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Standheizung to go

22.02.2024
Text: Andreas Güldenfuß | Bild: Andreas Güldenfuß, Hersteller

Eine mobile Standheizung nur dann an Bord haben, wenn man sie wirklich braucht? Eigentlich ganz praktisch. Wir haben ein günstiges China-Modell ausprobiert.

Es stimmt ja schon: So eine fest verbaute Standheizung ist eigentlich viel Aufwand und Kosten dafür, dass man sie theoretisch nur in der kalten Jahreszeit benötigt – in denen vielen ja gar nicht nach Campen zumute ist. Eine mobile Standheizung nur dann, wenn man sie braucht, ist wie bei den mobilen Powerstations, also Batterie und Wechselrichter in einem Gerät, keine schlechte Idee. Man spart sich den ganzen Installationsaufwand, kann das Gerät flexibel einsetzen, und bei einer etwaigen Reparatur bleibt das Fahrzeug dennoch einsatzbereit – nur in dem Moment eben ohne Heizung.

Beim Thema Selbstausbau kann man sich fragen, ob man den Platz, zumindest wenn man die Heizung im Innenraum montiert, was den meisten Herstellern am liebsten ist, dauerhaft belegen möchte oder für die paar Ausflüge im Winter eine externe Lösung bevorzugt. Eins vorweg: Eine fest verbaute Standheizung läuft natürlich nicht nur im Winter, sie ist einfach Komfort und ein bisschen Luxus. Wenn man im Frühjahr oder Herbst unterwegs ist und am Morgen kurz die Heizung anmachen kann, ist schon schön, oder auch die Ansaugung frischer, kühler Luft von unter dem Fahrzeug ist im Sommer eine feine Sache – aber eben Komfort und Luxus.

Dass die Überlegung nicht ganz falsch ist, sieht man ja bei der Stromversorgung, wo die Powerstations massiv Einzug halten. Wirklich spannend für den Camper-Sektor ist es natürlich im Bereich der Selbstausbauten, Minicamper oder bei Dachzelten, also überall, wo Flexibilität gegeben, der Platz gering oder es die einzige Möglichkeit ist.

Anleitung und App gibt es auf Deutsch zum Download
Foto: Andreas Güldenfuß

Klassische China-Heizung

Schnell und einfach ist die mobile, flexible Lösung. Wir haben, weil es vom Preis kaum weh tut, im Internet so ein Angebot bestellt und ausprobiert: Unser Modell wird über die finnische Firma Autotavara in einer unaussprechlichen Stadt mitten in Finnland vertrieben, als Hersteller wird die Arctic Spot Oy Ltd in einem Hochhaus in Kerava Finnland angegeben. Bei dem Produkt handelt es sich also um eine klassische China-Heizung, ordentlich ausgestattet und immerhin mit einer CE-Kennzeichnung ECE 122R, welche für die Typgenehmigung von Heizsystemen für Kraftfahrzeuge steht.

Die Heizung kommt sauber verpackt mit allem Zubehör und Bedienungsanleitung im robusten Karton.
Der Packungsinhalt: zwei Luftansaugfilter kurz und lang, ein Ansaugschlauch, ein Abgasschlauch, ein Schalldämpfer, ein Netzteil für 230 Volt, eine Fernbedienung und etwas Installationsmaterial. Das Einzige, was noch benötigt wird, ist ein 12-Volt-Anschluss oder eine 230-Volt-Steckdose und natürlich Diesel für den Tank.

Der erste Test: Tanken und die gefüllte Standheizung zwei Tage im Kofferraum stehen lassen. Der Tank ist dicht und gast nicht aus, schon mal gut. Mit knapp 40 Zentimetern Gesamtlänge, also inklusive Ein- und Auslass, und rund 25 Zentimetern Breite und Höhe ist das mit sechs Litern vollgetankt gut 14 Kilogramm schwere Gerät wirklich kompakt und überall zu verstauen.

Überschaubar und selbsterklärend: Das Zubehör ist komplett, die Rohre, Leitungen und Kabel sind etwas kurz.
Foto: Andreas Güldenfuß

Test in der Garage

Acht Kilowatt Heizleistung soll unser Testgerät haben, also genügend Power, um einen ganz großen Camper oder ein unisoliertes Dachzelt selbst in Sibirien zu heizen. Da wir uns mit dem Anschlussthema, also wie gelangt die warme Luft in Camper oder Zelt, noch nicht so intensiv beschäftigt haben, testen wir in der Garage: Es soll beim Nachrüsten der Sitzheizung ja auch ein bisschen warm werden. Der Testaufbau ist also Anschluss 230 Volt, kurze Ansaugung unter dem Gerät, Auspuff mit Schalldämpfer unter dem Rolltor nach außen und Auslass Warmluft direkt in den Raum.

Mit zusätzlicher Sim-Karte lässt sich die Heizung auch von unterwegs starten und programmieren.
Foto: Andreas Güldenfuß

Die Bedienung ist einfach und selbsterklärend. Einschaltknopf drücken, die Pumpe pumpt beim ersten Mal ein bisschen, bis die Luft aus der Leitung ist, und nach ein paar Sekunden röhrt die Heizung relativ rauchfrei los. Über die Pfeiltasten lässt sich die Temperatur regeln, für alles andere bräuchte man eine SIM-Karte. Über die App soll sich die Heizung auch von unterwegs ein- und ausschalten lassen, es gibt einen programmierbaren Timer und eine Spannungsanzeige. Also ziemlich viele zusätzliche Funktionen für relativ kleines Geld.

Fazit

Unseren ersten Test hat der Cube jedenfalls bestanden, wobei man für einen ernsthaften Einsatz schon noch ein bisschen aufrüsten sollte: Der Abgasschlauch könnte etwas länger sein, um zuverlässig zu verhindern, dass Abgase angesaugt werden, und auch warmluftseitig wäre ein längerer, vielleicht sogar ein isolierter Schlauch ganz sinnvoll. Bei so einem Gerät muss man etwas kreativ sein. Einfacher ist es, man nimmt ein etwas teureres Modell vom Profi, der zugleich entsprechendes Material anbietet. Aber prinzipiell macht auch die Nordkapp Cube warm, an den 8 Kilowatt kann man zweifeln, aber der Preis ist, wenn auch stark schwankend, okay, und immerhin bietet der Hersteller eine 24-monatige Garantie.

Fazit: Zum Ausprobieren unterwegs oder für die Werkstatt daheim absolut okay. Wenn es wirklich ernst wird und man sich auf die Heizung verlassen muss – kann man sich auch eine hochwertige Heizung in der Box leihen, das ist vielleicht sicherer. Preis online rund 350 Euro.

Bezugsquelle: www.autotavara.com

Zwei Alternativen

NAKATANENGA

Größe: 58 x 35 x 22 cm
Gewicht: ab 16 kg
Leistung: 1,8 kW
Tankinhalt: ab 9,2 Liter
Preis: ab 1.964 €
Bezugsquelle: www.nakatanenga.de
Serienausstattung: Autotherm Luft 2D, Bedienteil PU5, Kapazitätsanzeige, USBSchnittstelle, 2 Funkfernbedienungen, 12-V-Anschlussk
Zubehör: Verschiedene Ausführungen, ohne Batterie, mit AGM-Batterien, LiFePo4-Batterien, ein oder zwei Tanks, Anschlussmöglichkeit für externen Temperaturfühler, verschiedene Schläuche usw. Auch Miete ab 100 Euro/Woche möglich.

Foto: Nakatanenga
Foto: Pundmann

PUNDMANN

Größe: 53 x 25 x 30 cm
Gewicht: ab 11 kg
Leistung: 2,0 kW
Tankinhalt: ab 5 Liter
Preis: ab 1.099 Euro
Bezugsquelle: www.fritz-berger.de, www.campingwagner.de
Serienausstattung: Autotherm Luft 2D, Bedienteil PU5, 2 Funkfernbedienungen,
12-V-Anschlusskabel
Zubehör: Tankinhalt 10 Liter oder 5 Liter mit AGM- oder LiFePo4-Batterie, Zubehörsatz mit Warmluftkanal, Abgasschlauch, Montagematerial und Tragetasche. Montagesatz zur Befestigung am Fahrzeug.

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