> 230-Volt-Bordnetz – der Weg in die Zukunft?

Energieversorgung neu gedacht

16.02.2023
Text: Karsten Kaufmann | Bild: Hersteller

Kaum ein Thema beschäftigt Camper mehr, als die Energieversorgung im Fahrzeug. Die Entwickler von Eberspächer stellen erstmalig mit dem Xellstor ein Stromsystem für Camper vor, das dem Energieträger Batterie neue Funktionen überträgt.

Kaum ein Thema beschäftigt Camper derzeit mehr, als die Energieversorgung im eigenen Fahrzeug. LiFePO4-Batterien haben den Weg in eine sorgenfreiere Zukunft geebnet. Sie bieten bei geschrumpftem Gewicht nicht nur deutlich mehr Energie, sondern überzeugen rundum in nahezu allen Anwendungsbereichen.

Eberspächer steht mit seinem Namen in erster Linie für bewährte Standheizungen für Pkws, Campervans und Wohnmobile. Nun stellen die Entwickler aus dem schwäbischen Esslingen erstmalig ein Stromsystem für Camper vor, das dem Energieträger Batterie neue Funktionen überträgt. Xellstor besteht aus Power Units, Speichermodulen, die auf Lithium-Ionen-Zellen basieren und 2,1 kWh Energie zur Verfügung stellen können, vergleichbar mit einer herkömmlichen LiFePO4-Batterie mit etwa 170 Ah Kapazität. Bis zu vier dieser Power Units lassen sich parallel schalten.

Doch die Power Units sind nicht nur schlichte Batterien. Dank einer intelligenten Elektronik können sie direkt 230-Volt-Wechselspannung abgeben, imposante 3.600 Watt – und das konstant. Da die Wechselspannung nicht über einen herkömmlichen Wechselrichter erzeugt wird, sollen Energieverluste und Hitzeentwicklung sowie übermäßiger Stress für die Zellen kein Thema sein. 230-Volt-Wechselspannung bietet im Fahrzeug zudem etliche Vorteile: Die Kabelquerschnitte können dünner dimensioniert werden als bei Gleichstrom, ein Spannungsverlust ist selbst bei sehr langen Kabelwegen nicht zu befürchten.

Das eigentliche Gehirn des Systems ist der Smart Hub. In ihm laufen alle Anschlüsse zusammen – zu den Power Units und zu allen Lademöglichkeiten wie beispielsweise Lichtmaschine, Lade-Booster, Landstrom oder den Solarpanels. Er fungiert somit als Laderegler, priorisiert bei abnehmendem Ladezustand die Versorgung einzelner Verbraucher, schaltet weniger wichtige ab. Ein integrierter Inverter wandelt bei Bedarf die Wechselspannung in Gleichstrom – um parallel 12-Volt-Abnehmer an Bord versorgen zu können. Die in den Eberspächer Power Units verwendeten Lithium-Ionen-Akkus wurden bisher von Reisemobilherstellern eher gemieden. Ihre hohe Energiedichte galt als schwer beherrschbar, LiFePO4-Akkus hingegen bewährten sich als sichere und problemlose Alternative.

 

All-inclusive – der Weg in die Zukunft? Gerade Besitzer von Expeditionsmobilen schätzen ein redundant aufgebautes Energiesystem. Sollte ein Baustein ausfallen, übernimmt ein anderer dessen Aufgabe. In keinem Fall darf ein defektes Modul eine ganze Kette an Ausfällen verursachen. Daher besser drei 100-Ah-Akkus als ein einziger mit 300 Ah, besser für jedes Solarmodul ein Solarregler als ein großer für alle Module. In der Power Unit kombiniert Eberspächer Batterie und Wechselrichter, ein Defekt einer Zelle könnte das ganze Modul zum Erliegen bringen, ein Defekt in der Smart Hub die gesamte Ladeinfrastruktur. Könnte. Das System wird seine Verlässlichkeit in der Praxis beweisen müssen. Die Markteinführung startet im zweiten Halbjahr 2023. Wir sind sehr gespannt. www.eberspächer.de

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