> Sunlight CLIFF 4x4 Test

Kompakter Allrad Campervan auf Ford Transit

19.03.2023
Bild & Text: Andreas Güldenfuß

Den Cliff von Sunlight gibt es nun auch auf Transit-Basis mit Werksallrad und serienmäßigen 170 PS. Wir haben den Sunlight Cliff 4x4 getestet: Was kann der Allrad-Kastenwagen gut, wo gibt es noch Verbesserungspotential?

Farbe egal, Hauptsache schwarz. Obsidian schwarz um genau zu sein, schwärzer geht kaum. Technisch gesehen wird schwarz ja als unbunte Farbe bezeichnet und subjektiv ist nur schwarz nicht immer schön. Der – lassen wir die Farbe mal weg – Sunlight Cliff 4×4, der auf den Messen, Werbevideos und Plakaten zu sehen ist, sieht wirklich toll aus.

Der Serien-Cliff mit verchromtem Kühlergrill, Leichtmetall-Felgen und Sunlight- anstatt Ford-Pflaume ist dagegen recht unspektakulär. Schade, hätte Ford die schwarz lackierten Felgen und den passenden Raptor-Kühlergrill von der Trail-Variante vermutlich auf Lager gehabt – so muss, wer den passenden Look haben möchte, die Teile eben nachrüsten. Serienmäßig unterscheidet sich der Cliff 4×4 von außen kaum von seinen inzwischen fast schon unzähligen Transit-Campervan-Mitbewerbern mit Frontantrieb. Die Außenmaße sind bis auf wenige Millimeter identisch, der allrad- und der heckgetriebene Transit haben ein bisschen mehr Bodenfreiheit.

Der Grundriss macht das beste aus den vorhandenen Platzverhältnissen. Der Zwischengang ist aber erwartungsgemäß schmal, die Fächer im Küchenschrank sind nur mäßig erreichbar.

Der Kenner erkennt, oder ermisst, dass der Allrad ziemlich genau zehn Zentimeter weniger Stehhöhe im Innenraum hat. Das kommt daher, dass die Kardanwelle, die zur Hinterachse führt, einfach ein bisschen mehr Platz unter dem Fahrzeugboden benötigt und dieser dadurch höher wird.

Ein schöner Vergleich zum ebenfalls in der Toskana gebauten LMC Innovan auf Transit mit Frontantrieb – hier beträgt die Stehhöhe zehn Zentimeter mehr. Wobei die 1,98 Meter im Wohnraum und 1,90 Meter im Bad, gemessen an 1,89 Meter Bettenlänge, noch mehr als ausreichend sind.

Unter dem Bett, das sich seitlich gut verstauen lässt, bleibt genügend Platz für Gepäck oder Sportgerät. Eine Trennwand und Verzurrösen gibt es natürlich auch.

Das Manko am Ford Transit – oder an allen Basisfahrzeugen, die nicht aus Sevel kommen: die Breite im Bereich der Betten. Ob Mercedes, VW, MAN oder Ford, alle Transporter werden nach oben schmaler und die Querbetten dadurch kürzer.

Bei unserem Ford bedeutet das gut 1,89 Meter mal 1,55 Meter – also in der Länge schon zwischen sechs bis neun Zentimeter kürzer, was man allerdings durch GfK-Verbreiterungen wieder holen könnte. Aber wie gesagt, gemessen an der Stehhöhe und der Durchschnittsgröße sind knapp 1,90 Meter gerade noch so okay, denn leicht diagonal liegen ist bequemer als krumm stehen.

Das Problem haben jetzt aber alle Ausbauer auf dem Ford, was sicher auch mit ein Grund war, dass der Transit oft unter dem Radar der Campervan-Ausbauer geflogen ist. Jetzt, bei der derzeitigen Lieferfähigkeit des Marktführers, muss man einfach Kompromisse eingehen.

Gegen den Ford an sich spricht auch nichts. Ganz ordentliche, moderne Motoren, zwei Radstände, drei Fahrzeuglängen, die Wahl zwischen Front-, Heck- oder Allradantrieb, Schalt- oder Automatikgetriebe, ganz ordentliche Assistenzsysteme und optional der Allradantrieb ab Werk. Ganz günstig ist der Spaß bei Ford allerdings auch nicht. Beim Basisfahrzeug mit Frontantrieb werden laut Preisliste rund 1.400 Euro zusätzlich für den Heckantrieb fällig, von da aus sind es dann nochmals 6.100 Euro bis beide Achsen angetrieben sind.

Also lässt sich auch Ford den Aufwand, Motor und Getriebe längs oder quer einzubauen, gut bezahlen – beim Sprinter sind es auch rund 7.000 Euro vom Heck- zum Allradantrieb, wobei da der Grundpreis schon ein anderer ist. 68.499 Euro für Sunlights Allrad-Campervan in der gut ausgestatteten Cliff 4×4 Adventure Edition sind schon ein ganz schöner Batzen – aber der Wettbewerb ist auch nicht günstiger.

Seitdem der Transit in der Gunst der Ausbauer gestiegen ist, sind die Grundrisse ein bisschen ausgeklügelter geworden. Dass an unserem Testfahrzeug noch nicht alles hundertprozentig war, liegt daran, dass es noch ein früher Prototyp ist. Die Verarbeitung war an einigen Stellen schon noch verbesserungswürdig, aber das wird die Serie schon richten.

Um einen Standardgrundriss auf die Fläche des Transits zu projizieren, muss man schon etwas tüfteln. Dennoch bleiben an der schmälsten Stelle zwischen Küche und Sitzbank nur 40 Zentimeter Platz. Dabei ist die Küche im vorderen Bereich schon abgeschrägt, um mehr Platz im Eingangsbereich zu schaffen. Der Plan geht auf und die paar Zentimeter tun gut, wenn man zu zweit unterwegs ist und sich fertig machen will.

Der Küchenblock bietet kaum Arbeitsfläche, nur auf der abgedeckten Spüle kann man wackelfrei arbeiten.

Natürlich leidet die Arbeitsfläche am Küchenblock etwas darunter, aber zur Not hat man ja noch den großen Tisch oder die Arbeitsfläche auf dem abgedeckten Spülbecken. Der Küchenblock ist mit allem ausgestattet, was benötigt wird: Zweiflamm-Kocher mit elektrischer Zündung, Spülbecken mit Wasserhahn und einem sehr gut zu bedienenden Dometic 70-Liter-Kompressorkühlschrank.

Auch wenn zwischen Kühlschrank und Nasszelle der Durchgang ein paar Zentimeter breiter ist, die Benutzung desselben ist einfacher, wenn sich niemand im Bad befindet und die Klapptür geöffnet ist. Dann hat man genügend Platz, um bei geöffneter Kühlschranktür etwas zu suchen, ohne sich verbiegen zu müssen.

Mit einer Grundfläche von 84 mal 96 Zentimeter an der breitesten Stelle ist das Bad groß, das riesige Waschbecken und die feststehende Toilette schränken den Bewegungsfreiraum aber stark ein.

Die Klapptür zum Bad ist ganz praktisch und rastet in geöffneter Position sicher ein. Klappern tut dagegen der Klorollenhalter, der bei jedem Bremsen oder Beschleunigen gegen die Wand scheppert – also allzeit bereit, immer eine Rolle am Bügel haben! Das Bad ist vergleichsweise groß, besonders die Stehhöhe von knapp 1,90 Meter und einfach der Umstand, dass man sich mit gut 1,80 Meter richtig unter die Brause stellen kann, ist schon ein Vorteil.

Schade ist, dass die Schiene des Duschvorhangs den Teil der beiden Leuchten ausspart: Es gibt genügend Spots für den Spritzwasserbereich und die gut 25 Zentimeter mehr hätten für etwas mehr Bewegungsfreiheit beim Duschen gereicht – so klebt einem gerne der Vorhang am Körper.

Alternativ kann man dafür den Duschschlauch durch das Fenster nach draußen geben und hat genügend Platz für Wasserspiele. Ansonsten hat das Bad richtig viel Stauraum unter dem Waschbecken und im Hängeschrank. Auch ein großer Spiegel und ein Bügel zum Aufhängen von nassen Klamotten oder Handtüchern fehlt nicht.

Bildergalerie

Die Sitzgruppe besteht aus einer Zweiersitzbank mit Holzunterkonstruktion, Isofix und einstellbaren Kopfstützen. In der Sitztruhe befinden sich seitlich – ganz einfach zugänglich – der Schutzschalter für 230 Volt sowie der Gasabsperrhahn für den Kocher und die Heizung – wobei unser Cliff mit der aufpreispflichtigen Dieselheizung ausgerüstet war. Unter dem Sitzpolster – beim Prototyp lag das noch recht lose auf – befinden sich die Heizung (Serie: Combi 4 Gas) und das Frostwächterventil für den Boiler.

Der Tisch in unserem Fahrzeug war recht wackelig und die Bedienung der Tischerweiterung sehr störrisch – vermutlich auch der Vorserie geschuldet. Auch wenn der herunterklappende Handbremshebel beim Drehen der Sitze nicht im Weg ist, bedarf es schon etwas Geduld und Geschick, um die vorderen Sitze zu drehen, Lenkrad und Rückenlehne müssen je nach Einstellung auch verstellt werden.

Der Tisch ist groß genug, die Bedienung war bei unserem Fahrzeug noch sehr hakelig. Optional lässt sich aus Tisch und Sitzgruppe noch ein Notbett (167 x 87 Zentimeter) bauen.

Wer auf etwas Privatsphäre steht, der sollte noch den serienmäßigen Sicht- und Isoliervorhang an die Frontscheibe bauen. Das hört sich schlimmer an als es ist und wenigstens klappert der Stoff während der Fahrt nicht, behindert die Sicht aus dem Fenster und auf die Seitenspiegel nicht, verbaut die Armlehne nicht und ist zudem pflegeleichter als ein Faltrollo.

Schöne Alu-Rahmenfenster werten den Transit optisch auf. Die Brause auch durchs serienmäßige Badfenster benutzen zu können, ist im Sommer ganz praktisch.

Nach zehn Nächten und rund 2.500 Kilometern mit dem Allrad-Campervan kann man definitiv sagen, dass der Sunlight Cliff 4×4 funktioniert. Einmal zum Biken in Sölden und einmal zum Klettern am Gardasee. Immer unterwegs, frei stehen ohne Campingplatz. Kein richtiges Gelände, dafür ist der Ford nicht gemacht – und wenn, dann erst mit diversen Umbauten wie sie beispielsweise Björn Zeitler von Off-Road-Mobile anbietet.

Serienmäßig mit Sommerreifen, normaler Bodenfreiheit und ohne Motorschutz kann der Cliff aber schon das, was der Freisteher in der Regel braucht. Man kann relativ gefahrlos auf eine Wiese fahren, in den Bergen in ein Schotterfeld oder auf Stellplatzsuche auf rutschige Waldwege.

Der Fahrradträger kostet mit 599 Euro das gleiche wie eine Anhängekupplung – ist aber 20 kg leichter. Da muss man mit 3.500 kg Gesamtgewicht schon überlegen.

Die Basis für den Allrad-Camper ist der Transit mit Heckantrieb. Diese teurere Variante wird normalerweise bevorzugt im gewerblichen Bereich gekauft, da der Heckantrieb, wenn genügend Gewicht auf der Hinterachse sitzt, eine bessere Traktion als der Fronttriebler bietet.

Bei gewerblicher Nutzung geht man natürlich auch davon aus, dass die Zuladungsreserven komplett ausgenutzt werden und unter Umständen auch noch ein Anhänger am Haken hängt – deshalb ist der Heckantrieb schon mal kürzer übersetzt als der Frontantrieb. Im Normalzustand wird die Kraft also an die Hinterachse geleitet. Registrieren die Radsensoren allerdings Schlupf an den Hinterrädern, wird die elektronisch gesteuerte Visko-Kupplung aktiviert und die Kraft innerhalb von Millisekunden auf beide Achsen verteilt.

Zuladungstabelle Sunlight Cliff 590 4x4

Zusätzlich lässt sich die Visko-Kupplung auch manuell schalten. Die Funktion ist ganz sinnvoll, wenn man bewusst in den Matsch fährt oder über Nacht auf der Wiese stehend vom Regen überrascht wurde und ohne Flurschaden weiterfahren möchte. Für so ziemlich alles, was einem auf legalem Weg unter die Räder kommt, reicht der Allrad so schon aus. Was man natürlich auch nicht vergessen darf, ist das Thema Fahrsicherheit auf nassen, rutschigen Straßen und für alle Wintersportler und -Camper natürlich auf Schnee.

Wie der Transit da seine Karten ausspielt, werden wir auf jeden Fall auch testen, aber zuerst muss es schneien. Unser Praxistest zu zweit ist in Summe gut bis befriedigend mit der Tendenz zu gut, wenn die Serie hält, was der Prototyp verspricht. Ganz sicher ein großes Plus für den Antrieb und die Größe ist der Verbrauch von durchschnittlich 9,2 Litern – ein Wert, der sich mit AT-Bereifung vermutlich nicht halten lässt.

Fazit: Der Sunlight Cliff 4×4 ist ein Campervan mit Werksallrad für unter 70.000 Euro. Da gibt es nicht viel Auswahl. Die Basis Ford, der Ausbau Sunlight, beides solide, ehrliche Technik, kein Hightech, kein übertriebenes Markenimage.Bis aus dem Cliff aber ein richtig cooler Offroad-Camper wird, kann man schon noch ein bisschen investieren. Bis zu zehn Zentimeter Höherlegung und eine zuschaltbare Differenzialsperre sind möglich. Das schwerste an der Entscheidung ist sicher die Bedarfsanalyse – aber wie heißt es immer so schön: Haben ist besser als brauchen.

Infobox

  • Basisfahrzeug: Ford Transit L3H3, längs eingebauter Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1.995 cm³, Leistung 125 kW (170 PS) bei 3.500/min, max. Drehmoment 405 Nm bei 2.000/min. Sechsgang-Schaltgetriebe, Allradantrieb, Euro 6d
  • Maße und Massen: (L x B x H) 598 x 206 x 284 cm; Radstand 375 cm; Masse in fahrbereitem Zustand: 2.921 kg (Herstellerangabe), ZulässigeGesamtmasse: 3.500 kg
  • Aufbau: Selbsttragende Stahlblechkarosserie, Einzelradaufhängung mit  McPherson-Federbein vorn, Starrachse an Längsblattfedern hinten. Stehhöhe 198 cm (Nasszelle 190 cm). Geräusch- und wärmedämmende Isolierung an Wand, Dach und Boden 22 mm. Innenverkleidung mit Kunststoffformteilen. Rahmenfenster mit Insektenschutz und Verdunkelung
  • Betten: Heck-Querbett 189 x 149 cm, Gästebett: 169 x 87 cm (optional)
  • Füllmengen: Frisch-/Abwasser 100/90 l innen-/außenliegend; Kühlschrank: Dometic 70 l-Kompressor; Gas 2 x 11 kg. Diesel 70 l, AdBlue 21 l
  • Serienausstattung: Basic: Midi-Heki, Duschausstattung, Fenster und Kleiderstange im Bad, Trittstufe, Fliegengittertüre, Tischerweiterung. Chassis: Klimaanlage, abschließbares Handschuhfach, Nebelscheinwerfer, lackierte Stoßfänger, Abbiegelicht
  • Sonderausstattung: Chassis-Komfort: Audio mit 12-Zoll-Display, Rückfahrkamera, Klimaautomatik, beheiz bare Frontscheibe, Regensensor, Notbrems-, Fahrspur-, Fernlicht- und Parkassistent
  • Testverbrauch: 9,2 l/100 km
  • Grundpreis: 68.499 €
    Testwagen: 69.177

www.sunlight.de

Zum Weiterlesen: Mehr 4×4 Camper – Tests und News gibt es hier.

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