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Rocket Camper Base: Minimalisiertes Erfolgsmodell

03.01.2025
Text: Daniel Schlicke | Bild: David Dippon & Mathias Piontek

Weniger ist mehr, und günstiger obendrein: Rocket Camper kocht sein Erfolgsmodell neu auf. Was bleibt, ist eine gelungene Reduktion aufs Wesentliche.

Seit Swen Dluzak 2019 mit der Marke Rocket Camper startete, war die Zielgruppe klar definiert: Familien mit bis zu drei Kindern sollten in Remshalden bei Stuttgart endlich fündig werden. Ein ganz neues Grundriss-Konzept ohne Nasszelle schuf Platz und Bewegungsfreiheit, der Plan ging voll auf, in den ersten Jahren waren größere Familien tatsächlich die größte Kundengruppe der Marke. Dann kamen die Coronapandemie, Unterbrechungen in der Lieferkette und letztendlich dicke Preissteigerungen – vor allem bei den Basisfahrzeugen, aber auch bei den Material- und Lohnkosten. Plötzlich passte der Rocket One, der durchaus als Manufakturprodukt bezeichnet werden darf, nicht mehr ins Budget der Kernzielgruppe.

Der neue Rocket Base: Eine erschwingliche Alternative

Der auf dem Caravan Salon in Düsseldorf präsentierte Rocket Base soll den Traum vom eigenen Campervan wieder in erfüllbare Nähe rücken. Klares Entwicklungsziel war es, die Preisspirale zurückzudrehen, und Rocket Camper verspricht, dies durch intelligente Optimierungen geschafft zu haben. Reduktion ja, aber ohne Abstriche für den Kunden – wenn dem so ist, dann kann sich der Preisunterschied von 6.940 Euro im Vergleich zum gleichlangen Rocket One M fraglos sehen lassen. Das wollten wir genauer wissen.

Konzept

Querbett im Heck und davor die Küche, ohne Nasszelle, aber mit bis zu drei Einzelsitzen hinter dem Fahrerhaus – auf den ersten Blick ist der Base tatsächlich ein typischer Rocket Camper.

Das Geheimnis liegt in der Auswahl der Materialien und in deren Konstruktion. Rocket Camper nennt es R-Frame Technology, Audi sagt Spaceframe – beide Hersteller meinen einen Gitterrahmen aus Strangpressprofilen, Stanz- und Tiefziehteilen. Diese bilden in ihrer Gänze eine tragende Struktur, die sich durch hohe Robustheit bei verhältnismäßig geringem Gewicht auszeichnet. Schweres Material wird nur dort verwendet, wo es auch benötigt wird.

Die kompakte Küche des Rocket Base basiert auf einem stabilen Grundgerüst aus einer Edelstahlwanne. Der Verzicht auf eine Nasszelle schafft Bewegungsfreiheit.

Clevere Konstruktion

So viel zur Theorie. In der Praxis setzt Rocket Camper auf ein Grundgerüst aus schwarz eloxierten Aluminiumprofilen. Eine durchgehende Edelstahlwanne, die links und rechts mit den Seitenwänden der Fahrzeugkarosserie verbunden ist, schafft die nötige Steifigkeit und eine robuste wie pflegeleichte Arbeitsfläche, in die auch die beiden Gaskocher integriert sind. Eine solche Funktionsintegration reduziert Montagevorgänge, was wiederum Kosten spart. Die Schubladen – der Haptik wegen aus gezinktem und geöltem Vollholz – laufen weiterhin an robusten Auszügen, die mit Halteblechen aus Edelstahl an den Aluprofilen verschraubt werden. Die Rückwand besteht aus einer besonders leichten Kunststoff-Wabenplatte, die Seitenwände sind mit noch leichterem und atmungsaktivem Stoff bespannt. Unterm Strich bleiben über 800 Kilogramm Zuladung im Rocket Base.

Einziger Abstrich für den Kunden: Das Echtholzfurnier des Rocket One wurde gegen ein unempfindliches HPL von Fenix getauscht.

Flexibler Stauraum

Im Vergleich zum Rocket One verzichtet der Base außerdem auf die Dachstauschränke. Stattdessen gibt es serienmäßig umlaufende Kederleisten und optional praktische Gearbags, die bei Stauraum-Bedarf zu Hause gepackt und ins Fahrzeug gehängt werden können. So verbessert sich außerdem das ohnehin schon sehr gute Raumgefühl.

Auf Wunsch (2.850 Euro) verbaut der Hersteller die Dachstauschränke aber auch im Base. Auch die zuvor serienmäßige Dieselstandheizung findet sich nun auf der Aufpreisliste (2.765 Euro). Rocket Camper möchte den Kunden entscheiden lassen, der mit kleinen Kindern vielleicht eher im Sommer und auf Campingplätzen unterwegs ist, wo man im Herbst auch elektrisch heizen könnte.

Mit dem offenen Grundriss und Details wie der stabil hängenden Tischplatte oder den Pack- und Falttaschen schafft Rocket Camper ausschlaggebende Details.

Neue Schlaflösungen und Platz für die Familie

Stichwort Kinder: als zusätzliches Bett diente bislang ein Aufstelldach, das mit knapp 6.000 Euro und rund 90 Kilogramm zu Buche schlug. Alternativ kommen im Base erstmals die neuen Schlaf-Einzelsitze der Firma Schnierle zum Einsatz, die zum ebenen Bett umgeklappt werden können. Zwei Einzelsitze ergeben eine Liegefläche von 130 bis 180 mal 105 Zentimeter – nichts für zwei Teenager, doch für kleinere Kids allemal, und mit dem bewährten Matratzentopper von Rocket Camper (345 Euro) würde das Quer- zum Längsbett (185 mal 190 Zentimeter), wo gut auch drei Camper schlafen könnten.

Gleichzeitig bleibt es bei den Vorteilen der Schnierle-Sitze, die sich dank Schienenboden gewohnt einfach ein- und ausbauen und verschieben lassen. Nur sind sie ohne Kontur sicherlich nicht mehr ganz so langstreckentauglich.

Bildergalerie

Fazit

Also doch Abstriche? Wenn überhaupt, dann an den richtigen Stellen. Rocket Camper setzt dort an, wo es im Camping-Alltag nicht weh tun wird: bei der Bauweise, den Fertigungsprozessen und bei der Fahrzeugkonfiguration. Funktionalität, Design und Materialität stimmen nach wie vor. Das Prädikat Manufakturprodukt verdient auch der Base.

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