Jeder Campingbus hat seine Stärken und seine Schwächen. Der eine kann dies, der andere jenes besser und natürlich strebt jeder Hersteller danach, Schwächen auszumerzen und besser als die Mitbewerber zu werden. Beim Thema Fahrwerk und Fahrverhalten ist die V-Klasse mit ihrem Heck- oder Allrad-Antrieb die unangefochtene Referenz im Segment der Kleinbusse. Prinzipiell hätte es vielleicht andere Baustellen als ausgerechnet das Fahrwerk gegeben – beispielsweise das Cockpit, Keyless-Go oder das MBAC, welches inzwischen aber komplett funktionieren soll. Aber nein, der Markt regelts und der Markt sind nicht die Camper, noch nicht einmal Europa, sondern China, wo sich eine bestimmte Klientel auf fein geledertem Luxusgestühl sänftengleich über die teils holprigen Pisten der Volksrepublik chauffieren lässt.
Jedem das Seine und so kommen wir für schlappe 1.697 Euro, das sind knapp 2,4 Prozent des Grundpreises, in den Genuss der Vollluftfederung Airmatic. Ein Aufpreis, bei dem man eigentlich nicht lange überlegen muss. Eine Luftfederung nachzurüsten, kostet sonst mehr als das Dreifache. Und die Vorteile sind spürbar: Luftgefedert verträgt die V-Klasse deutlich schlechtere Fahrbahnen als mit der konventionellen Stahlfeder. Mehr Komfort und feineres Ansprechverhalten ist beim Camper, bei dem nicht selten Töpfe, Teller und anderes Material, welches zu klappern neigt, in den Schränken verstaut ist, sehr willkommen. Im Gegensatz zu den nachrüstbaren Systemen arbeitet Mercedes mit dünnwandigeren Luftbälgen, die durch einen Faltenbalg vor Beschädigungen geschützt werden.
Wie die passende Stahlfeder ist auch die Luftfeder dafür da, das Fahrzeug auf einem Niveau zu halten. Das kann die Luftfeder natürlich optimal, da sich der Luftdruck (= Federrate) an die jeweilige Belastung automatisch anpasst. Besonders interessant ist das natürlich im Anhängerbetrieb, mit voll beladenem Fahrradträger oder generell mit ordentlicher Zuladung. Die Karosserie auf einem Niveau zu halten, ist aber nicht alles. Die Hauptarbeit macht die doppelt frequenzselektive Stoßdämpferregelung, die an jedem Rad selbstständig reguliert. Zwei zusätzliche getrennte frequenzabhängige Ventile für die Zug- und Druckstufe vermindern das Neigen der Karosserie bei Kurvenfahrten und sorgen für spürbar mehr Fahrstabilität.
Über den Dynamic-Select-Schalter auf der Mittelkonsole kann zudem Einfluss auf die Abstimmung genommen werden. Bei Comfort fährt die V-Klasse auf normalem Niveau – senkt sich aber ab Tempo 110 automatisch um zehn Millimeter ab, was den Luftwiderstand verringert und den Verbrauch senken soll. Im Sport-Modus fährt man ständig tiefergelegt – ganz beruhigend im Parkhaus oder bei Höhenbegrenzungen. In die andere
Richtung geht es auch – man möchte ja nicht mit dem lackierten Frontspoiler aufsitzen. Im Lift-Modus hebt sich die Karosserie um 35 Millimeter an, abseits der Straße oder bei sehr hohen Bordsteinen schon eine Erleichterung. Offroad natürlich auch, wobei es beim 4Matic nur 27 Millimeter in die Höhe geht.
In Summe mehr Komfort, mehr Funktion, weniger Gewicht und überschaubare Mehrkosten. Die einzigen Punkte, über die man grübeln könnte, wären die zusätzliche Technik und die eventuell höheren Kosten wenn irgendwann etwas kaputt geht. Abgesehen davon ist die Airmatic aber auf jeden Fall empfehlenswert – und über die Option, das Fahrzeug auf unebenem Boden auf Knopfdruck zu nivellieren, wird bereits nachgedacht. Die erforderliche Technik ist schon vorhanden.
Planst Du in nächster Zeit, einen Camper zu kaufen? Unsere XL-Anleitung zum Camper-Kauf gibt einen Überblick über die verschiedenen Fahrzeug-Typen, erklärt den Camper-Ausbau im Detail und beschäftigt sich mit der Frage, für wen mieten, kaufen oder sharen der richtige Ansatz ist und was dabei zu beachten ist.