> Forster V 541 HB Youngster

Der Preisbrecher im Test

05.06.2024
Bild & Text: Daniel Schlicke

Günstiger geht nicht: Der Forster V 541 HB Youngster kommt mit neuem Grundriss-Konzept für Freizeit und mobiles Arbeiten daher. Wir haben den nur 43.900 Euro teuren Ducato-Kastenwagen ausführlich getestet.

Das Youngster-Konzept hatten wir bereits auf der CMT ausführlich präsentiert. Nun stellt uns Forster einen Testwagen vor die Tür, mit 1.610 Euro teuren Mobile-Office-Paket, das sich an alle richtet, die Standort-unabhängig arbeiten möchten. Und so wird der Testwagen kurzerhand zum mobilen Architekturbüro.

Der Hersteller verspricht große Vorteile zum kleinen Preis: Tatsächlich darf sich der neue Forster V 541 HB Youngster zum Redaktionsschluss mit dem Titel Deutschlands günstigster (vollwertig ausgebauter) Campervan schmücken – 43.900 Euro als Basispreis sind heutzutage eine echte Ansage.

Das Konzept beim 5,41 Meter kurzen Youngster: Der Hersteller möchte die Vorteile individueller Selbstausbau-Konzepte mit den Kosten- und Standardisierungsvorteilen von Campervans aus industrieller Serienproduktion verbinden. Der günstige Preis beruht darauf, dass das Fahrzeug zunächst mit einer Grundausstattung angeboten wird, von der aus der Campervan dann noch nach individuellen Bedürfnissen angepasst werden kann.

Mobile-Office-Paket für mobiles Arbeiten

Anstatt einer Halbdinette aus drehbaren Vordersitzen und Sitzbank gibt es im Youngster hinter dem Fahrerhaus ab Werk einen Technikschrank und eine große Ablagefläche. Optional gibt es zwei Systemwände, an denen Kunststoffboxen oder Packnetze befestigt werden können. Forster will verschiedenste Sets über die Handelspartner anbieten, sodass der Stauraum individuell und flexibel gestaltet werden kann – gut denkbar, dass hier Sportler oder auch Montagearbeiter fündig werden.

Mit dem optionalen, 1.610 Euro teuren Mobile-Office-Paket gibt es dann einen abschließbaren Büroschrank mit entsprechenden Anschlüssen, eine LED-Leseleuchte und einen ausklappbarer Arbeitstisch für diejenigen Camper, welche standortunabhängig anbeiten möchten. So fährt auch unser Testwagen vor, und so wird der Youngster kurzerhand zum mobilen Architekturbüro.

Das Mobile-Office-Paket richtet sich an alle, die standortunabhängig arbeiten möchten.
Foto: Redaktion

Die dafür nötige Internetverbindung und auch den Strom holen wir uns mittels mobilem Router und einer Powerbox ins Fahrzeug. Alternativ gingen natürlich auch Landstrom und das Campingplatz-WLAN oder aber eine deutlich aufwendigere Elektro-Installation, die Forster – Stand heute – noch nicht anbietet. Mit wenigen selbsterklärenden Handgriffen ist das robuste Tischbein aufgestellt und ausgezogen. Die mittels motiviert dimensioniertem Zylinderschloss gesicherte Abdeckung des Büroschranks klappt darüber, sodass ein bis zu 123 mal 42,5 Zentimeter großer Schreibtisch entsteht. Tatsächlich ist der gesamte Arbeitsplatz dann großzügig dimensioniert.

Der abschließbare Schrank dient nun als gut erreichbare Ablage – samt einiger praktischer Magnet-Halterungen. Nebenan gibt es zwei weitere große Regalfächer, allerdings ohne Reling oder Rüttelkante. Hier muss vor erneutem Fahrtantritt also aufgeräumt werden – oder man rüstet einen Gummizug nach, wie es die Selbstausbauer vormachen. Zum Mobile-Office-Paket gehört außerdem eine TV-Halterung für einen zusätzlichen Bildschirm, die etwas tiefer deutlich ergonomischer platziert wäre.

Praktisch hingegen: Weil der Arbeitsplatz etwas erhöht auf einem Podest steht, eignet er sich von der anderen Seite aus auch als Stehschreibtisch. Bekanntlich kann etwas Bewegung am Arbeitsplatz nicht schaden, gerade bei einem Bürojob – auch wenn es gar nicht so leicht ist, sich bei doppelt ausgeklapptem Tisch aus dem Fahrerhaus zu fädeln. Allerdings sei erwähnt, dass der Youngster bei halber Tischfläche deutlich mehr Bewegungsfreiheit bietet als ein typischer 540er mit Halbdinette. Immerhin bleibt der Mittelgang mindestens 48 Zentimeter breit.

Der abschließbare Schrank dient als gut erreichbare Ablage – samt einiger praktischer Magnet-Halterungen. Nebenan gibt es zwei weitere große Regalfächer.
Foto: Redaktion

Infobox

Basiswissen: Mobile Office - Work and Travel

Alle sprechen von Vanlife und vom Mobile Office im Campervan, aber was braucht es, um das Fahrzeug fit dafür zu machen? Nun, den entsprechenden Job natürlich sowie außerdem ausreichend Strom-Reserven und eine stabile Internetverbindung.

Internet kommt auf verschiedenen Wegen in den Campervan: über das Mobilfunknetz, ein lokales WLAN-Netz oder via „Satellitenanlage“ auf dem Dach. Der kostengünstigste Weg besteht in der Nutzung eines lokalen WLAN-Netzes, dessen Signalstärke durch WLAN-Antenne verbessert werden kann – etwa im hinterletzten Eck auf einem Campingplatz. Findet sich kein lokales WLAN, muss Internet via Mobilfunk an Bord. Die einfachste Lösung hierfür ist das eigene Handy. In den meisten europäischen Ländern sind Roaming-Gebühren abgeschafft – der kostengünstige Weg ins Internet ist somit frei. Doch aufgepasst: Die meisten Anbieter limitieren fürs Ausland das Datenvolumen.

Dieses Problem lässt sich umgehen: durch die Nutzung eines mobilen WLAN-Routers. Entsprechende Geräte gibt es von Huawai oder Netgear bereits ab rund 55 Euro – allerdings kommt da noch ein eigener Mobilfunkvertrag hinzu. Die kleinen Kästchen verfügen über einen integrierten Akku und bauen dank eigener Sim-Karte ihr eigenes WLAN-Netz auf. Schon können sich mehrere Geräte gleichzeitig verbinden.

Die dritte, deutlich exklusivere Variante wäre eine Kombi-Antenne, die fest montiert oder per Saugnapf oder Magnet auf dem Dach des Campervans angebracht wird. Mit ihr lässt sich Internet sowohl via LTE als auch über lokale WLAN-Netze ins Fahrzeug holen. Die Antennen gibt es ab zirka 200 Euro. Ein entsprechender Router, der alle Signale auch verarbeiten kann, liegt bei bis zu 1.500 Euro.

Strom kommt am einfachsten via Landstromanschluss auf dem Campingplatz ins Fahrzeug. Das Netzteil von Laptop und Co. wandelt die 230-Volt-Wechselstrom dann automatisch in Gleichstrom in der benötigten Spannung. Steht kein Landstrom zur Verfügung, müssen die Bordbatterien herhalten – und über ausreichend Energiereserven verfügen. Wichtig ist, dass bei Kalkulieren des Bedarfs nicht nur der Laptop und ggf. ein Monitor sondern auch sonstige Verbraucher, etwa die Beleuchtung des Campervans, einkalkuliert werden. Zudem muss der Strom nun durch einen Wechselrichter gewandelt werden – was zu Verlusten führt. Eine entsprechende Bordelektronik kostet schnell mehrere Tausend Euro.

Günstiger und weniger aufwendig sind sogenannte Powerstations. Die Stromboxen, die seit einiger Zeit schwer im Trend liegen, vereinen einen potenten Lithium-Akku, einen Wechselrichter und verschiedene Steckdosen in einer Box und bieten so elektrische Autarkie, die per Solarpanel nochmals vergrößert werden kann. Mobile-Office-taugliche Modelle, die in der Lage sind, zumindest einen Laptop mehrere Stunden lang betreiben zu können, gibt es ab rund 300 Euro etwa bei Jackery, Anker oder Revolt.

Kompressor-Kühlschrank (70 Liter) mit entnehmbarem Gefrierfach
Foto: Redaktion

Küchenblock im Youngster

Der sehr kompakte Küchenblock gegenüber ist nur mit dem Nötigsten, jedoch ausreichend ausgestattet, um sich ein paar Tage verpflegen zu können. Die Kocher-Spüle-Kombination bietet nur eine Flamme, auf der immerhin auch eine größere Pfanne Platz findet, allerdings keine Zündung – also ans Feuerzeug denken! Auch die (Besteck-)Schublade fehlt.

Kompressor-Kühlschrank (70 Liter) mit entnehmbarem Gefrierfach
Foto: Redaktion

Abzüglich des Kompressorkühlschranks mit 70 Liter Volumen und entnehmbarem Gefrierfach bleiben gerade noch zwei offene Staufächer. Ein paar Vorräte und schlanke Geräte kommen im Oberschrank über der Küche unter. Es ist der einzige im Youngster, leider ohne Unterteilung oder Rüttelkante, die man am besten ebenfalls nachrüstet.

Nasszelle ab Werk mit Duschausstattung und Kassettentoilette

Die Nasszelle kommt auf eine Grundfläche von 70 mal 80 Zentimeter und ist ab Werk mit einer Duschausstattung sowie einer Kassettentoilette ausgestattet. Auch ein Spiegel fehlt nicht, und alle Fugen sind vorbildlich abgedichtet. Dass Forster auf ein Waschbecken verzichtet, wäre für uns kein Problem – schließlich sind es bis zur Spüle am Küchenblock keine zwei Schritte.

Ein paar Ablagen wiederum sollen den Waschschrank ersetzen, wobei diese teils weniger als drei Zentimeter tief sind, also kaum eine Tube Zahnpasta aufnehmen. Auch dass der Duschvorhang fehlt, ist nicht ganz nachvollziehbar. Es braucht ihn zwingend, denn ohne würde in den eben beschriebenen Ablagen das Wasser stehen bleiben.

Mit Spiegel, aber ohne Schrank.
Foto: Redaktion

Auf Nachfrage teilt uns der Hersteller mit, dass der Duschvorhang zum Open-Lounge-Paket gehört, das ebenfalls für 1.610 Euro, jedoch nicht in Verbindung mit dem Mobile-Office-Paket erhältlich wäre. Letztlich – auch weil das Open-Lounge-Paket mit einem zusätzlichen Einzelbett eher den Schlafbereich fokussiert – würden wir den Duschvorhang also selbst nachrüsten. Und das ist ja auch der Ansatz, den der Hersteller mit dem Konzept Youngster verfolgt: Technisch aufwendige Ausstattung gibt’s ab Werk, den Rest rüstet der Kunde bei Bedarf nach.

Mit Spiegel, aber ohne Schrank.
Foto: Redaktion

Variabler Heck-Bereich

Der Schlafbereich im Heck wäre ein weiteres Beispiel: Die technisch aufwendige Hubbett-Konstruktion ist serienmäßig verbaut. Leseleuchten, Gepäcknetze und sonstige Ausstattung gibt’s nur in Verbindung mit dem Open-Lounge-Paket – oder aber sie wird vom Kunden nachgerüstet. Dass uns, beziehungsweise den Kunden des Mobile-Office-Pakets, die teils recht cleveren Stauraumlösungen aus dem Open-Lounge-Paket verwehrt bleiben, ist schon ein bisschen schade.

Immerhin bleibt eine geräumige Heckgarage, die viel Ausrüstung aufnimmt, sodass der sportliche Ausgleich zum mobilen Arbeitsalltag sichergestellt sein sollte. In der großen Garage müssen jedoch auch die Wäsche und das Kochgeschirr unterkommen, denn feste Schränke bietet der Youngster ansonsten keine. Da ist das Hubbett dann schon praktisch, denn das Gepäck in der Heckgarage wird deutlich besser erreichbar.

Es bringt aber immer auch ein paar Nachteile mit sich, gerade im kompakten 540er: An Liegefläche bleiben gerade noch 180 mal 105 bis 125 Zentimeter, und weil das Hubbett lediglich im Karosseriebereich der Fensterausschnitte verfährt, beträgt die Bettenhöhe noch mindestens 112 Zentimeter – und der Zustieg muss ohne Trittstufe gelingen. Von den knappen Bettenmaßen einmal abgesehen, gibt es beim eigentlichen Schlafkomfort auf der elf Zentimeter starken Matratze, die auf einem Lattenrost liegt, nichts zu meckern. Bis zur Karosserie bleiben noch einige Zentimeter mehr und als Einzelbett, diagonal gelegen, reicht‘s allemal.

Die technisch aufwendige Hubbett-Konstruktion ist serienmäßig verbaut. Die Liegefläche misst 180 mal 105 bis 125 Zentimeter.
Die geräumige Heckgarage nimmt viel Ausrüstung auf. Durch das Hubbett ist das Gepäck in der Heckgarage gut erreichbar.
Foto: Redaktion

Fazit Forster V 541 HB Youngster

Das Konzept Youngster ist speziell, weiß aber durchaus zu gefallen – besonders wenn man eine konkrete Nutzung für den frei gestaltbaren Raum oder eines der Pakete vor Augen hat. Der mobile Arbeitsplatz funktioniert gut – er ist sogar überraschend ergonomisch. Für echtes Vanlife, sprich fürs Langzeit-Bewohnen, ist der Youngster wahrscheinlich aber eine Nummer zu kompakt und zu reduziert konzipiert.

Zum Konzept gehört auch, dass der Campervan erst mit einigen wenigen Nachrüstungen praxistauglich wird. Auch weil es bestimmte Ausstattungen nur in großen, nicht kombinierbaren Paketen gibt, führt kein Weg an etwas Eigenleistung vorbei. Zumal sich die Zusammenstellung der Pakete für uns nicht vollständig erschließt. Andererseits sollte das Anbringen eines Duschvorhangs keine Herausforderung darstellen, und bei größeren Nachrüstungen hilft ein guter Händler. Dafür bleibt die Möglichkeit der Individualisierung – und der günstige Preis.

Das Konzept Youngster ist speziell, weiß aber durchaus zu gefallen
Foto: Redaktion

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Technische Daten Forster V 541 HB Youngster

  • Basisfahrzeug: Fiat Ducato 33 Light, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum: 2.184 cm 3, Leistung 103 kW (140 PS) bei 3.500 U/min, Drehmoment 340 Nm bei 1.750 U/min. Sechsgang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb, Euro 6d Final. Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen vorn, Starrachse an Längsblattfedern hinten.
  • Maße und Massen: (L x B x H) 541 x 205 x 265 cm, Radstand: 345 cm. Stehhöhe: 189 cm. Masse im fahrbereiten Zustand: 2.773 kg, zul. Gesamtmasse: 3.300 kg.
  • Aufbau: Stahlblechkarosserie (L2) mit Werkshochdach (H2), vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 2x Mini-Heki plus Abluftpilz im Bad. Isolierung von Dach und Wänden mit 10 mm PU-Matten, Boden mit 26 mm XPS-Schaum. Innenverkleidung mit Kunststoff-Formteilen.
  • Betten: Heck-Hubbett, quer 180 x 105-125 cm.
  • Füllmengen: Frisch-/Abwasser 70 l innenliegend/75 l unterflur, Gas 1 x 2,75 kg, Kompressor-Kühlschrank 70 l. Diesel 90 l, AdBlue 19 l.
  • Serienausstattung: (Auszug) Klimaanlage, drehbare Fahrerhaussitze, Verdunkelungsmatten, AGM-Aufbaubatterie (95 Ah), Druckwassersystem, Küchen- und Duschausstattung, 4-kW-Dieselstandheizung, Außendusche, Hubbett.
  • Sonderausstattung: Mobil-Office-Paket u.a. mit ausziehbarem Tisch, div. Halterungen, Leseleuchte und Steckdosen in abschließbarem Schrank 1.610 €.
  • Testverbrauch: 8,5 l/100 km
  • Grundpreis: ab 43.900 €
    Testwagen: 45.510 €
    www.forster-reisemobile.de
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