Was lange währt, wird endlich gut. Was hatten wir eine Anhängerkupplung an unserem Dauertest-Malibu vermisst! Nun ist sie da, frisch geliefert vom Kooperationspartner Rameder, der seine gesamte Angebotspalette an Anhängerkupplungen, Dachboxen und vielem mehr unter www.kupplung.de feilbietet. Statt des dort auch angebotenen Montage-Service haben wir uns für die Eigenmontage entschieden. Und dies im CamperVans-Stil: pragmatisch und authentisch. Also direkt vor der Haustüre auf schwäbischem Asphalt, mit üblichem Hobbyschrauber-Werkzeug und viel Elan.
Dankenswerterweise bietet Rameder die Kupplung mit einem sogenannten fahrzeugspezifischen Kabelsatz an. Also einem Kabelstrang, dessen Anschlüsse und Länge zum Auto passen. Vor allem ersteres ist wichtig, da heute im Zeitalter von CAN-Bus-Systemen die Steckdose der Kupplung nicht mehr mit kruden Stromdieben einfach von Kabeln am Rücklicht versorgt werden sollte. Zu hohe Übergangswiderstände an den Klemmen können den CAN-Bus und damit das Steuergerät des Wagens durcheinander bringen und Fehlfunktionen oder Fehlermeldungen erzeugen. Bei unserem FCA-Van (Citroën, Fiat, Peugeot und seit 2021 Opel) passt der Kabelsatz sehr gut, seine qualitative Anmutung ist hervorragend. Nur ist er mit circa acht Metern Länge für unseren 6,36-Meter-Van etwas zu lang.
Arbeitsvorbereitungen
Zunächst sollte man sich ganz in Ruhe die Anbauanleitungen durchlesen. Dies tut Mann zwar nicht gerne, aber es hilft in diesem Fall ungemein. Zur Montage der Kupplung selbst gibt es ein Faltblatt, für die Elektrik ebenfalls. Beide sind gut illustriert und verständlich aufgebaut. Mit dem Blick in die Anleitungen wird auch klar, ob das benötigte Werkzeug zur Hand ist oder vor Beginn der OP noch etwas besorgt werden muss.
Infobox
Wir haben mit dem üblichen Heimwerker- beziehungsweise Autoschrauber-Werkzeug gearbeitet. Setzt man eine kleine Torx-Ausstattung als normal voraus, fallen lediglich der benötigte Schälbohrer mit 40 Millimeter Durchmesser und das „Auspin-Werkzeug für Kfz-Elektrik“ in den Bereich des Spezialwerkzeugs. Der Schälbohrer war in unserem Fall gegeben, das Elektrik-Werkzeug schnell und günstig beim Online-Mogul besorgt. Immer hilfreich bei Arbeiten am Auto: Schutzwachs, Kabelbinder, Drehmomentschlüssel. Wenn es unter das Auto geht, dann helfen Schutzbrille, Auffahrrampen oder Keile und eine Schraubermatte. Wir nehmen den Anbau zu zweit in Angriff, was in einigen Fällen sehr gut ist. Prinzipiell ginge der Anbau auch allein, allerdings muss man dann stellenweise etwas „zaubern“.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 1
Wir beginnen, wie üblich, wenn es an die Kfz-Elektrik geht, mit dem Abklemmen der Starterbatterie. Diese befindet sich in unserem Fall im Fahrerfußraum des Malibu Van diversity 640 LE K und ist gut zugänglich. Erst wird der Minus-Pol abgenommen, dann der Plus-Pol. Dies ist notwendig, da die Batterie aus dem Kasten muss, um ein Loch für den Kabelsatz der Kupplung zu bohren. Ohne Ausbau der Batterie hätte es gereicht, lediglich den Minus-Pol zu demontieren.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 2
An der nach innen gewandten Seite des Batteriefachs wird mit Akkuschrauber und Schälbohrer eine Durchführung für den Kabelstrang gebohrt. Beim Durchschieben des Kabels fällt auf, dass es strategisch günstig gewesen wäre, den Wagen vor der Demontage der Batterie mit der Vorderachse auf die Auffahrrampen zu stellen. So danken wir unseren schlanken Astralkörpern und der Bodenfreiheit des Malibu, dass wir auch so unter den Wagen passen, um das Kabel von unten in den Innenraum zu führen.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 3
Wir legen das Steckbrett der Kfz-Elektrik im Bereich des linken Fahrerknies frei. Hierfür wird Torx-Werkzeug benötigt. Dorthin muss ein Strang des Kupplungskabelbaums, um die Signale für Licht, Blinker und Nebelschlussleuchte einzuschleifen. Den Kabelstrang aus dem Batteriefach mit genug Luft an der Lenksäule vorbeiführen und mit Kabelbinder fixieren.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 4
Es geht ans Eingemachte – wir schließen den Kupplungskabelstrang an den Kfz-Kabelbaum an. Dazu benötigen wir das Auspin-Werkzeug, um die Einzeladern im 60-poligen-Stecker lösen zu können. Hierzu kann ruhig auf ein Billigwerkzeug aus dem Online-Handel zurückgegriffen werden, für unter sechs Euro bekommt man eine komplette Garnitur davon.
Zurück zum Stecker. Es bedarf trotz des Spezialwerkzeugs etwas Fingerspitzengefühl, um die Mikro-Pins im Steckergehäuse zu lösen und die einzelnen Käbelchen nach hinten herausziehen zu können. Es empfiehlt sich die Gleitsichtbrille griffbereit zu haben und bei Farb-Schwäche muss dringend eine zweite Person mit unverfälschter Farbwahrnehmung dabei sein. Dann beginnt man – immer eine Ader nach der anderen – die Kabel aus dem Kfz-Stecker auszupinnen und in die frei gewordene Öffnung sofort die Ader des Kupplungskabelstrangs einzupinnen.
Ist dies erledigt, bitte immer den festen Sitz des Pins im Stecker überprüfen und dann das ausgepinnte Kabel des Kfz-Kabelbaums im Blanko-Stecker des Kupplungskabelbaums einstecken. Sollte man, aus welchem Grund auch immer, bei dieser Belegungs-Rochade abgelenkt werden und sich nachher nicht mehr sicher sein, auf welchen Pin ausgesteckte, nun freie Kabel im großen Kfz-Stecker gehören, so gilt es immer der Pin-Nummer die Priorität zu geben und nicht der Kabelfarbe.
Grund: Die Pin-Belegung ist in der Anbauanleitung und im Kabelbaum fest definiert und dokumentiert. Kabelfarben können in seltenen Fällen variieren, weswegen sie weniger zuverlässig als die klare Pin-Nummerierung sind. Sind alle vier Pins neu belegt und der Stecker im dafür vorgesehenen Gegenstück eingesteckt, ist die Einschleifung des Kupplungskabelbaums komplett.
Jetzt muss die Starterbatterie wieder ins Batteriefach zurück und angeschlossen werden. Darauf achten, dass bei abgestellter Zündung erst der Plus-, dann der Minuspol angeschlossen wird. Nun wird das Anhängerkupplungs-Steuergerät auf der Batterie lose platziert und angeschlossen. Danach einen Verbraucher, also einen Anhänger oder Radträger, in die Steckdose des Kabelbaums einstecken und die korrekte Funktion überprüfen.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 5
Alle Rücklichter funktionieren? Blinker und Bremslicht ebenso? Topp, dann ist das Schwierigste erledigt. Da wir nicht vorhaben, Wohnwagen mit dem Malibu zu ziehen, verzichten wir auf die Belegung des Dauer-Pluspols für den Anhänger. Nun heißt es, Steuergerät und Kabelstrang zu fixieren. Das Steuergerät wird mittels Klebe-Klettstreifen auf der Batterie fixiert. Den Nebenstrang über der Lenksäule nochmals auf sauberen, scheuerfreien Sitz geprüft, den 60-poligen Stecker ebenso. Nun können Klappen und Deckel wieder montiert werden. Ist der Innenraum fertig, geht es unter das Auto.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 6
Den Wagen mit der Hinterachse auf die Rampen fahren und per Handbremse und Klotz vor dem Vorderrad sichern. Dann den Kabelstrang aus dem Batteriefach nicht unter Spannung, aber auch nicht zu locker in Richtung linker Fahrzeugaußenseite führen.
Am Längsträger werden werksseitig Leitungen nach hinten geführt, hier kann der AHK-Kabelstrang bis vor die Hinterachse in originalen Haltern eingeklippt werden. Das Kabel über der Hinterachse verlegen und davor und dahinter mit Kabelbindern sichern.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 7
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 8
Im vorletzten Schritt werden Steckdose und Kupplungshaken montiert. Eine Sache von fünf Minuten. Die Montage der Abdeckung sowie das Einstecken der PDC-Sensoren dauerte weitere fünf Minuten.
Anhängerkupplung nachrüsten: Schritt 9
Der zu lange Kabelbaum wird sauber verstaut. Wir entfernten dafür das Spritzschutzblech der Gasschrankentlüftung. Nachdem wir das Blech an zwei Stellen ausgeschnitten hatten, wurde der Kabelstrang aufgerollt, per Kabelbinder fixiert und auf das Blech gelegt. Das Kabel wird durch die neu geschnittenen Durchführungen geführt und liegt nun auf dem Blech neben der Entlüftungsöffnung sauber aufgeräumt außer Reichweite von Spritzwasser und Schmutz. Fertig ist das Projekt!
Was sonst noch geschah...
Ein paar Auffälligkeiten gab es bei der Montage. Zum einen war der Kabelstrang viel zu lang, was wir allerdings sauber kaschieren konnten. Zum anderen fehlten einige Unterlagsscheiben für die Querträgeranbringung, was ärgerlich, aber nicht dramatisch ist. Ein echtes Ärgernis war die zu kleine Bohrung in den Längsträgern bzw. die zu dick dimensionierten Hülsen. Ohne Schälbohrer wäre das Projekt hier erheblich ins Stocken geraten. Apropos Stocken: Inklusive Rüstzeit, Mittagspause mit Grill und Softdrinks und ganz ohne Stress waren wir zu zweit nach vier Stunden Bastelei fertig.
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