> Steuerungs- und Infotainmentsystem Revotion

Revotion vernetzt alle technische Komponenten im Camper

16.10.2024
Text: Daniel Schlicke | Bild: Andreas Güldenfuß

Sämtliche technische Komponenten über eine einzige App zu steuern, verspricht viel Komfort. Das Start-up Revotion macht es möglich, auch zum Nachrüsten.

Lichter steuern, während man bereits im Bett liegt, oder von unterwegs den Boiler einschalten, damit es bei der Rückkehr zum Campervan gleich unter die warme Dusche gehen kann – smarte Bordtechnik ist längst auch in der Welt der mobilen Freizeit angekommen. Einige Systeme sind bereits auf dem Markt, in unterschiedlichen Ausprägungen lässt sich die Bordtechnik des Fahrzeugs aus der näheren oder weiteren Entfernung kinderleicht bedienen. Das junge Start-up Revotion aus Düsseldorf ist mit einem eigens entwickelten System auf dem Markt, das unabhängig vom Fahrzeughersteller Komponenten und Geräte vernetzt. Jeder Camper soll sein eigenes Fahrzeug nun ganz einfach smart machen können, so das Versprechen.

Nicht nur fairnesshalber sei jedoch erwähnt, das Revotion bereits mit Ahorn Camp und weiteren Ausbauern eine Partnerschaft eingegangen ist (siehe Links weiter unten). Ahorn Camp aus Speyer zum Beispiel bietet das System als Option und in einer Premium Edition seiner Kastenwagen an.  Jasper Ehmcke, einer der beiden Revotion-Gründer, beschreibt das Konzept so: „Unsere Idee ist: Wir verbinden die Bedienung aller Systeme auf einer Oberfläche und machen es dem Nutzer dadurch so einfach wie möglich“. Dabei gehe es nicht darum, eigene Sensoren zu entwickeln, sondern bestehende Technik gut zu vernetzen und optisch attraktiv und intuitiv bedienbar darzustellen.

Ein normales Tablet mit Wandhalterung dient als Bediendisplay für die Steuerung der Bordsysteme.
Foto: Andreas Güldenfuß

Modulares System - einfach zu erweitern

Das System ist modular aufgebaut: Jedes Modul (Revotion spricht von Node, englisch für Knotenpunkt) kommuniziert per Funk mit dem Hauptcomputer (Brain genannt). Zwischen Node und Brain ist also keine Kabelverbindung nötig, jede Node muss nur lediglich Strom aus dem Bordnetz bekommen. So lassen sich beliebig viele Module in das Gesamtsystem integrieren. Camper können also auch mit ein paar wenigen Features starten und dann nach und nach aufrüsten – mit etwas technischem Sachverstand soll das in Eigenregie möglich sein. Es gibt aber auch bereits ein Partnernetzwerk für den Einbau.

Die Bedienung erfolgt über ein zentrales Touchdisplay, das im Falle des Van 620 im Dach-Stauschrank über dem Küchenblock angebracht ist. Es handelt sich um ein herkömmliches Tablet samt unauffällig verlegter Stromversorgung. Kunden könnten auch ein bereits vorhandenes Gerät nutzen, entsprechende Halterungen werden angeboten. Zusätzlich sind sämtliche Features auch über die Revotion-App via Smartphone bedienbar. Camper können sich die Benutzeroberfläche individuell zusammenstellen und die verschiedenen Kacheln, etwa für Licht, Energiefluss oder Tankfüllstände frei auf der Oberfläche platzieren.

Zusätlich werden nur der Hauptcomputer und das Batteriemodul installiert.
Foto: Andreas Güldenfuß

Kompakte Hardware

Der Blick auf die Hardware ist schnell erledigt. Im Service-Fach – hier in der Heckgarage eines Ahorn Van 620 – installiert Revotion neben den standardmäßigen Komponenten wie FI-Schutzschalter oder Solarregler zusätzlich seinen Hauptcomputer und sein Batteriemodul. Letzteres misst die Lade- oder Entladeströme der einzelnen Komponenten, welche sich in der App abrufen lassen.

Füllstands-Messsonden mit einem zusätzlichen Sensor.
Foto: Andreas Güldenfuß

Komponenten wie Füllstands-Messsonden erhalten einen zusätzlichen Sensor, der per Funk mit dem Hauptcomputer kommuniziert. Außer der Stromversorgung für die Sensoren braucht es keine weitere, aufwändige Verkabelung.

Per App kann das System auch von extern gesteuert werden.
Foto: Andreas Güldenfuß

Steuerung aller Bordsysteme auch per App

Vom Hauptcomputer aufs Tablet oder Handy gelangen die Daten via Bluetooth. Um die Fahrzeugkomponenten auch aus größerer Entfernung via App zu bedienen – etwa um die verdienten Getränke bereits auf den letzten Kilometern der Wanderung noch ein paar weitere Grad herabzukühlen –, greift der Hauptcomputer des Systems auf eine Mobilfunkverbindung mit integrierter Sim-Karte zu.

Erster Test positiv

Im ersten Test klappten die Grundfunktionen bereits prima. Ein Wisch auf dem Smartphone oder Tablet und das Ambiente-Licht erstrahlt in kräftigem Gelb, passend zum Irmscher-Designpaket des Van 620. Im selben Augenblick wird dargestellt, dass die stimmungsvolle LED-Beleuchtung nun ein paar Watt aus der Bordbatterie zieht und welche Restlaufzeit bei aktuellem Verbrauch zur Verfügung steht. So erlangt man ein gutes Gespür über den „Energiehunger“ einzelner Verbraucher.

Tankfüllstände gibt das System stufenlos prozentgenau an – und rechnet das verbleibende absolute Volumen in Liter aus. Damit zeigt sich das Revotion-System den serienmäßigen, oft sehr simpel in 1/3-Schritten unterteilten Anzeigen deutlich überlegen. Zudem waren Module mit Temperaturfühlern für Außen- und Innentemperatur verbaut und ein Node für den Kompressorkühlschrank.

Kosten und Fazit

Und die Kosten für die Hardware? Ehmke nennt einen Preis von 599 Euro für das Brain, 299 Euro für das Node „Batterie“ und 149 Euro für jedes weitere Node. Hinzu kommt ein Tablet, das in vielen Fällen bereits vorhanden sein dürfte. Ein einfaches Basis-Bundle mit wenigen Modulen ist für knapp 1.000 Euro zu haben, entsprechend umfangreich konfiguriert können es auch 2.500 bis 3.000 Euro werden. Für 1.499 Euro kann man ein System von einer Partnerwerkstatt in der Nähe verbauen lassen.

Der Probe gefahrene Ahorn Van 620 bündelt ein Designpaket von Fahrzeugveredler Irmscher, die REVOTION-Technik sowie eine Solaranlage, eine 100-Ah-Lithiumbatterie und weitere Komfortausstattung zur Premium-Edition für faire 79.900 Euro.

Mein Fazit: Genaue Tankfüllstände und eine deutlich verlässlichere Angabe, wie lange die Energiereserven noch reichen, bieten jenseits jeder technischen Spielerei tatsächlich echten Mehrwert in der Praxis. Was überzeugt, sind die übersichtliche Darstellung und die intuitive Bedienung in der App – an Bord und von unterwegs. Auch der Grundgedanke, ein Node zwischenzuklemmen, anstatt eigene Geräte zu entwickeln, ist definitiv der richtige – gerade für Selbstausbauer und Nachrüster. www.revotion.de

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