E-Mobilität im schweren Offroad-Einsatz beweisen

Das Peak Evolution Projekt gibt es seit 2019. Die drei Gründer starteten es damals mit dem Ziel, die Überlegenheit der Elektromobilität im schweren Offroad-Einsatz zu beweisen. Mit ihrem Startup „Terren Electric Drive Systems“ haben sie zu diesem Zweck das elektrische Mehrzweck-Transportfahrzeug „Terren“ entwickelt, ein schweres E-Mobil für Anwendungen im Bergbau, in der Landwirtschaft und im kommunalen Dienst. Aber auch als Camper, Offroad- und Fernreisemobil ist es einsetzbar. Zu seinen Vorteilen – im Vergleich zu dieselbetriebenen, vergleichbaren Fahrzeugen – zählen laut Peak Evolution die deutlich geringere Lärmbelästigung und Verschmutzung der Arbeitsumgebung, die bessere Handhabung und Leistung sowie geringere Betriebskosten.

Bislang handelt es sich bei „Terren“ noch um einen Prototypen. Das Fahrzeug teilt das Chassis mit einem bestehenden Dieselfahrzeug von Aebi Schmidt – die künftige Serienproduktion soll aber vollständig für den Elektroantrieb optimiert sein.

Drei Jahre lang gebaut

Gebaut haben die drei Schweizer ihr Rekordfahrzeug insgesamt zwei Jahre lang. Es hat eine Straßenzulassung und wiegt inklusive Expeditionsbox 5.700 Kilogramm. Angetrieben wird es von zwei Elektromotoren mit je 120 kW. Die Energie kommt aus einer 90 kWh-Batterie, die mit einer mobilen Solaranlage mit 10,7 KWp geladen wird. Um die Batterie von zehn auf 100 Prozent zu laden, sind unter den rauen Bedingungen in Chile rund zehn Stunden nötig. Die Reichweite des Fahrzeugs beträgt rund 120 Kilometer auf befestigten Straßen und etwa 70 Kilometer in losem Sand.

Geländetauglich wird „Terren“ durch seinen Allradantrieb mit Vorder-, Hinter- und Mitteldifferentialsperre, Allradlenkung, einstellbarer hydropneumatischer Federung und extremer Rahmenverschränkung. Für den Weltrekordversuch erhielt Terren zudem noch eine größere Bereifung für mehr Bodenfreiheit und Traktion, zudem musste die Batteriespannung reduziert werden, um das Risiko von Kurzschlüssen innerhalb der Leitungselektronik in der Höhe zu minimieren.

Voll ausgestattete Küche, fließendes Wasser und ein mobiles Solarkraftwerk

Die Expedition Box enthält eine voll ausgestattete Küche mit Induktionskochfeld, fließendem Wasser, Kühlschrank und verschiedenen Haushaltsgeräten. Zudem enthält sie Ersatzteile, Lebensmittel, Wasser sowie das mobile Solarkraftwerk, das aus 28 Paneelen mit einer Fläche von 42 Quadratmetern besteht. So konnten die Crew-Mitglieder von Peak Evolution während der Wochen in Chile auch in dem Terren leben. „Das Fahrzeug war unser Lebensmittelpunkt und wir haben sehr viel Zeit darin verbracht“, berichtet David Koller. „Geschlafen haben wir jedoch im Zelt, weil die Ersatzteile sehr viel Platz brauchten. Außerdem bietet die Box zwar drei Schlafplätze, wir waren mit unserem Filmteam aber insgesamt zu sechst.“

Seit bereits drei Jahren begleitet ein dreiköpfiges Dokumentarfilmteam das Peak Evolution Projekt. Wann und wo der Film über das Weltrekord-Abenteuer zu sehen sein wird, ist bislang noch offen.

www.peakevolution.ch

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