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Test Eriba Car 600 (2024): Campervan statt Caravan

01.10.2024
Text: Mathias Piontek | Bild: Hardy Mutschler

Seit Jahrzehnten ist Eriba bekannt für seine Caravans, insbesondere für den legendären Eriba Touring. In den 1980er-Jahren fertigte der Hersteller dann den davon inspirierten Eriba-Car. Ein ganz anderes Konzept verfolgt der neue Eriba Car 600.

Kennst du Eriba? Richtig, so heißen die Caravans bei Hymer. Fast jeder Camper kennt zumindest den kompakten, seit mehr als sechs Jahrzenten produzierten, einzigartigen Hubdach-Caravan Eriba Touring. In den 1980er-Jahren setzte der Hersteller einen an den Touring angelehnten Aufbau auf das Chassis des Citroën C25 – die Geburtsstunde des Eriba-Car. Danach konzentrierte man sich wieder auf das Wohnwagengeschäft – bis jetzt.

Denn jüngst präsentierte der Hersteller den Eriba Car 600. Das bislang einzige, 5,99 Meter lange, 2,07 Meter breite und 2,67 Meter hohe Modell basiert auf dem VW Crafter 35 mit Frontantrieb und 2,0-Liter-Turbodiesel mit 140 PS (103 kW) als Basismotorisierung.

Foto: Hardy Mutschler

Der vornehmlich auf zwei Reisende ausgelegte Kastenwagen birgt einen klassischen Grundriss. Öffnet der Camper die beiden Heck-Flügeltüren, erblickt er einen Stauraum und darüber ein Querbett. Vorm Schlafzimmer bringt der Hersteller aus dem Hymer-Konzern ein kompaktes Bad mit integrierter Dusche sowie auf der anderen Seite des Gangs an der Schiebetür einen Küchenblock unter. Im vorderen Fahrzeugteil lassen sich bis zu vier Personen an der Halbdinette nieder.

Der neue Eriba Car 600 bietet vier zugelassene Sitzplätze mit Dreipunkt-Sicherheitsgurt und serienmäßig das erwähnte Querbett für zwei. Als Option offeriert Eriba seinen Car 600 mit zur 1,70 Meter langen Liege- fläche umbaubarer Sitzgruppe. Dann nächtigt ein dritter Urlauber, vornehmlich ein Kind, im großen VW. Der Eriba Car 600 startet ab 74.900 Euro.

Das Testfahrzeug rollte in der First Edition Bicolour Indiumgrau Metallic zum Test. Dieses für die erste Serie erhältliche Paket für 8.500 Euro bietet unter anderem 177 PS (130 kW) und Achtgang-Automatik, Zweifarblackierung, schwarze Leichtmetallräder und den dritten Schlafplatz. Alternativ ist das First-Edition-Bicolour-Paket zum gleichen Preis auch in den Farbvarianten Deep Ocean Blue oder Kirschrot erhältlich.

Karosserie

Basisfahrzeug für den Eriba Car 600 ist der VW Crafter 35 mit 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse, originaler Vorder- und Hinterachse, Flügeltüren im Heck und Schiebetür auf der rechten Seite. Der Hersteller verwendet das originale Blech-Hochdach von VW. Während auch die Fahrerhausverglasung mit Windschutzscheibe aus Verbundglas und Seitenscheiben aus Sicherheitsglas original ist, kommen im Wohnteil akkurat eingesetzte Rahmenfenster von Dometic zum Einbau. Auch sämtliche Dachhauben sowie die Service-Tür vom Toilettenschacht sind sehr ordentlich montiert.

Weniger gut gefällt das Innere des WC-Schachts: Er ist, wie bei vielen Mitbewerbern, gegen auslaufende Flüssigkeit nicht abgedichtet. Abgaskamin und Außen- klappe für die 230-Volt-Einspeisung sind korrekt installiert. Während Eriba das originale VW-Dach verwendet, versieht der Hersteller das Fahrzeug im Bereich des Querbetts fahrer- und beifahrerseitig mit zwei Heckverbreiterungen aus Gfk, um auf zwei Meter Bettlänge zu kommen. Die beifahrerseitige ist weniger ausgeprägt, da hier die Schiebetür vorbeigleitet.

Die eingelegte Bodenplatte besteht aus einem 22 Millimeter starken Sperrholz-Sandwich mit Isolierkern aus wasserabweisendem XPS. Die Wände isoliert der Hersteller mit Thinsolate, das aus PET- und PP-Fasern sowie einem Deckvlies aus PET besteht. Es ist wasserabweisend und resistent gegen Schimmel. Voll extrudiert ist Thinsulate 41 Millimeter dick und gleicht so die Strukturen der Karosserie aus. An Dach und Verbreiterungen kommen wasserabweisende PU-Schaummatten zum Einsatz.

Zum Innenraum hin bilden Elemente aus Filz einen geräuschdämmenden und optisch ansprechenden Abschluss. Einige dieser Elemente waren beim Testfahrzeug aus der Vorserie noch etwas locker, doch das dürfte Eriba schnell in den Griff kriegen. So hinterlässt der Aufbau des Eriba Car 600 insgesamt einen sehr soliden, haltbaren Eindruck.

Der Eriba Car 600 bietet einen gängigen Grundriss mit Heck-Querbett.
Foto: Hardy Mutschler

Innenausbau

Öffnet man die Schiebetür des Eriba Car 600 und betritt über die breite elektrische Trittstufe den Innenraum, blickt man auf ein zurzeit äußerst angesagtes Design: Relativ dunkles Holzdekor wechselt mit petrolfarbenen und mit weißen Möbelelementen. Die dunkelgraue Filzverkleidung wertet das Ganze zusätzlich auf. Hierzu passen die beim Testfahrzeug gewählten optionalen rotbraunen Lederpolster sehr gut.

Praktische Bodenstaufächer im aufgedoppelten Boden, jedoch mit unversiegelten Schnittkanten.
Foto: Hardy Mutschler

Unter der Sitzgruppe doppelt Eriba den Boden auf und integriert hier zwei Bodenstaufächer. Deren Ausschnitte im Sperrholz sind allerdings nicht gegen Nässe versiegelt und einer der beiden Deckel ist beim Testfahrzeug bereits nicht mehr ganz plan. Der übrige Innenausbau überzeugt: Scharniere und Aufsteller sind von guter Qualität, sämtliche Umleimer sind exakt entgratet. Die stimmungsvolle direkte und indirekte Innenbeleuchtung lässt sich teils dimmen, doch auch bei hellster Einstellung könnte die Ausleuchtung etwas besser sein.

Sehr angenehm ist die Fahrt im Eriba Car 600. Zum einen wegen der bequemen, vielfach verstellbaren Vordersitze sowie der verschiebbaren Sitzbank mit variabler Neigung der Lehne, zum anderen wegen der äußerst geringen Geräuschkulisse. Möbelklappern oder auffällige Windgeräusche? Fehlanzeige. Der Innenausbau schneidet also ebenfalls sehr gut ab.

Das Querbett ist, nicht zuletzt wegen des Toppers, außerordentlich bequem.
Foto: Hardy Mutschler

Sitzen und Schlafen

Die Halbdinette ist Kastenwagen-typisch nicht allzu groß, zumal der VW Crafter einige Zentimeter schmaler ist als ein Fiat Ducato. Dennoch finden vier Leute einen bequemen Sitzplatz: zwei auf den dreh- sowie höhen- und neigungsverstellbaren Vordersitzen mit je zwei Armlehnen sowie zwei Camper auf der Sitzbank. Deren Clou: Ihre Sitzfläche lässt sich in Längsrichtung um zehn Zentimeter verschieben. Dadurch variiert der Neigungswinkel der Rückenlehne.

Weitere Ausstattung der Sitzbank sind höhenverstellbare Kopfstützen, Dreipunkt-Sicherheitsgurte und Isofix-Befestigung für Kindersitze. Der nahezu wackelfreie Tisch ist an der Seitenwand eingehängt und lässt sich mit einem herausdrehbaren Schwenkteil so erweitern, dass jeder bequem vor seinem Teller sitzt. Das Drehen der Vordersitze, insbesondere des Fahrersitzes, gestaltet sich beim VW Crafter, wie auch bei Fahrzeugen auf Ford Transit und Mercedes-Benz Sprinter, etwas umständlicher als bei Mobilen auf Fiat Ducato.

Dank des First-Edition-Bicolour-Pakets ist die Sitzgruppe nach Einhängen des Tischs in einer tieferen Schiene und kurzem Polsterpuzzle zum Schlafplatz für bis zu 1,70 Meter große Personen umbaubar. Hauptliegefläche ist das bis zu zwei Meter lange und 1,37 Meter breite Querbett vor den Hecktüren. Die drei elf Zentimeter starken Matratzen ruhen auf Federtellern. Das Mittelteil des Betts lässt sich aufstellen, dann reicht der Heckstauraum bis unters Fahrzeugdach. Dank Topper aus dem Paket ist der Liegekomfort super.

Zu den Betten führt ein Klapptritt, den Eriba am Schiebe-Schott unterm Bett montiert. Wäsche kommt in zwei Dachstauränken unter, Jacken hängen auf einer Mini- Kleiderstange zwischen Bad und Oberschrank.

Die Nasszelle mit Badfenster und Dachfenster übernimmt den edlen Stil des übrigen Innenraums.
Foto: Hardy Mutschler

Küche und Bad

Ins Bad mit Fenster gelangt man durch eine zweiteilige, gut schließende Falttür. Zum Duschen klappt man das Waschbecken hoch, zieht die Armatur mit Duschbrause heraus und einen Duschvorhang um sich herum. Das funktioniert ganz gut. Der Klappmechanismus des Waschbeckens arbeitet ebenfalls wunschgemäß, allerdings lässt sich der hintere Teil mit Ablauf schlecht reinigen. Auf dem Dreh-WC haben Camper genug Platz.

Bildergalerie

Die Küche mit 117 mal 43/39 Zentimeter großer Arbeitsfläche ist mit einem Ausziehbrett erweiterbar. Der zweiflammige Herd neben der Spüle hat einen Brennerabstand von 19 Zentimeter. Fürs gängige Camping-Kochgeschirr reicht das. Die Spülenarmatur ist unweit des Heckbetts installiert. Mit Füßen oder Decke könnte man ihn ungewollt öffnen.

Sehr gut und von innen wie außen leicht zu erreichen: Der 90-Liter-Kompressorkühlschrank mit Auszug nach vorn im Küchenunterschrank. Die Ausleuchtung der Küche ist gleichmäßig, das Stauraumangebot wegen des offenen Regals statt eines Oberschranks eher mager. Dies ist der Haupt-Kritikpunkt am sonst sehr gelungenen Testfahrzeug.

Infobox

Den ganzen Test zum Eriba Car 600....

… inklusive unserem Testfazit, dem Fazit zum Fahrverhalten auf der Teststrecke, Ladetipps und allen Abmessungen innen wie außen lest ihr in der  CamperVans 4/2024.

Die Heckansicht des Eriba Car 600, aufgenommen auf dem 1.363 Meter hohen Hohneck in den Vogesen, zeigt die unterschiedlich breiten Ausstülpungen der Karosserie im Bereich des Querbetts.
Foto: Hardy Mutschler

Infobox

  • Basisfahrzeug: VW Crafter 35 mit originaler Stahlblechkarosserie
  • Motor und Getriebe: Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue
  • Hubraum: 1.968 cm3
  • Leistung: 177 PS (130 kW) bei 3.600/min;
  • max. Drehmoment: 410 Nm bei 1.500-2.000/min; Achtgang-Wandlerautomatik
  • Abgasnorm: Euro6; WLTP; AR; PI/CI; N1 III, N2

Maße und Massen

  • Zul. Gesamtmasse: 3.500 kg; Masse in fahrber. Zustand: 2.993 kg
  • Außenmaße (L x B (mit/ohne Außenspiegel) x H): 599 x 243/207
    x 267 cm; Radstand: 364 cm
  • Anhängelast gebremst/ungebremst: 2.500/750 kg

Grundpreis: 74.900 €
Testwagen: 85.390 €

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