„Komfortmeister“ nennen sie den Testwagen bei Malibu in Aulendorf, der streng genommen Van Charming GT Skyview 640 LE heißt – dabei wurden die Modellbezeichnungen schon mal vereinfacht. Um vorab etwas Klarheit zu schaffen: Das „Charming“ steht für eine erweiterte Serienausstattung und „GT Skyview“ beschreibt das offene Fahrerhaus mit Panoramafenster statt Dachstauschrank. „Comfort“ meint großzügig gestaltete Möbel, die mit besonderem Augenmerk auf eine bequeme Nutzung ausgelegt wurden. Etwa durch breite Zugänge oder ergonomische Arbeitshöhen. Und zu guter Letzt gibt das „LE“ Auskunft über die Längs-Anordnung der Einzelbetten.
Die Basis: FIAT Ducato mit neuer Achtgang-Automatik
Um den geräumigen Grundriss unterzubringen, baut der selbsternannte Komfortmeister auf der 6,36 Meter langen Version des Fiat Ducato auf. Also alles andere als ungewöhnlich, jedoch insofern spannend, als dass der Malibu – unser erster Testwagen – mit Fiats neuer Achtgang-Automatik ist.
In Kombination mit einer aerodynamisch günstiger gestalteten Front soll das Facelift-Modell bis zu zehn Prozent Sprit und Emissionen sparen. Die neue Wandlerautomatik kommt nicht mehr von ZF, sondern vom japanischen Zulieferer Aisin und verspricht außerdem verbesserten Fahrkomfort durch kürzere Schaltzeiten – sie sind in jedem Fall kurz genug, und logischerweise seltener, was ebenfalls Komfort generiert. Und obwohl der neunte Gang als Overdrive fehlt, begnügt sich der praxisgerecht beladene Malibu im Testbetrieb (über 1.000 Kilometer Autobahn, Pässe und Pendelverkehr) mit nur 8,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern – vergleichbare Testkandidaten nahmen einen, andere Fabrikate auch mal zwei Liter mehr.
Vergleicht man die Übersetzung der neuen Acht- mit Fiats alter Neungang-Automatik, so liegt die Motordrehzahl bis 110 km/h beinahe gleichauf. Erst ab Tempo 120 kann die Neungang-Automatik ihre Vorteile ausspielen und das Drehzahlniveau um rund 400 Umdrehungen senken. Beiden Antriebssträngen tut der Power-Modus gut: Er verleiht dem 140-PS-Motor die nötige Elastizität. So gelingt der Zwischensprint, zum Beispiel beim Überholen auf der Autobahn, deutlich schneller.
Höhere Geschwindigkeiten und auch schlechte Straßen nimmt der Testwagen bis auf wenige Ausnahmen ohne übermäßige Wind- oder Klappergeräusche hin. Zudem gefällt das neue Infotainmentsystem, dass alle möglichen Funktionen mit wenigen Fingertabs übersichtlich auf den 10,1 Zoll großen Touchscreen projiziert.
Das Charming-Paket: Schöner Wohnen unterwegs
Ein Ausstattungsdetail aus dem Charming-Paket: Die nicht ganz so modernen Bedienpanels für Standheizung und Aufbautechnik versteckt Malibu hinter einer Milchglas-Blende. Unabhängig davon funktioniert ein Teil der Lichtschalter im Eingangsbereich, damit man das Fahrzeug stets im Hellen betreten kann. Hier generiert der Hersteller tatsächlich ein richtig tolles Raumgefühl, das insbesondere durch die erweiterte Ambientebeleuchtung (ebenfalls Teil des Charming-Pakets) gekonnt in Szene gesetzt wird. Das Licht, das durchs 85 mal 50 Zentimeter große Remis-Acrylglasfenster über dem Fahrerhaus fällt, trägt ebenfalls dazu bei.
An der Sitzgruppe punkten außerdem die sehr bequeme Bank mit großzügig ausgeformter Lehne, obwohl die textile Abdeckung für den Gurt eher nervig ist. Truhe und Podest sind als Staufächer ausgeführt, was dank robuster Scharniere und einer Schublade auch gut umgesetzt wurde. Der Tisch steht stabil, misst 91 mal 54 Zentimeter und verfügt in der Comfort-Variante über eine 28 Zentimeter breite Erweiterung. Damit sollten zwei Personen locker auskommen. Als Neuerung für 2025 entfallen bei allen Vans von Malibu die antiquierten Gardinen. Stattdessen gibt es passgenau verarbeitete, mit Stoff kaschierte Wandverkleidungen, in die das Verdunkelungsrollo sauber integriert ist und die Malibu bis über die B-Säule spannt – ein schönes Upgrade.
Leicht schräge Küche...
Clever: Der Küchenblock gegenüber dem Essplatz steht leicht schräg. So bleibt der Mittelgang trotz ausladender Sitzbank mindestens 52 Zentimeter breit. Die Küchenzeile bietet vier geräumige Schubladen und praktische Features wie die bündige Arbeitsflächenerweiterung (35 mal 27 Zentimeter) oder das in die Spülabdeckung integrierte Schneidbrett. Spüle und Kocher sind als separate Geräte ausgeführt und entsprechend großzügig dimensioniert. Zwei normal große Töpfe finden hier gleichzeitig Platz auf dem Herd.
... mit Maxi-Kühlschrank
Eine Besonderheit ist definitiv der Thetford-Kühlschrank, und zwar schon ab Werk: Solche mit Absorbertechnik sind selten geworden im Segment der Kastenwagen, und Malibu platziert ihn ergonomisch günstig auf Griffhöhe. Allerdings verfügt der Testwagen über das Upgrade auf rekordverdächtige 138 Liter und Kompressortechnik (werkseitig: 80 Liter). Wer dieses Extra wählt, ist sicherlich perfekt aufgestellt, was die Lebensmittelvorräte angeht.
Allerdings sollte man auch die Stromreserven bedenken: 80 Amperestunden in AGM-Technik sind vergleichsweise mager. Im 138er ist die Null-Grad-Schublade auf jeden Fall praktisch. Schade hingegen, dass die Türfächer zu schmal sind für die übliche Weinflasche oder das Tetra Pak Milch.
Das Bad: ein Traum!
Das Bad mit wegschwenkbarer Toilette und Glieder- Schiebetür ist ein Traum für alle, die gerne im eigenen Fahrzeug duschen. Dafür müssen beim Stauraum Kompromisse in Kauf genommen werden, was mit Blick aufs gesamte Fahrzeug kein Problem ist. Auch das Putzen gestaltet sich durch die vielen Nischen aufwendig, und die Toilette steht etwas wackelig.
Das alles wiegt der Platz zum Duschen, rund 50 mal 70 Zentimeter Grundfläche, wieder auf. Allerdings sollte Malibu die Jalousie, die den Waschtisch vor Spritzwasser schützt, mit einem Fangband sichern – im Testwagen rutscht sie während der Fahrt lautstark vor und zurück.
Komfortable Längs- Einzelbetten
Auch die Stufe zum Bett wäre leicht zu verbessern: die dünnen Schrauben und Einschlagmuttern, die sie in Position halten sollen, wirken nicht sonderlich haltbar – zumal der Tritt als Stauraum dient. Über den Komfort der Längs-Einzelbetten mit zehn Zentimeter starker Matratze auf einem Holzlattenrost kann man wirklich nicht meckern. Wenigstens eine Seite misst knapp zwei Meter, bis zu den Wänden sind es sogar noch ein paar Zentimeter mehr. Die charakteristischen Bullaugen lassen sich mittlerweile beidseitig öffnen, die Verdunkelungsplissees an der gefährdeten Längsseite werden durch Holzblenden geschützt.
Da es an Stauraum nicht fehlt und die Gasstandheizung lautlos arbeitet, ist ihre Position unter dem Bett eigentlich kein Problem. Der winterliche Testbetrieb zeigt jedoch, dass der Schlafbereich deutlich wärmer wird als die Sitzgruppe – besser wäre es umgekehrt.
Reichlich Stauraum, pfiffig gelöst
Stauraum bietet der 640er aber auch anderweitig – fast ohne Ende. Beifahrerseitig gibt es einen großen Kleiderschrank, fahrerseitig ein riesiges Wäschefach. Und wenn die passenden Bettlaken verwendet werden (sportliche 410 Euro inkl. Kissen und Fleecedecke), kann das jeweilige Bett durch Gasdruckfedern leicht angehoben werden und die Stauräume sind perfekt zugänglich. Noch mehr Wäsche kommt in den sechs Dachstauschränken unter, in die auch die LED-Spots für den Schlafbereich integriert wurden.
Deckenstrahler wären besser, denn ganz ohne geblendet zu werden, liegt man hier nie – während es in den Schränken dunkel bleibt. Im Praxistest fällt auch auf, dass der einzige Lichtschalter am Fußende platziert wurde und dass die Steckdosen extra kosten.
Fazit
Im Großen und Ganzen geht der Van Comfort 640 LE locker als Kastenwagen mit gelungener, Komfort-betonter Aufteilung durch, der auch in Sachen Verarbeitung und Design hält, was Malibu verspricht.
Preislich liegt der gut, aber nicht luxuriös ausgestattete Testwagen etwas über dem deutschen Mitbewerber, der ebenfalls in einem eigenen Werk im europäischen Ausland fertigen lässt. Aber bei Malibu bekommt man auf jeden Fall den aufwendigeren Ausbau.
Technische Daten
Basisfahrzeug: Fiat Ducato 35 light. AdBlue und SCR- Katalysator. Hubraum 2.184 cm 3 , Leistung 103 kW (140 PS) bei 3.500/min, max. Drehmoment 350 Nm bei 1.400-2.500/min. Acht-Gang-Wandlerautomatik (Aisin Seiki), Vorderradantrieb. Abgasnorm Euro 6e
Maße und Massen: (L x B x H) 636 x 205 x 259 cm, Radstand 404 cm, Masse in fahrbereitem Zustand 3.106 kg (lt. Hersteller), Zulässige Gesamtmasse 3.500 kg
Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Werkshochdach (L4H2); Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen vorn, Starrachse an Längsblattfedern hinten. Stehhöhe 188 cm (Bad: 186 cm). Vorgehängte Fenster mit umliegendem Aluminiumrahmen. Boden und Dach isoliert mit 20 mm RTM-Hartschaum, Wände isoliert mit 5 bis 20 mm Polyurethan-Matten; Seitenwände und Decke mit atmungsaktiver Stoffbespannung
Betten: Einzel-Längsbetten 195 x 86 cm und 180 x 100 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser 100/92 l innen-/außenliegend; Gas 2 x 11 kg; Absorber-Kühlschrank 80 l (werkseitig); Diesel 90 l, AdBlue 19 l
Serienausstattung: (Auszug) Panoramafenster über Fahrerhaus, Kompaktbad mit Schwenktoilette, elektr. Trittstufe, Truma Combi 4-Gasstandheizung. Charming-Paket u. a. inkl. erweitertem Außendekor, Lederlenkrad, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Stoßfänger in Wagenfarbe und Upgrade der Ambientebeleuchtung, Aufbaubatterie 80 Ah AGM
Extras: (Auszug) Automatikgetriebe 3.990 €, Lackierung in Eisengrau Metallic 1.100 €, Markise inkl. Regenrinne und Außenbeleuchtung 1.740 €, Steckdosenpaket 490 €, Fiat Multimediasystem inkl. 10,1-Zoll-Touchscreen und Rückfahrkamera 3.200 €, 4x Bullaugenfenster im Heck 540 €, Chassis-Paket 3.690 €, Aufbau- Paket 1.790 €, Kühlschrank-Upgrade auf 138-Liter-Kompressor 490 Euro, Doppelboden im Heckstauraum 210 €
Testverbrauch: 8,5 l
Grundpreis: 71.650 € Testwagenpreis: 90.540 €
Infos: www.malibu-carthago.com