> Probefahrt mit dem Nordvan MK 490

Platz da, jetzt komm ich

14.10.2022
Bild & Text: Andreas Güldenfuß

Mehr Leben als Laden: Der Nordvan MK 490 auf VW T6 Basis bietet mit der festen Küche in der Fahrzeugmitte mehr Komfort beim Kochen, Schlafen und Wohnen, dafür etwas weniger Stauraum im Heck. Wie funktioniert das in der Praxis so?

Das Thema mit der Küche in der Mitte des Fahrzeugs ist, naja, mindestens so alt wie der Ford Nugget, wobei sie dort auch erst vor 22 Jahren eingeführt wurde. Die Vorteile liegen seit jeher auf der Hand: Der Wohnraum, also der Bereich aus Bank und umgedrehten Sitzen bleibt separat, die Küche ist etwas abgetrennt und bietet in der Regel mehr Arbeitsfläche. Nordvan spricht sogar gleich von einer Drei-Raum-Wohnung mit Küche, Schlafzimmer und Wohn-/Esszimmer und hat natürlich nicht ganz unrecht damit.

 

Die kompakte Heckküche mit Bambus-Arbeitsplatte bietet genügend Platz zum Arbeiten – wenn man es möchte

Die Nachteile sind genauso jedermann bekannt: Der typische Stauraum unter der Liegefläche im Heck geht größtenteils verloren. Das Manko ist bekannt und lösbar, schließlich sieht man kaum einen Ford Nugget ohne Gepäckbox am Heck durch die Gegend fahren. Patric Helk von Nordvan versucht das Problem so gut wie möglich zu lösen: Jeder Zentimeter Stauraum wird genutzt und bis auf die ganz großen Brocken findet in den Schränken und Schubladen vieles seinen Platz. Und prinzipiell kann man, wenn man nur zu zweit unterwegs ist, das Gepäck auch einfach von hinten nach vorne legen und alles ist okay.

Der klassische Stauraum unterm Bett fällt bei dem Grundriss natürlich weg. In den Schränken und Schubladen ist aber Platz für das Nötigste. Ein Kleiderschrank im Heck und eine Garderobe zum Jacken aufhängen machen den T6 zum Business-Van

Sechs Flaschen Korn für den ersten T1

Erst Anfang Juli ist Patric mit seinem Team in ein neues Domizil umgezogen: neuer, größer, schöner und praktischer. Das Geschäft läuft und zum Bauen braucht man Platz. Nur einmal quer durch den Ort, Luftlinie gut sechs Kilometer, steht der neue Nordvan-Verkaufsraum, aus dem jede Woche rund vier Fahrzeuge rollen. Zehn Leute arbeiten teils rund um die Uhr, so kommt es einem jedenfalls vor, am Plan, den sich Patric Helk vor bald zehn Jahren gemacht hat. Wie so oft stand damals das persönliche Interesse im Vordergrund. Als begeisterter Kitesurfer immer unterwegs an den coolsten Spots, musste es mit 18 natürlich ein Bulli sein.

Vor gut 25 Jahren waren die Transporter noch größtenteils je älter, umso billiger und so wechselte sein erster VW T1 für sechs Flaschen Korn den Besitzer. 18 Jahre und ein paar praktische Fahrzeug-Umbauten für die Surf-Kumpels später, beschloss der inzwischen zum Tischlermeister herangewachsene Patric, sein Talent im Um- und Ausbauen von Transportern zu seinem Beruf zu machen. Er verkaufte seinen Multivan und sein Kite-Equipment und steckte den Erlös als Startkapital in seine Firma. Sein Plan war: alte Liebhaberfahrzeuge kaufen, herrichten, individuell ausbauen und wieder verkaufen. Ganz viel individuell und jedes Fahrzeug ein Unikat.

Doch es kam ganz anders: Anstatt gemütlich zu starten und eigene Träume zu verwirklichen, wurde er regelrecht überrannt. Bereits nach drei Monaten musste er den ersten Mitarbeiter einstellen – und in diesem Tempo entwickelt sich Nordvan bis heute weiter. Ein Grund für den Erfolg ist sicher die Auswahl der Optionen und damit ist nicht die Aufpreisliste gemeint. Der Kunde kann den Ausbau kaufen und selbst einbauen, sein gebrauchtes Fahrzeug anliefern und ausbauen lassen, ein gebrauchtes, ausgebautes Fahrzeug bei Nordvan kaufen oder ein Neufahrzeug komplett konfigurieren.

So ist auch gerade die mangelnde Verfügbarkeit von Neufahrzeugen kein großes Problem. Gebraucht, wenn auch teuer, ist immer was verfügbar. Preislich beginnt es bei Nordvan nämlich bei einem Möbelbausatz für knapp 5.000 Euro und auch beim Allin- Paket ab 17.999 Euro kann man nicht über den Preis meckern. Was natürlich – oder besser auf Wunsch – noch dazu kommt, ist ein Aufstell- oder ein festes Hochdach von Polyroof, Reimo oder SCA. Komplettfahrzeuge mit wenigen Kilometern beginnen dann meist bei rund 40.000 Euro, Neuwagen mit Komfortausstattung, Aufstelldach, Allrad oder DSG liegen auch bei knapp 90.000 Euro.

Bildergalerie

 

Unser Testfahrzeug

Unser Nordvan MK 490 ist ein Vertreter der Gebrauchtwagen-Klasse: 1. Hand, Scheckheft gepflegt, 30.000 Kilometer, zwei Jahre alt, TÜV und Service neu mit einjähriger Gebrauchtwagengarantie. Highlights gibt es hier gleich einige: Das Erste ist das Ausstellfenster an der Sitzgruppe. Das komplette Seitenfenster lässt sich um über 90 Grad ausklappen, was natürlich für einen grandiosen Ausblick und viel frische Luft sorgt. Die Sitze und die Sitzbank sind beledert und mit Ziernähten versehen, das Lenkrad natürlich auch. Fahrer- und Beifahrersitz sind drehbar und mit dem 1,20 x 0,40 Meter großen Tisch entsteht eine schöne Sitzgruppe für vier Personen. Der große Vorteil bei dem Grundriss ist, dass man gemütlich am Tisch sitzen kann, während hinten in der Küche im Heck gewerkelt wird.

Für die Nacht kann die Sitzbank mit einem Einlegebrett, welches praktisch hinter der Rückenlehne verstaut wird, in ein im Schulterbereich 1,50 Meter, an den Füßen 1,05 Meter breites und knapp 1,75 Meter langes Bett umgebaut werden. Und Platz zum Ein- und Aussteigen bleibt auch noch. Komfortabler ist es aber eine Etage darüber im Reimo- Aufstelldach mit Komfortbett, also Tellerfedern und dicker Matratze. 1,85 mal 1,08 Meter reicht für zwei, solange man sich lieb hat. Große Fenster mit Fliegenschutzgittern sorgen für viel Luft im Sommer.

Im Heck ist genügend Platz, um sich frei bewegen zu können. Der Schrank am Boden ist groß genug für eine mobile Camping-Toilette

In der Küche sorgt ein großer 51-Liter-Kompressor- Kühlschrank für kalte Getränke und frische Lebensmittel. Der Einflammkocher mit kleinem Spülbecken ist völlig ausreichend für den Kaffee oder kleine Snacks – die Frau geht eh lieber essen. Aber zur Not kommt man mit 28 Liter Frischwasser und 21 Liter Abwasser auch abseits von Campingplatz-Infrastruktur und Restaurants über die Runden, zumal auf dem Dach noch ein Solarpanel bei Sonnenschein für Strom sorgt und unter dem Fahrersitz die Lithium-Batterie versteckt ist. Das große Elektro-Paket beinhaltet natürlich auch die komplette Stromversorgung mit 230-Volt-Anschluss, Laderegler und Steckdosen im Fahrzeug. Zudem gibt es LED-Beleuchtung, Ambiente-Licht und USB-Ladeports. So schon mal ein gut ausgestatteter Camper.

Weitere Highlights sind noch das Außendesign, das Fahrwerk und die Räder. Ein cooler Lock im Alltag kann ja nicht schaden und das Bilstein B14 Comfort-Fahrwerk in Verbindung mit den 20-Zoll-Springfield-Felgen sorgt für stabile Straßenlage. Nicht komplett klassisch, dafür komplett alltagstauglich, weil im Zweifelsfall eben doch kein langweiliger Camper, sondern eine coole Karre. Sicher nicht das Kernthema von Nordvan, aber einmal schnell gezeigt, was und wie es geht – ohne gleich über 100.000 Euro ausgeben zu müssen.

Technische Daten: Nordvan MK 490

Basisfahrzeug: VW T6.1, Vierzylinder-Turbodiesel
mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum: 1.968 cm³,
Leistung: 110 kW (150 PS), Drehmoment: 340 Nm,
Siebengang-Direktschaltgetriebe, Frontantrieb
Maße und Massen: (L x B x H) 490 x 190 x 199 cm,
Radstand: 300 cm. Masse im fahrbereiten Zustand:
2.430 kg, zulässige Gesamtmasse: 3.000 kg
Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Aufstelldach, Aufstellfenster.
Karosserie isoliert und gefilzt
Bett: Dachbett 185 x 108 cm, Bank 175 x 150/105 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 28 l/21 l, Gas: 2,8 kg,
Diesel 70 l, AdBlue 13 l
Serienausstattung: ABS, Klimaanlage, 51-Liter-
Kompressorkühlschrank, Einflammkocher mit Spüle,
Diesel-Standheizung, Thermomatten, Klimaanlage,
Gardinen, Zweitbatterie mit Trennrelais, 12-/230-Volt-
Elektroinstallation
Sonderausstattung: Comfort-Aufstelldach, abnehmbare
Anhängekupplung, 20-Zoll-Leichtmetallfelgen,
Bilstein B14 Comfort-Fahrwerk, Warmwasserboiler,
Markise, 130-Wp-Solaranlage, Wechselrichter
Testverbrauch: 10,2 l/100 km
Ausbau: ab 25.000 €
Testwagen: 69.900 €

www.nordvan.de

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