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Sachlich & solide: Summermobil Edition im Test

31.10.2024
Text: Daniel Schlicke | Bild: Katharina Felix

Ohne Schnickschnack, dafür gut geplant und auch umgesetzt – ja, solche Campingbusse gibt es noch. Zum Beispiel im niederbayerischen Landshut.

Meist sind CamperVans-Testwagen bis unters Dach ausgestattet mit allem, was das Camperleben vermeintlich erleichtert – und grau. Zumindest bei der Ausstattung pflegt die Marke Summermobil eine andere Philosophie, wobei die gängigen Extras und sogar ein bisschen mehr natürlich auch hier zu haben sind. Der Testwagen hingegen ist die pure Reduktion aufs Wesentliche: Klappbank, Klappdach und die klassische, fahrerseitige Möbelzeile. Auf einem T6.1-Halbkasten mit Basismotorisierung und Handschaltgetriebe. Keine Touchscreens, keine Ambientebeleuchtung – kein Komfort-Schnickschnack, um über mögliche Schwächen am Ausbau hinwegzutäuschen. Ein typischer Summermobil?

Den Grundstein für Summermobil legte Harald Bruckmaier 1995 mit der Gründung eines Kfz-Sachverständigenbüro. Motiviert durch den eigenen Bedarf entstanden jedoch bald schon erste Prototypen und Produkte, mit denen der VW-Bus campingtauglich wird. Heute ist das Unternehmen auf zwei Produktionsstätten und 13 Angestellte angewachsen. Erklärtes Firmenziel: qualitativ hochwertiges und gleichzeitig bezahlbares Equipment für Camper. Der Weg dorthin führte für Summermobil allem voran über gelungene Eigenentwicklungen, die auch in Eigenregie produziert werden. Große Abnahmemengen – auch einige Mitbewerber kaufen einzelne Komponenten – erlauben scharf kalkulierte Preise.

Relativ rudimentär ausgestattetes Basisfahrzeug

Zurück zum Testwagen. Obwohl Summermobil auch ungewöhnliche Grundrisse im Programm hat, schicken sie ihren Klassiker ins Rennen: den Edition. So lassen sich die Preise besser vergleichen, gibt uns der Hersteller mit auf den Weg. Der Preis: günstige 59.000 Euro. Dafür erhält man ein verhältnismäßig rudimentär ausgestattetes Basisfahrzeug, das aber eben ein Volkswagen ist und immerhin über eine Klimaanlage, einen Tempomat und über Sitzheizung verfügt. Allerdings, die Basismotorisierung mit 110 PS, gekoppelt an das nicht mehr wirklich zeitgemäße Fünfgang-Getriebe, sind doch etwas mager. Zumal die 110 Pferdestärken erst ab über 3.000 Umdrehungen anliegen. Schon an mäßigen Steigungen heißt es: runterschalten. Selbst ohne viel Gepäck oder Mitfahrer.

Das wäre halb so wild, denn wirklich laut wird es im Summermobil trotz hohem Drehzahlniveau nie – wenn man nur den Arm ablegen könnte. Pilotensessel, sprich Armlehnen, sind im Edition ohne Extras nicht verbaut. Auf Dauer und im Ferienverkehr wird das überraschend anstrengend. Auch das Multifunktionslenkrad fehlt, und der Bordcomputer kann nicht mehr als die grobe Restreichweite anzeigen. Viel Kritik, die sich jedoch an VW richtet und mit einer anderen Konfiguration nichtig wäre. Umso wichtiger ist der Ausbau.

Die eigens entwickelte Schlafsitzbank wird in den werksmäßigen Aufnahmepunkten des Transporters arretiert – verschiebbar ist sie nicht. Die 118 Zentimeter breite Bank bietet drei Sitzplätze ab Werk, zwei davon mit einem Becken-, einer mit einem Dreipunktgurt. Auf Wunsch verfügen alle Plätze über den Dreipunktgurt, und auch Isofix-Halterungen sind möglich, doch mit mehr als zwei Personen wird es eng.
Foto: Redaktion

Selbst entwickelte Schlafsitzbank

Bei Summermobil dreht sich viel um die eigens entwickelte Schlafsitzbank, die in den werksmäßigen Aufnahmepunkten des Transporters arretiert wird – verschiebbar ist sie nicht. Die 118 Zentimeter breite Bank bietet drei Sitzplätze ab Werk, zwei davon mit einem Becken-, einer mit einem Dreipunktgurt. Auf Wunsch verfügen alle Plätze über den Dreipunktgurt, und auch Isofix-Halterungen sind möglich, doch mit mehr als zwei Personen wird es eng.

Die aufstellbare Bettenverlängerung erlaubt das Laden auf zwei Ebenen, längere Gegenstände können dank 60 mal 30 Zentimeter großer Durchlade transportiert werden, wenn die Frontblende mit einem Handgriff entfernt wird. Sehr praktisch ist auch, dass das Gepäck in der Heckgarage über die klappbare Sitzfläche auch vom Wohnraum aus zugänglich ist. Alternativ fertigt Summermobil die Frontblende außerdem in einer geteilten Version, beispielsweise für eine mobile Toilette. Die Größe der Heckgarage: maximal 110 Zentimeter in der Breite und 70 Zentimeter in der Tiefe. Unter der Bettenverlängerung kommt noch ein Tisch unter, dennoch bleiben 43 Zentimeter Höhe – das genügt für alle gängigen Getränkekisten.

Oder die etwas hakeligen Kopfstützen, die am besten demontiert bleiben, wenn man zu zweit unterwegs ist. Dann kann die Bank mit zwei, drei intuitiven Handgriffen und ohne Kraftaufwand  zur Liegefläche umgelegt werden. Obwohl man auf der Sitzfläche schläft, ist das 187 mal 118 bis 122 Zentimeter große Bett sehr bequem und nicht zu straff gepolstert. Ein zusätzlicher Topper wäre für uns nicht nötig. Auch die vielen Ablagen, die blick- und lichtdichten Vorhänge und gut erreichbare USB-Steckdosen fallen positiv auf. Zwei LED-Leisten sorgen für ausreichend Licht, obwohl der eine oder andere bewegliche Spot nicht geschadet hätte.

Trotz dünner Matratze: Dank Lattenrost liegt sich das Dachbett recht bequem. Der Zeltbalg bietet drei Fenster – zwei mit Insektenschutzgewebe, eins mit Folie.
Foto: Redaktion

Eigenentwicklung Aufstelldach

Den Spot gibt es im Aufstelldach, aber keine Steckdosen. Wie die Schlafsitzbank ist das Dach eine Eigenkonstruktion und aus eigener Fertigung. Summermobil setzt bei der in Wagenfarbe lackierten Dachschale und auch beim Verstärkungsrahmen auf einen glasfaserverstärkten Kunststoff, was das Gewicht trotz hoher Festigkeit niedrig hält. Dank C-Profil können Dachträger befestigt werden – dieses Feature fehlt bei einigen Mitbewerbern. Natürlich generiert der aufstellbare Lattenrost ausreichend Stehhöhe und außerdem eine 190 mal 110 Zentimeter große Liegefläche. Auch diese fällt recht bequem aus, und das trotz gerade einmal drei Zentimeter starker Matratze.

Interessant ist noch der Verschluss, denn hier geht Summermobil einen ganz eigenen Weg: An der Dachschale hängt eine Spannstange an Zurrgurten, die ausgezogen und am Verstärkungsrahmen eingehängt wird. Anschließend die Gurte ordentlich straff ziehen, fertig (siehe auch Galerie weiter unten). Das klappt gut, und die Konstruktion wird anschließend hinter einer Kunststoffblende versteckt. Dann ist auch der Zeltbalg aufgeräumt. Die Qualität solcher Tiefziehteile von Summermobil ist gut, sie sind passgenau und ohne scharfe Kanten, aber für die Haptik gibt es schönere Lösungen.

Der Platz wird bestmöglich genutzt

Der Möbelbau macht mehr Eindruck. Zwar werden recht gewöhnliche Möbelbauplatten aus Pappelsperrholz mit Papierfurnier und ABS-Kanten verwendet, doch der Hersteller beweist viel Gespür für eine gelungene Aufteilung. Im Edition wird der vorhandene Platz wirklich bestmöglich ausgenutzt, auch weil das Gros der Technik und der Frischwasservorrat anderswo unterkommen.

Der deckenhohe Kleiderschrank zwischen C- und D-Säule besitzt Unterteilungen und eine Bodenklappe für Schmutzwäsche oder Gepäck, das man nicht jeden Tag braucht. Dank halber Schranktür ist der vordere Stauraum trotz Lehne der Sitzbank optimal zugänglich. Die beiden Türen am hinteren Schrank klappen nach unten, so sind diese Fächer sowohl vom Wohnraum als auch vom Heck aus erreichbar. Auch die federgelagerten Möbelschlösser punkten, und die offene Ablage auf dem Schrank ist mit einer drei Zentimeter hohen Rüttelkante ausgeführt.

Für drei Personen – der Fahrersitz des Testwagens kommt ohne Drehkonsole – genügt der 46 mal 68 Zentimeter große Tisch, doch er ist nicht von allen Plätzen aus optimal erreichbar. Der von oben zugängliche Stauraum dagegen ist geschickt– so kann vom Bett aus schon der erste Kaffee gekocht werden.
Foto: Redaktion

Gelungene Aufteilung des Küchenblocks

Auch für den Küchenblock gilt das Lob zur gelungenen Aufteilung. Drei geräumige Schubladen (zwei Mal 20 mal 25 mal 23 Zentimeter und ein Mal 10 mal 25 mal 35 Zentimeter), ein von oben zugängliches Staufach und ein zusätzlicher Hängeschrank: Über Platz fürs Geschirr und für Vorräte kann man wirklich nicht meckern.

Kompressorkühlschrank (39 Liter) und die Kocher-Spüle-Kombination (zwei Flammen mit elektrischer Zündung) kommen von Dometic und bieten den üblichen Campingbus-Standard, neben der Spüle bleiben 22 mal 33 Zentimeter Ablagefläche. Wer gerne im Fahrzeug kocht, der sollte aber ein Schiebefenster bestellen.

Gegen 352 Euro Aufpreis kommt der große Tisch - clever und wertig mit Gasdruckdämpfer - in der Schiebetür unter. Hier ist er bestens erreichbar für die Innen- und Außennutzung untergebracht.
Foto: Redaktion

Zwei Optionen beim Tisch

Beim Tisch bietet der Testwagen sogar zwei Optionen: Einer ist freistehend, also auch für die Außennutzung geeignet, 89 mal 50 Zentimeter groß und kommt in der Schiebetür unter. Der andere ist mit 46 mal 68 Zentimetern etwas kleiner. Er wird am Küchenblock eingehängt und in einem weiteren Tiefziehteil unter der Bettverlängerung transportiert.

Da im Testwagen lediglich der Beifahrersitz über eine Drehkonsole verfügt, ist flächenmäßig eigentlich auch der kleine Tisch ausreichend – aber in der Schiebetür ist ein Campingtisch immer noch am sinnvollsten untergebracht. Und eine entsprechende Halterung, um Campingstühle an der Heckklappe zu transportieren, bietet Summermobil auf Wunsch auch.

Fazit: Sachlich aber absolut solide

Was Summermobil produziert, ist sachlich, aber absolut solide. Form follows function, so ließe sich das Fazit zum Testwagen auf ganz wenige Worte herunterbrechen. Ob es immer ein VW sein muss, das steht auf einem anderen Blatt – bei schmalem Budget bieten andere Basisfahrzeuge deutlich mehr Ausstattung. Wird hingegen allein der Ausbau betrachtet, dann bekommt man bei Summermobil viel für verhältnismäßig wenig Geld.

Bildergalerie

Technische Daten

Basisfahrzeug: VW T6.1, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum: 1.968 cm³, Leistung: 81 kW (110 PS), max. Drehmoment: 250 Nm, Fünfgang-Handschaltgetriebe, Vorderradantrieb. Abgasnorm Euro 6d.
Maße und Massen: (L x B x H) 490 x 190 x 199 cm, Radstand: 300 cm. Masse im fahrbereiten Zustand: 2.007 kg*, zulässige Gesamtmasse: 2.800 kg
Aufbau & Ausbau: Stahlblechkarosserie mit Aufstelldach SUM202, Werks-Isolierverglasung. Dämmung: 15 mm X-Trem-Isolator (PE) plus Vlieskaschierung. Möbelbau aus 15 mm ILO/PA/ILO FU-Möbelbauplatten (Pappelsperrholz), Schlafsitzbank EVO3. Steckdosen:
4x USB, 2x 12 V, 1x 230 V.
Betten: Dachbett: 190 x 110 cm, Bett unten: 187 x 118-122 cm.
Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 27 l/10 l innenliegend, Gas: 2,75 kg, Diesel: 70 l, AdBlue: 13 l.
Serienausstattung: (Auszug) Möbelzeile mit Stauschränken, Kocher, Spüle und Kompressorkühlschrank, Schlafsitzbank und Aufstelldach, 90-Ah-AGM-Aufbaubatterie, Radio mit DAB+, Lackierung in Ascotgrau.
Sonderausstattung: (Auszug) Komfortpaket Plus u. a. inkl. Klimaanlage und Lendenwirbelstütze 1.993 €, Tempomat 360 €, akustische Einparkhilfe hinten 405 €, Sitzheizung 445 €, Aufstelldach in Wagenfarbe 822 €, Hängeschrank im Küchenbereich 228 €, Vliesverkleidung 805 €, Tisch in Schiebetür 352 €‚ Relingschienen beidseitig 526 €, Autoterm-Standheizung 1.600 €.
Testverbrauch: 9,2 l/100 km
Grundpreis: 49.900 €
Testwagen: 59.139€

www.summermobile.de

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