> Der geeignete Schlafsack oder die geeignete Decke fürs Camping

Tipps zum Schlafen im Campervan

10.03.2023
Text: Andreas Güldenfuß | Bild: Hersteller

Beim Camping in der kalten Jahreszeit kommt man manchmal an seine Grenzen. Worauf sollte man beim Kauf eines Camping Schlafsacks oder einer Decke achten?

Wintercamping wird ja immer beliebter, der absolute Trend der letzten Jahre. Natürlich hat Corona seinen Teil dazu beigetragen – wenn Hotels oder Pensionen geschlossen sind oder einem die geballte Ansammlung von Menschen zu viel ist, geht man auf den Stell- oder Campingplatz. Mit dem Reisemobil oder Wohnwagen klappt Wintercamping zum größten Teil auch ganz ordentlich. Diese Fahrzeuge besitzen meist einen geschlossenen Aufbau aus mehr oder weniger einem Guss – oder einfacher ausgedrückt: eine Kabine aus einem Sandwich-Material mit dicker Schaum-Isolierung im Kern und relativ wenigen Kälte-, oder wie es wissenschaftlich korrekt heißen muss, Wärmebrücken.

In einem Campervan oder Kastenwagen ist die Ausgangslage meist nicht ganz so ideal. Unsere Fahrzeuge bestehen größtenteils aus Blech. Blech, das wissen wir auch, hat eine sehr hohe Dichte, ist also ein guter Leiter. Leider leitet der Leiter ganz viel Energie, in dem Fall Wärmeenergie, die erzeugt durch bloße Anwesenheit im Fahrzeug, Kochen oder Heizen, vom Innenraum nach außen. Dort, wo die Wärme entschwindet, wird es kalt. Und dort wo es kalt wird, kondensiert die Feuchtigkeit aus der Raumluft. Auf die Analyse, dass das ganze Problem nur durch einen Energiemangel verursacht wird, würde man ständig kräftig nachheizen, könnte nichts auskühlen, verzichten wir jetzt.

Schließlich geht es ja nur darum: Beim Campen im Winter, oder generell bei kühleren Temperaturen, kann man sich im Campervan teilweise wie in einer Tropfsteinhöhle fühlen. Egal wie viele Zentimeter Arma, X-Trem, Vanue, Hanf oder sonstige Wolle man in den Ausbau gesteckt hat, gegen etwas Kondenswasser ist kein Kraut gewachsen. Ein bisschen Feuchtigkeit im Fahrzeug ist eigentlich ja nicht so schlimm, beschlagene Scheiben beim Aufstehen, Kaffee kochen, wenn man nach einem Regenschauer ins Auto kommt. Uns geht es um ein anderes Problem: Schlafen. Was ist unangenehmer als ein feuchtes, klammes Bett? Nicht viel.

Beim Schlafen im Campervan mit Aufstelldach oder auch im Dachzelt wird es nachts oft empfindlich kühl. Umso wichtiger ist es, eine wärmende und schnell trocknende Bettdecke oder einen entsprechenden Camping Schlafsack zur Verfügung zu haben.
Foto: Redaktion

Aber wie verhält es sich meist, wenn man mit einem Campervan mit Aufstelldach unterwegs ist? Wenn es draußen richtig eklig ist, sitzt man bei noch geschlossenem Dach im Auto, damit es bei laufender Heizung schön warm wird. Die Bettdecke oder der Schlafsack liegt meist zusammengedrückt zwischen Dach und Matratze oder in einen Beutel gestopft in einem Schrank – Platz ist meist Mangelware. Wenn es dann Zeit zum Schlafen ist, wird das Dach geöffnet, die Decke oder der Schlafsack ausgerollt und es vergehen ein paar kühle Momente, bis man seine Schlafutensilien aufgewärmt hat – meist hilft die Heizung im ersten Moment noch mit, bevor sie gedrosselt oder abgeschaltet wird.

Am nächsten Morgen geht es dann in umgekehrter Reihenfolge weiter, nämlich Dach zu, Schlafzeug eingequetscht oder zusammengerollt – auf zu neuen Taten. Im Idealfall hat man nach zwei, drei Tagen Zeit und schönes Wetter, um alles ordentlich zu trocknen und auszulüften. Aber wer kennt es nicht, das lange Wochenende oder gar der halbe Urlaub im Dauerpiss und hinterher auch keine Zeit, um das Auto sachgemäß zu versorgen. Abgesehen vom Zeltbalg oder der Matratze kann einem dies auch die Decke oder der Schlafsack ziemlich übel nehmen, denn je nach Füllung kann die oder der sehr anspruchsvoll sein.

Deshalb haben wir uns mit ein paar Experten auf diesem Gebiet unterhalten und die wichtigsten Punkte und Tipps der Redaktion zusammengestellt. Wir waren selbst ganz überrascht, wie empfindlich oder auch unempfindlich die unterschiedlichen Ausführungen sind, denn wir haben bisher ziemlich wahllos in den Schrank gegriffen und eher nach Temperatur als nach echter Eignung ausgewählt. Praktischerweise sind alle Varianten, also Daune, Kunstfaser und Naturfaser, bei uns im Einsatz, aber wie gesagt, die Auswahl des jeweiligen Schlafsacks war ziemlich willkürlich.

Daune

Auch die Frage, woher beispielsweise die Füllung eines Daunenschlafsacks oder einer Daunendecke kommt, hat man nicht immer direkt auf der Liste. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, da jeder verantwortungsvolle Anbieter seine Standards veröffentlicht. Bei Daunen ist der Responsible Down Standard am weitesten verbreitet. Die Vorgaben sind außer dem Verbot von Lebendrupf und Zwangsfütterung noch zusätzliche Anforderungen an die Haltungsbedingungen, also genügend Platz, Futter, Wasser, keine Wachstumshormone und ausreichend Auslauf.

 

Der Deuter Astro 500 SQ ist ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Daunenschlafsack mit guter Temperaturregulierung funktionieren kann: In der Outdoor-Klassifizierung wird der Astro für Dreijahreszeiten, in dem Fall Frühjahr, Sommer und Herbst, empfohlen. Nach ISO EN 23537 könnte man in diesem Camping Schlafsack eine Nacht bei zwei Grad Plus durchschlafen – man würde aber auch -20 °C sechs Stunden lang aushalten.

Deuter Astro 500 SQ
Foto: Hersteller
Deuter Astro 500 SQ
Foto: Hersteller

Da im Camper eher In- als Outdoor-Temperaturen herrschen, kann man ihn unterwegs das ganze Jahr über nutzen. Durch seinen umlaufenden Reißverschluss kann er auch als Decke genutzt werden. Er hat ein super weiches Futter, die Daunenfüllung ist natürlich CAW-zertifiziert und das Außenmaterial trotz Verzicht auf PFC wasserabweisend.

Der einzige Nachteil: Wer sich bei der Temperatur verzockt und zu sehr schwitzt – Daunenschlafsack bedeutet Handwäsche oder Reinigung. Der Preis im Fachhandel: rund 330 Euro. www.deuter.com 

Wolle

Auch bei der Wolle gibt es Unterschiede: Lange Zeit war europäische Wolle zu teuer, um weiterverarbeitet zu werden, weshalb sie letztendlich verbrannt oder als Dünger verwendet wurde. Industriell wurde Wolle aus oft nicht nachvollziehbarer Haltung verwendet, Mulesing und Behandlung bei der Schur ebenfalls nicht dokumentiert.

Bei Grüezi Bag wird dagegen nur Wolle von Schafen verarbeitet, die auf österreichischen oder schweizer Almen, norwegischen oder schwedischen Weideflächen gehalten werden. Ähnlich wie bei den allseits beliebten Merino-Shirts, hat auch die Wolle im Schlafsack die besten Eigenschaften wie antibakteriell, geruchshemmend und pflegeleicht. Zudem ist Wolle natürlich ein nachhaltiger, nachwachsender Rohstoff. Einer der größten Vorteile der Wolle ist aber das Schlafklima durch die einzigartige Feuchtigkeitsregulierung.

Auch wenn der große Schlafsack in unseren kleinen Campern seine Vorzüge nicht ausspielen kann, die große Kuscheldecke ist schon gemütlich. Der Grüezi Bag ist außen wasserabweisend und hat innen ein weiches Microfaser-Fleece. Die Füllung ist zweilagig und besteht aus Almwolle und einem Teil Synthetik.

Die synthetische Mikrofaser leitet die Feuchtigkeit, also den Schweiß, direkt an die Wollschicht weiter, die weiterhin isoliert, aber die Feuchtigkeit an die Außenluft abgibt. Diese Eigenschaft der Wolle bleibt auch erhalten, wenn der Schläfer viel schwitzt und beispielsweise Daune feucht werden und nicht mehr isolieren würde. Ein bisschen größer und schwerer, aber im Woll- programm waschbar. Preis: 289 Euro. www.gz-bag.de

Grüezi Bag Wolle XXL
Foto: Hersteller

Kunstfaser

Zu guter Letzt natürlich die Kunstfaser. Kleinste Microfasern, die wie ein Wattebausch die isolierende Luft einschließen und so für gute Wärmeleistung sorgen. Dieser Versuch, die Funktion der natürlichen Daune zu imitieren, bringt Vor-, aber auch Nachteile.

Kunstfaser, hier von 3M. Der Name Thinsulate setzt sich aus thin und insulate, zu deutsch dünn und isolierend, zusammen.
Foto: Hersteller

Für die Nutzung im Camper überwiegen jedoch die Vorteile, denn die Kunstfaser ist relativ unempfindlich gegen Feuchtigkeit und nimmt einem auch die unsachgemäße Behandlung, wie etwa die Lagerung im komprimierten Zustand, nicht so übel.

Die Eigenschaft, dass sich Kunstfasern nicht vollsaugen und verklumpen – und dadurch auch im nassen Zustand noch wärmen – macht diese Schlafsäcke besonders für extremere Einsätze interessant. Für den Einsatz im Camper ist das aber nicht so wichtig – hier zählen Schlafklima und Nachhaltigkeit mehr.

Der Quest ist ein klassischer, oder besser, moderner Kunstfaserschlafsack mit einer Hohlfaser-Füllung mit Waveloft-Konstruktion, bei der verschiedene Isolationsschichten übereinander vernäht werden. Die Kopie der Eigenschaften der Daune ist technisch gesehen ideal, da pflegeleicht, preiswert, für Allergiker geeignet, vegan und garantiert ohne Tierleid – höchstens der Hund frisst den Schlafsack.

Sea to Summit Quest
Foto: Hersteller
Sea to Summit Quest
Foto: Hersteller

Der Schlafsack nimmt es einem auch nicht übel, wenn er mal feucht in irgendeinem Fach verschwindet und trocknet auch wieder rasend schnell. Schimmel oder Stockflecken muss man auch nicht befürchten. Bei diesem speziellen Damenmodell wurde sogar extra auf eine vielverbreitete Problemzone Rücksicht genommen: Im Fußbereich ist es gegen kalte Füße besser isoliert. Zusätzlich ist er noch leicht, sehr klein zu packen, waschbar und sogar für den Trockner geeignet. Prinzipiell also nichts, was dagegen spricht. Preis: ab 139 Euro im Fachhandel. www.seatosummit.eu

Klassische Bettdecke statt Camping Schlafsack

Jeder hat sie daheim, manche sogar in mehrfachen Ausführungen, beispielsweise als Sommer- oder Winterdecke. Wie viele unterschiedliche Versionen es gibt, wissen vermutlich die wenigsten: Daune, Federn, Bambus, Baumwolle, Kapok, Hanf, Kaschmir, Kamelhaar, Alpaka, Wolle, Seide und natürlich Synthetik in den unterschiedlichsten Formen.

Die Zudecke von daheim auch als Decke fürs Camping zu verwenden ist natürlich super nachhaltig – es ist allerdings immer ätzend, wenn man mitten in der Nacht nach Hause kommt und erst noch das halbe Auto ausräumen muss, bevor man ins Bett kann. Und was man auch nicht vergessen darf: Wer schon daheim mit seinem eigenen Schlafklima hadert, braucht sich nicht wundern, wenn es im Camper ebenfalls zu kalt, zu warm, zu schwitzig ist.

Bettdecke Schlummerle von Traum-Fabrik
Foto: Hersteller

Es gibt auch spezielle Decken für den Camper, die sich dann tagsüber beispielsweise besonders platzsparend zusammenlegen lassen, waschbar sind oder eben einen großen Temperaturbereich abdecken. www.wohnmobilmatratzen-ott.de; www.traum-fabrik.de

Zum Weiterlesen: Mehr Campingzubehör-Tipps findet ihr hier.

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