Allzu häufig locken Hersteller mit einem günstigen Grundpreis, doch zahlreiche unverzichtbare Extras verteuern das Traummobil schnell erheblich. Ganz anders ist das bei den immer beliebter werdenden Editionsmodellen: Dem zunächst etwas höher anmutenden Preis steht eine üppige Serienausstattung gegenüber, die kaum noch Wünsche offenlässt, zumindest für die klassische Nutzung eines Campervans. Kaufen, einsteigen, losfahren – so lautet die Devise.
Als Meister dieses Metiers gelten die Volumenmarken der Knaus Tabbert AG. Dort läutete der Teilintegrierte Weinsberg Edition Pepper einst das Zeitalter der Editionsmodelle ein, ehe er schnell zum beliebtesten Mobil seiner Klasse avancierte. Mittlerweile ist fast jede Baureihe der Niederbayern auch als Editionsmodell verfügbar. Ganz neu dabei: die Campervans der Baureihe CaraBus von Weinsberg als Edition Fire.
Die Baureihe umfasst sieben Grundrisse auf Fiat Ducato vom kompakten 540er bis zum langen 630er mit Superhochdach. Auch ein Modell mit Gfk-Hochdach ist dabei. Zum Test haben wir den kleinsten und günstigsten Kastenwagen der Edition Fire gebeten: den Weinsberg CaraBus 540 MQ Edition Fire mit klassischem Querbett-Grundriss. Grundpreis inklusive Editionsausstattung: 58.200 Euro.
Was bekommen Camper dafür? Da wäre zunächst die umfangreiche Ausstattung des Basisfahrzeugs zu nennen. 140-PS-Motor, elektrische Fensterheber und Außenspiegel, Fahrerhaus-Klimaanlage, Tempomat, Lederlenkrad und -schaltknauf sowie ein 6,8-Zoll-Media-Center von Pioneer samt Rückfahrkamera. Hinzu kommen Leichtmetallfelgen, Faltverdunkelung fürs Fahrerhaus, elektrische Trittstufe, Insektenschutztür und eine Markise.
Alles in allem also eine praxisgerechte Ausstattung – wenn auch kein überbordender Luxus wie das bei Editionsmodellen der ersten Stunde samt Sat-Anlage, TV und vielem mehr der Fall war. Als wichtiges Extra fehlt der Edition Fire die Isolierhaube für den Abwassertank für 355 Euro. Aufpreis zahlt auch, wer statt der serienmäßigen Vorhängefenster schicke Rahmenfenster möchte. Den Testwagen verteuern insbesondere das Aufstelldach, Lithium-Akku und Fahrassistenz-Paket auf knapp 68.000 Euro.
Clever: Ausziehbank und Ausziehtisch ohne Bein
Selbstredend verpasst Weinsberg dem Editionsmodell auch eine eigenständige Optik mit entsprechender Außenbeklebung und Polsterbestickung innen. Der Kunstlederbezug macht die Polster zwar unempfindlich, zum Testzeitpunkt im Winter aber auch stets kalt, wenn man das Fahrzeug ohne Vorheizen bezieht. Die Sitzbank bietet eine angenehme Sitztiefe und eine nicht allzu steile Lehne. Für einen kompakten 540er sitzt es sich hier recht bequem. Clever: Sollen mal zwei Gäste mitfahren, lässt sich die Bank mit einem Handgriff um zehn Zentimeter auseinanderziehen, so gibt es mehr Schulterfreiheit. Der immerhin 42 Zentimeter breite Tisch verzichtet auf ein festes Bein, stützt sich stattdessen an der Seitenwand ab. Das hat den Vorteil, dass man problemlos auf die Bank durchrutschen kann. Zu kräftig abstützen sollte man sich am Tisch aber nicht.
Zudem sollten Camper den Tisch vor der Fahrt abnehmen – nicht nur aus Stabilitäts- und Sicherheitsgründen, sondern auch, weil sich ansonsten der Fahrersitz für große Fahrer nicht weit genug zurückschieben lässt. Wegen des geringen Abstands zwischen Sitzbank und gedrehtem Fahrersitz können sich hier allenfalls Kinder gegenübersitzen. Raum im 540er-Ducato bleibt eben knapp. Zu zweit indes – ein Camper auf der Bank, einer auf dem gedrehten Beifahrersitz – lassen sich hier durchaus entspannte Abende verbringen.
Ausreichend Arbeitsfläche aber zuwenig Platz für zwei Töpfe
Der Mittelgang zwischen Sitzbank und Küche ist mindestens 46 Zentimeter breit – ein guter Wert im kompakten Van. Der Küchenblock bietet etwas Arbeitsfläche neben der Kocher-Spülen-Kombination, die durch ein Klappbrett noch erweitert werden kann. Unter dem schwenkbaren Wasserhahn bleibt aber wenig Platz fürs Abspülen größerer Töpfe. Diese passen auch nicht auf den Zweiflamm-Kocher mit deutlich zu geringem Brennerabstand. Den Kühlschrank verbaut Weinsberg nicht wie sonst häufig üblich in der Stirnseite des Küchenmöbels. Das Vitrifrigo-Gerät fällt mit 75 Litern Volumen etwas kleiner aus als die sonst häufig anzutreffenden 90-Liter-Dometic-Geräte, sollte für zwei Camper aber ausreichen. Auch die Öffnung zum Mittelgang ist nicht optimal, erweist sich aber als weitgehend unproblematisch, und der Kompressor arbeitet recht leise.
Im Küchenblock stecken noch drei Schubladen sowie ein schmaler Schrank zum Bett hin, in dem wahlweise Einlegeböden oder eine Kleiderstange genutzt werden können. Auch insgesamt überzeugt der Innenraum des kurzen Vans mit gut dimensionierten Schränken und Staufächern.
Top bequem dank Matratzentopper
Über dem Querbett im Heck finden sich je zwei geräumige Oberschränke rechts und links plus umlaufend eine offene Ablage. Das Bett erreicht auf der Beifahrerseite ordentliche 138 Zentimeter Breite, wird zum Fußende aber 18 Zentimeter schmaler. Die maximale Länge von 193 Zentimeter wird vom Rahmen des Fensters am Fußende um ein paar Zentimeter beschränkt – wenn das Verdunkelungsplissee geschlossen ist, drohen großgewachsene Camper hier mit den Füßen unbeabsichtigt hineinzutreten. Um die geteilten Polster der Liegefläche komfortabler zu machen, spendiert Weinsberg der Edition Fire zusätzlich zum Holzlattenrost einen fünf Zentimeter starken Matratzentopper. So liegt es sich richtig bequem und mit 51 Zentimetern Abstand zum Oberschrank mit ausreichend Kopffreiheit. Statt schwenkbarer Leselampen setzt Weinsberg am Bett auf fest montierte Spots. Eine USB-Steckdose, etwa zum Handyladen, findet sich in der offenen Ablage unter dem Oberschrank am Kopfende des Bettes.
Duschen: ein Kompromiss - aber möglich
Das Bad im CaraBus 540 MQ nimmt eine Grundfläche von 75 mal 79 Zentimeter ein. Das reicht, um vernünftig auf der Thetford-Toilette zu sitzen. Für 485 Euro Aufpreis gibt es statt der bewährten Kassettentoilette die neue Folientoilette Cleanflex, die Urin und Fäkalien in Beuteln verschweißt, die sich anschließend im Restmüll entsorgen lassen – eine Glaubensfrage. Zum Duschen bleibt wegen der feststehenden Toilette recht wenig Standfläche. In dem engen Raum klebt der Duschvorhang schnell am Körper. Somit bleibt Duschen im 540 MQ ein Kompromiss – aber es ist möglich. Gut fürs Belüften des Bades: das serienmäßige Seitenfenster.
Komfortables Aufstelldach mit Dachhaube
Das optionale Aufstelldach ist mit rund 6.000 Euro relativ kostspielig, schafft aber ein komfortables zweites Schlafzimmer mit 203 mal 130 Zentimeter großer Liegefläche. Die sechs Zentimeter starke Matratze mit integriertem Abstandsgewirk zur Hinterlüftung liegt ohne weitere Unterfederung in der Kunststoff-Dachwanne. Dafür gibt es eine Dachhaube, die bei geschlossenem Dach Licht ins Fahrzeug bringt.
Großer Stauraum dank funktionaler Lösung
Der Heckstauraum unterm Querbett ist bis zum Rahmen des Lattenrostes 67 Zentimeter hoch. 103 Zentimeter Breite zwischen den Seitenpodesten schaffen ordentlich Raum. Wer das Trennschott zum Wohnraum herauszieht, kann lange Gegenstände durchladen. Einfach, aber funktional: Der Lattenrost zwischen den Seitenpodesten lässt sich an Scharnieren hochklappen und mit einem Gurtband fixieren. So muss man den Lattenrost nicht komplett herausnehmen, wie das in vielen anderen Kastenwagen der Fall ist.
Unsere Ladetabelle zeigt: Trotz des mehr als 160 Kilogramm schweren Aufstelldachs bleiben ausreichend Zuladereserven, auch wenn tatsächlich vier Camper auf Tour gehen sollten. Trotzdem empfiehlt sich die Auflastung auf 3,5 Tonnen, die nur 250 Euro kostet.
Fazit
Der CaraBus 540 MQ ist ein wendiger Campervan mit gewöhnlichem, aber eben auch bewährtem Grundriss. Das optionale Aufstelldach schafft ein bquemes zweites Schlafzimmer und stellt eine gute Ergänzung zum nicht allzu üppig bemessenen Querbett im Heck dar. Der Edition Fire bringt eine praxisgerechte Ausstattung zum fairen Preis mit. Individuelles Zubehör wie ein Fahrradträger muss aber weiter extra bezahlt werden.
Weinsberg CaraBus 540 MQ Edition Fire: Technische Daten
Basisfahrzeug: Fiat Ducato 33 light mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum 2.184 cm³, Leistung 103 kW (140 PS) bei 3.500/min, max. Drehmoment 350 Nm bei 1.400- 2.500/min. Sechs-G-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb. Euro 6e
Maße und Massen: (L x B x H) 541 x 205 x 278 cm, Radstand 345 cm, Masse fahrbereit 2.708 kg (Herstellerangabe), zul. Gesamtmasse 3.500 kg
Aufbau: Stahlblechkarosserie (L2H2) mit Werkshochdach; vorgehängte Fenster; Bodenplatte 25 mm mit PU-Isolierung; Wände mit PU- Schaum-Isolierung 19 bis 21 mm; Dach isoliert mit 20 mm PU-Schaum und 20 mm Flies; Seitenwände mit atmungsaktiver Stoffbespannung. Stehhöhe 190 cm (Bad: 189 cm). Betten: Querbett 193 x 138/120; Bett im Aufstelldach 203 x 130 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser 102/90 l innen-/außenliegend; Gas 2 x 11 kg; Kühlschrank 75 l; Diesel 60 l; AdBlue 19 l
Serienausstattung: (Auszug) Klimaanlage Fahrerhaus, Tempomat, Lederlenkrad, Front- u. Seitenscheibenverdunkelung, Pioneer Media-Center 6,8 Zoll, Rückfahrkamera, Insektenschutztür, Seitenfenster WC-Raum, Matratzentopper, Heizung Truma Combi 4 mit iNet-X-Bedienpanel, Ladebooster für Aufbaubatterie, Markise
Extras: (Auszug) Vision Pack II u. a. mit Spurwechselassistent 1.150 €, LiFePO4-Batterie 1.299 €, Aufstelldach 5.890 €, Abwassertank isoliert und beheizt 355 €, Fußmatten 97 €
Testverbrauch: 8,9 l/100 km
Grundpreis: 58.200 €; Testwagen: 67.746 €
Infos: www.weinsberg.com