Ein Jahr nach dem letzten echten Modellwechsel gehen 2007 die ersten Kastenwagen auf dem neuen Fiat Ducato Typ 250 an den Start. Mit von der Partie ist damals auch der Knaus BoxStar 540 U, der uns nun von Kleinanzeigen vorgeschlagen wird. Sein geselliger Grundriss leitet sich vom Vorgängermodell 550 U ab und war so nur kurz zu haben, weil der Hersteller ihn in den kommenden Jahren immer weiter im Detail an die neue, deutlich kantigere Ducato-Karosserie anpasste. Für rund 35.000 Euro gab es damals eine Rundsitzgruppe im Heck, die sich zum großen Doppelbett umbauen lässt, eine Küchenausstattung mit Kompressorkühlschrank und Kocher-Spüle- Kombination und eine Nasszelle samt Banktoilette.
Zum Redaktionsschluss ruft der Händler GV Caravan aus dem Raum Stuttgart exakt 26.999 Euro für sein Exemplar auf, das zwar verhalten ausgestattet, aber nur überschaubar weit gereist ist. Wenn das nicht wertstabil ist. Andererseits, der Vorgänger – und da stammt die Technik aus den frühen Neunzigern – kostet oft nicht viel weniger. Die Fotos im Netz sind gut gemacht und vielversprechend – für uns Grund genug für eine Besichtigung.
Sparsame Ausstattung im Fahrerhaus
Weiter geht’s im Fahrerhaus. Auch hier muss der Zustand zur angegebenen Kilometerlaufleistung passen. Indizien liefern das Lenkrad, die Pedalgummis und die Sitzwange des Fahrers. Passt. Im Cockpit leuchten sämtliche Meldungen einmal auf, bevor sie nach und nach wieder erlöschen – auch das soll genau so sein. Zur Ausstattung gehören noch elektrische Fensterheber, eine manuelle Klimaanlage und ein Nachrüst-Radio, der Rest muss auf einer anschließenden Probefahrt geprüft werden.
Wichtig: Drehkonsolen und einen kleinen Klapptisch, wie bei diesem Grundriss eigentlich üblich, gibt es im BoxStar 540 U nicht,
also muss der Heckbereich, der gleichzeitig Sitzgruppe und Schlafgelegenheit ist, auch für kleinere Vesperpausen in Wohnstellung gebracht werden. Das funktioniert zum Glück ohne allzu große Anstrengung.
Guter Zustand, überholtes Design
Ist die Rundsitzgruppe einmal gebaut, bietet sie locker Platz für bis zu fünf Personen. Das Bettzeug und sonstige Ausrüstung kommt dann in den geräumigen Staukästen unter, die Klamotten in einem großen Kleiderschrank und in den umlaufenden Dachstauschränken. Hier präsentiert sich der Gebrauchte in beinahe makellosem Erhaltungszustand. Sein eigentliches Alter sieht man dem Knaus höchstens an den etwas müden Halogenstrahlern an, und die sind schnell auf energiesparende LED-Technik umgerüstet. Okay, auch das Design der Sitzbezüge ist in die Jahre gekommen.
Und den Liegekomfort einer echten Matratze wird das Polster-Puzzle nicht bieten können. Abgenutzt oder muffig ist das Bett aber keineswegs.
Die Spüle scheint unbenutzt
Auch die Küchenzeile scheint sehr gepflegt – auf dem Chrom des Abflussstopfen klebt sogar noch die Schutzfolie. Die Brenner zünden elektrisch und arbeiten gleichmäßig, ohne zu rußen. Nebenan bleiben rund 40 Zentimeter Arbeitsfläche. Zwar sind die Kühlschränke seit 2007 deutlich gewachsen, und im hier verbauten Modell beansprucht ein fest verbautes Gefrierfach gut ein Drittel des verfügbaren Volumens, doch für die nötigsten Vorräte bleibt ausreichend Platz.
Das größte Fragezeichen: Die Nasszelle
Mehr Platz als heute gängig bleibt bis zur Nasszelle gegenüber: Für üblich schränkt die Rücksitzbank den Mittelgang auf rund 40 Zentimeter ein, im 2007er BoxStar 540 U sind es mehr als 50. Die Nasszelle selbst ist typisch Kastenwagen, mit Banktoilette und einem kleinen Waschtisch samt Eckwaschbecken und etwas Stauraum. Zum Duschen gibt’s eine Ausziehbrause mit entsprechender Halterung. Doch es gibt nicht nur Positives, sondern wie eingangs erwähnt auch etwas Arbeit. Zunächst einmal fehlt der Duschvorhang. Hoffentlich wurde hier länger nicht mit Wasser hantiert, denn die Duschtasse ist gebrochen und zu den Wänden hin nur noch stellenweise abgedichtet. Was auf den ersten Blick unappetitlich aussieht, sind Klebereste.
Hier war irgendwann mal ein zusätzlicher Bodenbelag verklebt, warum auch immer. Die gute Nachricht: Wir können nirgends aufgequollenes Holz, Stockflecken oder Ähnliches entdecken. Bei ernsthaftem Kaufinteresse bringt man ein Holzfeuchtemessgerät mit zur Probefahrt, und eventuell lohnt es sich, Näheres beim Erstbesitzer anzufragen – die Kontaktdaten sind in den Fahrzeugpapieren ersichtlich.
Runde Sache? Verhandlungssache!
Eine neue Duschtasse wäre bei Knaus noch verfügbar, meint der Verkäufer. Die koste rund 100 Euro, doch der Einbau ist nicht mal eben getan. Die Entscheidung möchte man dem Käufer überlassen: Entweder er bezieht lediglich das Ersatzteil und übernimmt die Arbeit selbst oder er lässt das Bad noch vor der Übergabe vom Händler richten. Das wäre sicher nicht gratis, aber Verhandlungssache.
Wir sehen den Knaus als überschaubares Projekt bis zum kommenden Saisonstart. Wenn man einmal dabei ist, tauscht man die Dachluke gegen ein größeres Modell mit klarer Verglasung und modernisiert die Bordelektrik nach persönlichem Bedarf (USB war 2007 in Campervans noch kein Thema). Dann ist dieser Knaus eine wirklich runde Sache.
Infobox
Knaus BoxStar 540 U
Baujahr: 2007
Kilometer: 162.021
Basis: Fiat Ducato, 2,2-Liter-Turbodiesel mit 88 kW (120 PS), Sechsgang-Handschaltgetriebe, Frontantrieb. Abgasnorm Euro 4. Klimaanlage, Tempomat, elektrische Fensterheber, Fahrer- u. Beifahrerairbag, Zentralverriegelung.
Maße und Massen: (L x B x H) 541 x 205 x 258 cm, Radstand 345 cm. Leergewicht fahrbereit: 2.600 kg*, zul. Gesamtgewicht: 3.300 kg.
Fahren/Wohnen/Schlafen: zwei gurtgesicherte Sitzplätze, Rundsitzgruppe umbaubar (Liegefläche 192 x 140 cm), Küchenzeile inklusive Kompressor-Kühlschrank, Zweiflammkocher und Spüle, Nasszelle mit Kassettentoilette und Duschwanne, Kleiderschrank mit Gas-Standheizung.
Füllmengen: Kraftstoff: 120 l. Frisch-/Abwasser: 100 l/90 l., Gas: 2 x 11 kg.
Gesehen bei: GV-Caravan (www.gv-caravan.de) in 71036 Sindelfingen
für 26.999 Euro