Von Bürstner hätte man es nicht gedacht. Ausgerechnet die Wohnfühl-Spezialisten mögen es schmutzig und legen nach dem Campeo 4×4 eine weitere Sensation auf. Gut ein Jahr nach der Einführung des Bürstner Wohnvans Copa kommt dieser als 4×4 Allroad auf den Markt. Würde es die Basis, den Ford Transit Custom, serienmäßig mit Allradantrieb geben, wäre das vermutlich nichts Besonderes und schon vielen in den Sinn gekommen. Es gibt ihn aber nicht ab Werk – und wie schon beim Campeo nimmt Bürstner den Umweg über eine Nachrüstung in Kauf.
Bürstner Copa 4x4
Wer sich ein bisschen auskennt und vielleicht schon einmal mit dem Thema Transit und Allradantrieb beschäftigt hat, kommt schon fast von alleine darauf, wer dahintersteckt: Extrem Konzepte aus Schwenningen liefert das nötige Know-how und Material für den Umbau direkt ins Werk nach Wissembourg im Elsass, wo es direkt eingebaut wird. Das System arbeitet mit einer Haldex-Kupplung und ist immer abrufbereit. Bei Schlupf an der Vorderachse schaltet sich die Hinterachse dazu und die Kraft wird 50 : 50 verteilt. Steht man bereits im Matsch oder auf einer nassen Wiese, lässt sich die Kupplung auf
Knopfdruck auch direkt sperren und es werden gleich beide Achsen angetrieben. ABS und ESP funktionieren sowohl im normalen Frontwie auch im Allradantrieb. Zum Serienstart gibt es den 4×4 in der Grundrissvariante C 500 mit Schlafdach, großem 50-Liter-Wassertank sowie 41-Liter-Kompressor-Kühlschrank. Ob bis zum endgültigen Start noch weitere Optionen wie Höherlegung, Differenzialsperre oder noch weitere Modelle angeboten werden, ist noch nicht bekannt, dafür aber schon der Basispreis von 57.270 Euro.
Bürstner Copa C 530
Ganz neu ist der Copa C 530. Der 30 Zentimeter längere große Bruder bietet einen interessanten Grundriss mit Sanitärbereich im Heck. Der Küchenblock ist auf der rechten Seite angebracht, eine kleine Sitzgelegenheit, unter der sich der Platz für die Gasflasche befindet, ragt in den Bereich der Schiebetür.
In der Praxis stört das überhaupt nicht, denn der 530er hat zwei Schiebetüren. Das Schlafdach öffnet sich nach hinten und bietet eine gewaltige Liegefläche von 228 mal 110 Zentimeter, für den Aufstieg gibt es eine Klappleiter. Der Sanitärbereich im Heck kann bei Benutzung mit einem faltbaren „Raumteiler“ aus Stoff abgetrennt werden. All zu viel Privatsphäre bietet das nicht, zumal man trotz getönter Scheiben schon etwas auf dem Präsentierteller sitzt – aber dafür gibt es ja noch Thermomatten, die man von innen an die Scheiben heften kann.
Ansonsten ist der Ort mit Kassettentoilette und Klappwaschbecken ganz okay und man hat mehr Platz als in mancher Nasszelle größerer Fahrzeuge. Eine Besonderheit ist noch die Dusche, die komplett mit Wanne und Vorhang an der Heckklappe befestigt ist. Nachdem eine Abdeckung im Boden entfernt wurde, kann der Ablauf der Duschwanne eingestöpselt werden und dieser führt direkt in den Abwassertank.
Der Duschvorhang wird mittels Bänder am Aufstelldach befestigt, als Brause dient der Wasserhahn des Waschbeckens. Warmes Wasser erzeugt der 8-Liter- Whale-Gas-Boiler, der unter dem Küchenblock sitzt. Der 50-Liter-Frischwassertank ist seitlich im Schrank, der 50-Liter-Abwassertank unter dem Fahrzeug. Die Lösung ist ungewöhnlich und für einen Kastenwagen mit Aufstelldach relativ einzigartig. Außerdem muss man die Dusche, wenn man sie mal nicht benötigt, nicht immer mit sich herumfahren. Eine weitere Besonderheit ist der freistehende Tisch, der im wie auch außerhalb des Fahrzeugs genutzt werden kann.
Während der Fahrt ist das Teil in einem eigenen Schränkchen untergebracht, im Einsatz steht das Dreibeingestell ganz ordentlich. Dadurch, dass die Zweiersitzbank recht individuell verschiebbar ist, hat man auch an der Küchenzeile ordentlich Bewegungsfreiheit. Kochen, während die Mitreisenden am Tisch sitzen, ist kein Problem – nur bietet der Küchenblock etwas wenig Arbeitsfläche.
Zum unten Schlafen muss der Fahrersitz wieder in Fahrtrichtung gedreht werden. Dann wird aus der Aguti-Zweiersitzbank ein 93 mal 189 Zentimeter großes, wie üblich hartes, Bett. Grundsätzlich ist der Grundriss mit seinen Detaillösungen aber ganz gut gelungen – in der Praxis muss er sich allerdings noch beweisen. Preis gibt es noch keinen, aber ab Sommer soll der C 530 verfügbar sein.
Bürstner Travel Van Lineo C 590
Das dritte Fahrzeug ist der neue Bürstner Travel Van Lineo C 590 auf dem Ford Transit. Das knapp sechs Meter lange Basisfahrzeug verfügt serienmäßig über 130 PS und ein Sechsgang-Schaltgetriebe, weitere Leistungsvarianten, ein Automatikgetriebe und vielleicht sogar Allradantrieb werden vermutlich auch verfügbar sein.
Für das Thema Allrad spricht die Nachfrage nach selbigem Antrieb auf dem Markt und natürlich der Ausbau, den Bürstner präsentiert hat: Die Laderaumhöhe beim L3 H3 unterscheidet sich zwischen Frontund Allradantrieb um genau die zehn Zentimeter, die der Doppelboden beim Frontantrieb hoch ist. Der Ausbau könnte also problemlos in den Allrad ohne Doppelboden eingebaut werden.
Ansonsten ist der Grundriss, basierend auf dem Campeo C 600, klassisch mit freier Sichtachse, Küchenblock, Nasszelle mit Falttür
und einem Querbett 189 mal 144 Zentimeter mit 94 Zentimeter hohem Einstieg im Heck. Man kann im Transit bei 198 Zentimeter zwar gut stehen, aber nur bedingt gut quer schlafen – höchstens diagonal. Für nicht ganz so Große kommt es auf die fehlenden Zentimeter aber nicht an.
Optional lässt sich an der Sitzgruppe auch noch ein Einzelbett mit gut 185 Zentimeter bauen. Die Ausstattung mit 90-Liter-Kompressor- Kühlschrank, 100-Liter-Frisch- und 75-Liter-Abwassertank, optional beheizt, sowie Combi 4-Heizung ist für den Basispreis von 48.690 Euro ganz ordentlich. Erhältlich wird er aber erst ab September sein.
Bürstner Eliseo C 644
Bei den Eliseos wurden die Grundrisse C 602 und C 642 modellgepflegt und der C 644 kam neu dazu. Highlight für 2022 ist die neue Sitzbank, deren Rückenlehne sich um bis zu 22 Grad neigen lässt und die Sitzfläche um bis zu 150 Millimeter nach vorn bewegt. Isofix-Befestigung ist jetzt serienmäßig. Das neue Schwenkbad bietet noch mehr Platz zum Duschen. Besonders die abgeschrägte Duschwand sorgt für viel Platz für die Ellbogen. Außerdem lassen sich jetzt das Sunroof und das Schlafdach kombinieren.
Der Längsschläfer C 642 bekommt ein neues, flexibles Bettsystem, mit dem sich die verschiedensten Transportanforderungen für Gepäck, Sportgerät oder einfach sperrige Ladung im Urlaub sowie im Alltag einfacher lösen lassen.
Der 644er-Grundriss ist komplett neu: mit Rundsitzgruppe im Heck, welche sich zum 187 mal 143 Zentimeter großen Bett umbauen lässt. Dahinter und darunter befindet sich noch ein ausreichend großer Laderaum. Darüber ein Hubbett mit 198 mal 152 Zentimeter, ein riesiger 138-Liter-Kühlschrank, optional noch ein Backofen, das Schwenkbad und eine Dieselstandheizung. Auf diesen Praxistest sind wir wirklich schon gespannt, der erste Eindruck – vom Vorserienmodell – ist ganz vielversprechend.
Mehr Infos vom Hersteller: www.buerstner.com