> Fahrradtransport am Kastenwagen

Heckträger für Ducato und Co.

24.09.2021
Text: Daniel Schlicke | Bild: Hersteller, Redaktion

Beim Fahrradtransport am Heckträger bleibt der volle Stauraum im Innenraum erhalten. Unser System-Vergleich zeigt die Vor- und Nachteile auf. Plus: eine komplette Marktübersicht Chassis- und Hecktür-montierter Träger.

Schwer zu sagen, was gerade mehr boomt: Fahrradfahren oder Campen. Ohnehin gehört beides zusammen, immerhin vergrößern (E-)Bikes den Aktionsradius vor Ort immens. Transportieren ließen sich die Räder in der Heckgarage, doch dann geht wertvoller Platz im Van verloren. Alternativ gibt es eine Menge Fahrradträger, die an den Hecktüren verschraubt  und/oder verklebt oder am Chassis montiert werden. Zwar wird das Fahrzeug etwas länger, und entsprechende Beeinträchtigungen beim Rangieren müssen hingenommen werden, aber immerhin lassen sich viele Modelle bei Nichtgebrauch hochklappen. Die Mehrheit der Träger wird mittlerweile am Chassis befestigt.

Das hat Vorteile: Zum einen ist diese Variante gerade für schwere Räder sicherer, zum anderen ist die Beladehöhe deutlich niedriger. Bei der Befestigung an der Hecktür muss teilweise sogar ein kleiner Schemel mit, wie unsere Praxistests, siehe Pössl Summit mit Thule-Träger (unten), regelmäßig zeigen. Durch ihre tiefe Position wirken die Träger, die am Chassis montiert werden, allerdings stärker auf die Achslast, Stichwort Hebelwirkung.

Beim Fahrradtransport am Kastenwagen stellt sich zudem die Frage, ob und wie man bei beladenem Träger die Hecktüren seines Fahrzeugs öffnet. Mittlerweile haben aber nahezu alle  Anbieter eine eigene Lösung parat – entweder indem sich der Träger wegziehen, schwenken oder schieben lässt. Träger, die an den Hecktüren des Kastenwagens befestigt werden, sind oft günstiger, kompakt und einfacher zu montieren. Für schwere E-Bikes haben allerdings nur einzelne Hersteller passende Träger im Angebot.

Hecktür-montierter Fahrradträger: EuroCarry Modell 66401.
Foto: Aluline

Montage an der Hecktür

Hecktür-montierte Träger bieten ganz entscheidende Vorteile: Sie punkten mit einer vergleichsweise einfachen Montage und sind für die meisten Fahrzeugmodelle, nicht selten sogar universell passend, verfügbar. Dadurch, und durch deutlich weniger Bauteile, sind sie meist günstiger und auch leichter als die Chassis-montierten Varianten. Ein weiterer Vorteil: der Träger schwenkt einfach zusammen mit der Fahrzeugtür auf und gibt so den Heckstauraum frei.

Das Ganze ist allerdings nicht ohne Nachteile: Hecktür-montierte Träger verfügen über eine geringere Stabilität und Tragfähigkeit. Die Befestigung am Türscharnier ist zudem selbst bei geringerer Last nicht ganz ohne, denn das Gewicht lastet auf den Scharnieren, die durch das zusätzliche Gewicht auf Dauer beschädigt werden können. Abhilfe schaffen zusätzliche Montagepunkte an der Tür, dann allerdings müssen rostanfällige Bohrungen gesetzt werden.

 

Galerie: Fahrradtransport: Hecktür-montierte Träger

Chassis-montierter Fahrradträger: Liberco ForBike-R2K.
Foto: Liberco

Montage am Fahrzeugrahmen

Chassis-Montierte Fahrradträger haben ihre ganz eigenen Vorteile: sie bieten eine deutlich niedrigere, bedienerfreundliche Montagehöhe und sind durch ihre Konstruktion deutlich stabiler und robuster. Dadurch erhöht sich die Nutzlast, wodurch sie vor allem für den E-Bike-Transport interessant sind. Der tiefe Schwerpunkt sorgt außerdem für eine bessere Gewichtsverteilung, was sich positiv auf die Fahrstabilität auswirkt.

Durch die Montage am Fahrzeugrahmen sind die Träger allerdings meist Fahrzeug-spezifisch und dadurch teurer.

Konstruktionsbedingt sind sie außerdem schwerer und verlängern das Fahrzeug ganz erheblich. Auch beim zulässigen Gesamtgewicht ist Vorsicht geboten: Die Träger verleiten durch den weit nach hinten versetzten Schwerpunkt zur Überlastung der Hinterachse.

 

Galerie: 8 Fahrradträger für Kastenwagen

Rückleuchten

Die Straßenverkehrs-Ordnung sagt: „Zusätzliche Rückfahrscheinwerfer, Schlussleuchten, Bremsleuchten, Rückstrahler,  Nebelschlussleuchten und Fahrtrichtungsanzeiger, sind an Fahrzeugen oder Ladungsträgern nach Anzahl und Art wie die entsprechenden vorgeschriebenen lichttechnischen Einrichtungen fest anzubringen, wenn Ladungsträger oder mitgeführte Ladung auch nur teilweise in die geforderten Winkel der vorhandenen

Die Straßenverkehrsordnung schreibt frei sichtbare Rückleuchten vor, was die Montage erschwert.
Foto: Daniel Schlicke

vorgeschriebenen Leuchten am Kraftfahrzeug oder Anhänger hineinragen.“ Heißt: Die Rückleuchten des Kastenwagen dürfen vom Heckträger nicht verdeckt werden. Das  wiederum bedeutet, dass gerade Hecktürmontierte Träger sehr hoch beladen werden müssen – es sei denn, sie verfügen über einen eigenen Leuchtenträger.

 

In Spanien und Italien sind Warntafeln pflicht, die Ladung kennzeichnen, die über die Fahrzeuglänge hinausragt.
Foto: Hersteller

Warntafel

Attenzione, attenzione: Warntafeln am Fahrradträger sind in Italien Pflicht! So auch in Spanien, allerdings wird hier eine Tafel mit drei statt fünf roten Streifen gefordert. Wer ohne Warnschild am Fahrradträger erwischt wird, riskiert eine hohe Strafe. Die Vorschrift bezieht sich in beiden  Ländern auf die Kennzeichnungspflicht von Ladung, die über die Abmessungen des Fahrzeugs nach hinten hinausragt. Die Tafeln sind üblicherweise 50 mal 50 Zentimeter groß und aus reflektierend beschichtetem Metallblech oder Aluminium. Clever: Wendetafeln, die für Spanien und Italien genutzt werden können. Kostenpunkt: gut investierte 25 Euro.

 

Schutzhaube

Bei längeren Reisen empfiehlt es sich, die Fahrräder in einer entsprechenden Schutzhaube einzupacken. Sie schützt vor  Witterung und macht gleichzeitig Dieben das Leben ein klein wenig schwerer. Die Schutzhüllen sind meist für zwei Bikes gedacht und aus strapazierfähigem Polyestergewebe gefertigt. Geschickt sind eingenähte Zurrösen und Glasklartaschen zur Platzierung der oben beschriebenen Warntafeln. Gibt es bei Liberco oder Hindermann zu je circa 70 Euro.

 

Schutzhauben schützen teure Bikes vor Wittterung und Langfingern.
Foto: Liberco
Sicherer und komfortabler als auf einem Slide-out-Träger in der Heckgarage lassen sich Bikes kaum transportieren. Das allerdings braucht Platz.
Foto: Daniel Schlicke

Transport in der Heckgarage

Eigentlich hat der Fahrradtransport in der Kastenwagen-Heckgarage richtig viele Vorteile. Entsprechende Systeme sind für wenig Geld zu haben, weil nur Schienen und eine Halterung notwendig sind. Deutlich komfortabler, auch als die klassischen Heckträger, sind die Varianten mit Auszug. Die Fahrräder sind zudem vor Diebstahl und Witterung geschützt. Und dass kein zusätzlicher Träger das Fahrzeug verlängert, hilft beim Rangieren. Allerdings sind längst nicht alle Kastenwagen-Heckgaragen groß genug, um hier Zweiräder vollständig montiert, also mit eingebautem Vorderrad, zu transportieren.

Zwar liegen Grundrisse mit höhenverstellbarem Heckbett gerade voll im Trend, meist scheitert es jedoch an der Länge. Spätestens für Mountainbikes mit 29-Zoll-Laufrädern und flachem Lenkwinkel sind die gängigen zwei Meter  Ladelänge zu knapp. Wer genügend Platz hat, findet entsprechende Modelle bei Bobs Garage, Fiamma, Schmitz Reisemobile, Thule oder Weih-Tec.

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