Es ist noch nicht lange her, da schwangen sich die Grundpreise für Vans zu wahren Mondpreisen auf. Nun sind einige der Krisen überstanden, mit anderen arrangieren wir uns notgedrungen. Und die Preise für Freizeitfahrzeuge? Die sind nicht mehr auf Vorkrisen-Niveau gesunken, haben sich aber zumindest wieder auf ein nachvollziehbares Maß eingependelt. Jetzt starten die Grundpreise für die günstigsten Vans bei 45.000 bis 50.000 Euro – so auch bei Clever Vans.
Die Geschichte und Produktion von Clever Vans
Clever Vans wurde 2012 von Ralf Gösser und Pössl gegründet. Familie Gösser blickt auf viel Erfahrung zurück. 1958 baute der Familienbetrieb den ersten Gösser-Caravan, Anfang der 1970er-Jahre startete man mit den Mercator-Reisemobilen durch. Verkaufsanhänger bilden ein weiteres Standbein. Sämtliche Vans werden in Ungarn gebaut. Möbel, aber auch Polster und Metallteile, fertigt man hier mit großer Erfahrung in Eigenregie.
Der Baseline Duo 540: Modelljahr 2024 im Test
Wir hatten Gelegenheit, den noch gut verfügbaren 2024er Baseline Duo 540 von Clever Vans zu testen. Dank Ausnahmegenehmigung kann man ihn laut Hersteller nach wie vor als Neufahrzeug zulassen. Der 5,41 Meter lange Van auf Citroën Jumper mit 120 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe und 3,3 Tonnen zulässiger Gesamtmasse ist auf zwei Leute zugeschnitten: Doppel-Querbett im Heck, Zweier-Dinette davor, zwei zugelassene Sitzplätze. Dazu ein Bad hinterm Fahrersitz, die Küche an der Schiebtür und ein Heckstauraum unterm Bett. Das Ganze gibt‘s ab 46.990 Euro.
Der 2025er Duo 540 steht bereits in den Startlöchern. Er wird ansonsten unverändert auf dem neuen Citroën Jumper mit 140 PS, Abgasnorm Euro 6e, 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse und den nun vorgeschriebenen Assistenzsystemen basieren und daher 2.000 Euro mehr kosten. Was aber kann der Käufer erwarten? Ist das Grundrisskonzept praktikabel? Muss man noch tausend Extras hinzubestellen? Lassen sich wichtige Extras überhaupt hinzubestellen? Und wie sieht es denn mit der Qualität aus? Das wollen wir herausfinden.
Karosserie, Materialien und Verarbeitung
Von außen könnte der Kleine von Clever Vans kaum schlichter sein: weiße Karosserie, Stahlfelgen, kein Außendekor und drei dunkel getönte Rahmenfenster von Seitz im Wohnbereich. Diese aber sind akkurat, ohne Verwerfungen in die Karosserie eingesetzt. Das Gleiche gilt für den WC-Schacht, den Clever Vans auch innen sauber abdichtet, sowie für die CEE-Einspeisesteckdose und den Einfüllstutzen vom frostsicher in einer Sitztruhe eingebauten 60-Liter-Frischwassertank.
Na dann steigen wir dem Duo 540 mal aufs originale Blechdach. Auch hier haben die Leute von Clever Vans sauber gearbeitet. Die beiden Mini Hekis von Dometic über Küche und Bett sind ebenso sauber eingebaut wie das als Extra montierte Mikro Heki überm Bad.
Die erforderlichen Durchbrüche im Bodenblech, etwa die Bodenentlüftung für den Gasflaschenkasten, hat der Hersteller gut gegen Korrosion versiegelt und abgedichtet. Allerdings: Der 90-Liter-Abwassertank ist serienmäßig weder isoliert noch beheizt und der Hersteller bietet zurzeit auch keine entsprechende Option an.
Dach, Wände und Boden der originalen Blechkarosserie des Citroën Jumper isoliert Clever Vans mit 20 Millimeter dickem, geschlossenzelligem Isolierschaum.
15 Millimeter starkes Sperrholz bildet die solide Grundlage für den Möbelbau. Auf den ersten Blick wirkt der Innenraum des Clever Vans Baseline Duo 540 recht dunkel. Dies liegt zum einen an den dunkelgrauen textilen Wandverkleidungen und den überwiegend grauen Oberflächen der Möbel, zum anderen an den wenigen Fenstern. Für diesen Grundriss bietet der Hersteller, abgesehen von einem Badfenster, auch keine weiteren Fenster an. Hellgraue Möbelklappen und einige Möbelelemente mit warmem Holzdekor bewirken aber, dass der kleine Duo 540 dennoch einladend wirkt. Zudem überzeugt die Verarbeitung: Die stabilen Möbel klappern unterwegs nicht, sind an ihren Kanten gerundet und mit soliden Beschlägen und Klappenaufstellern ausgestattet. Tisch- und Küchenarbeitsplatte haben eine kratzfeste Oberfläche aus hochfestem HPL. Zudem birgt der Innenausbau so manche gute Idee.
Küche, Bad und Wohnbereich
Der Grundriss ist auf zwei Camper zugeschnitten. Über dem Heckstauraum baut der Hersteller eine 189/182 mal 79 Zentimeter große Liegefläche mit bequemer Matratze auf einem Holzlattenrost mit solidem Alu-Rahmen ein. Diese Liegefläche lässt sich immer nutzen, auch wenn zeitgleich ein oder zwei Urlauber an der Zweierdinette Platz nehmen. Die vordere Hälfte des Doppelquerbett entsteht, wenn man aus dem hinteren Holzlattenrost einen vorderen herauszieht und mit einer 182 mal 69 Zentimeter großen Matratze belegt. Jetzt ist die Sitzgruppe überbaut. Aber dafür hat Clever eine sinnvolle Option parat: den für 249 Euro drehbaren Beifahrersitz.
Die Liegefläche entert man am besten über eine stabile, recht hohe Klappstufe. Warum sie so hoch ist? So kann man sie auch als dritten Sitzplatz am Einhängetisch benutzen. Und just in einer Aussparung für das schwenkbare Stützbrett baut Clever Vans ein weißes Kunststoff-Türchen ein: Dahinter ist das Frostschutzventil für die Dieselheizung Truma Combi 4 D leicht zugänglich. Das gute Stück platziert der Hersteller unter einem Einlegeboden im großen Kleiderschrank.
Die Sitzgruppe sieht auf den ersten Blick ziemlich eng aus. Aber wenn man am verschiebbar eingehängten Tisch Platz genommen hat, sitzt es sich auf den beiden sich gegenüberstehenden Einzelsitzen bequemer als auf so mancher Zweiersitzbank in Standard-Grundrissen. Die Ausleuchtung von Bett und Sitzgruppe ist zum Lesen hell genug, zudem fällt Licht durchs Dachfenster.
Die gut ausgeleuchtete Küche steht im Baseline Duo 540 ganz klassisch in der Öffnung der Schiebetür. Prima, dass die Ungarn sowohl den Unter- als auch den Oberschrank schön abrunden – das minimiert das Verletzungsrisiko. Mit 95 mal 48/43 Zentimetern fällt die 96 Zentimeter hohe, an ihren Rändern sauber abgedichtete Arbeitsplatte erfreulich groß aus. Köche mit mehr Raumbedarf ordern die im Testwagen eingebaute ausziehbare Zusatzablage an der Stirnseite überm 70-Liter-Kompressorkühlschrank. Weil der einen beidseitigen Türanschlag hat, erreicht man kühle Getränke gleichermaßen bequem von drinnen und draußen. Der elektrisch zündende zweiflammige Gasherd der Herd-Spülen-Kombination von Dometic mit zwei Glasdeckeln hat mit 19 Zentimetern einen ausreichenden Brennerabstand, um auch zumindest kleinere Pfannen nutzen zu können. Auch die Spüle ist ausreichend groß bemessen. Ober- und Unterschrank bieten genügend Platz für Geschirr und Proviant. Einen unnötig großen Teil des Unterschranks beansprucht der Gasflaschenkasten.
Das Bad gegenüber der Küche birgt im Testwagen gleich drei Optionen: eine raumsparende Gliedertür für 449 Euro und einen Holzrost und ein Mikro-Heki-Dachfenster für jeweils für 199 Euro. Erhältlich wäre zusätzlich ein Badfenster. Was aber stets Serie ist: eine sehr sauber verfugte Duschkabine, Spiegel, Deckenschrank, ein ausreichend großes Waschbecken mit Auszieharmatur zum Duschen und ein Dreh-WC von Thetford. Für alle hier üblichen Verrichtungen hat man genügend Platz.
Fazit
Auch wenn der 2024er Baseline Duo 540 von außen eher an einen Lieferwagen erinnert, so ist er doch ein toller, preiswerter, sehr gut verarbeiteter kleiner Van für zwei Camper.