Der durchschnittliche Käufer eines Campingbusses bewohnt diesen nur einige Wochen im Jahr. Oft geht es dann in wärmere Gefilde, wo man viel Zeit draußen verbringt. Da macht es wenig aus, wenn der Platz im Camper begrenzt ist. Doch wie lebt es sich im kompakten Van, wenn der Aufenthaltsort nicht irgendeine sonnige Küstenregion ist, sondern Stuttgart und Umgebung im wettermäßig recht wechselhaften Frühjahr? Um den Ahorn Van 550 auf seine Langzeitreise- und Wohnqualitäten zu testen, bin ich für mehrere Monate in den Camper gezogen.
Der 5,50 Meter kurze Ahorn Van 550 hat einen klassischen Grundriss. Vorn die Sitzgruppe, dahinter der Küchenblock im Bereich der Schiebetür und fahrerseitig das Bad, im Heck das Querbett. Die vorderen, bequemen Sitze lassen sich in Sekundenschnelle ganz umdrehen. Gut gelöst ist hier die Handbremse, welche nach dem Anziehen wieder in ihre flache Ruheposition fällt und so beim Drehen der Sitze nicht im Weg ist. Sitzgruppe und Tisch bieten genug Platz auch für mehrere Personen. Letzterer ist etwas wackelig, kann dafür aber auch verlängert, für mehr Beinfreiheit zur Hälfte eingeklappt, oder außerhalb des Fahrzeugs eingehängt werden.
Das Küchenmodul im Van umfasst ein Zwei-Flammen-Gaskochfeld, eine tiefe Edelstahl-Spüle, drei Auszugschubladen und einen 90 Liter Kompressor-Kühlschrank. Bei gutem Wetter wurde bevorzugt bei offener Schiebetür gekocht, während die schiebbare Insektenschutztür lästige Fluginsekten draußen hielt. Zwei kleine Töpfe oder Pfannen passen gleichzeitig auf das Kochfeld. Praktisch ist das große Spülbecken, welches sich auch zum Zähne putzen und Gesicht waschen besser eignet als das kleine Klapp-Waschbecken im Bad. Die glänzend schwarze Glasoberfläche des Küchenblocks sieht sehr schick aus – solange man sie nach jeder Benutzung sauber hält. Über dem Küchenmodul sowie über dem Tisch gibt es noch zwei weitere Hochschränke, in denen bei mir weitere Lebensmittel, ein paar Gewürzdosen und ein Espressokocher unterkamen.
Nachts wurde die Ruhe zuweilen durch das Brummen des anspringenden Kühlschranks gestört, da er sich der Kompressor nah neben der Kopfseite des Bettes befindet. Unempfindlicheren Menschen wird das Geräusch wenig ausmachen, und tatsächlich gewöhnt sich auch ein sensibleres Gehör mit der Zeit daran. Dennoch ist es erfreulich, dass Ahorn seinen Van 550 inzwischen serienmäßig mit einem beidseitig angeschlagenen Kühlschrank im Bereich der Schiebetür ausstattet. Das ist zum einen praktisch, da man auch von außen an den Kühlschrank kommt und diesen auch von innen bequemer erreicht. Zum anderen wird die angesprochene Geräusch-Problematik umgangen, da der Kühlschrank mitsamt Kompressor sich nicht mehr direkt neben dem Bett befindet – eine wirkliche Verbesserung an dieser Stelle.
Praktisch für bequeme Zeitgenossen: Da das Küchenmodul neben dem Bett sitzt, lässt sich der morgendliche Kaffee gemütlich vom Bett aus zubereiten. Theoretisch zumindest. Wenn man allerdings die Nacht nicht mit aufgedrehtem Gashahn verbringen möchte, muss man sich doch morgens zunächst aus dem Bett erheben und nach draußen begeben. Der Zugang zum Gashahn erfolgt von außen über die Hecktüren. Liegt man im Bett und möchte die hinteren Türen von innen öffnen, so muss zunächst der mittlere Teil der drei recht festen Matratzenelemente, die das Bett bilden, angehoben werden, um an den Türgriff zu gelangen.
Die Matratze des Heckbetts verfügt über eine Liegefläche von 191 mal 136 Zentimeter an der Kopf-, beziehungsweise 120 Zentimeter an der Fußseite, und erweist sich im Langzeittest als knapp ausreichend für zwei Personen von durchschnittlicher Größe. Ab 1,85 Meter Körpergröße passt man am besten allein und dann diagonal darauf. Praktisch sind die beiden Leselampen über dem Bett. Zugunsten mehr Gemütlichkeit dürften diese für meinen Geschmack anstatt – oder ergänzend zu – dem zusätzlich auswählbaren blauen Licht lieber dimmbar sein.
Aber das ist wie gesagt Geschmackssache und für behagliches Dämmerlicht kann man sich ja gut mit einer Lichterkette behelfen, die klischeemäßig in eines jeden Camperinnen-Van ohnehin nicht fehlen darf. Ein Ärgernis ist allerdings die tiefe Position des großen Hängeschranks fahrerseitig über dem Bett. Während man der Anstoßgefahr allein im Bett noch gut aus dem Weg gehen kann, steigt zu zweit das Risiko, sich hier einen blauen Fleck zu holen. Dafür passt speziell in diesen Schrank viel hinein. Praktisches Extra: An der Kopf- und Fußseite des Querbetts befinden sich Taschen, in denen Bücher, Handy oder Brille griffbereit verstaut werden können.
Im Bad des kompakten Vans geht es naturgemäß beengt zu, aber der Platz ist absolut ausreichend, um sich zu duschen. Eine transparente, wegfaltbare Duschwand teilt das Bad und schützt so den Rest des Raums vor Spritzwasser beim Duschen. Als Ablagefläche für Seife, Shampoo und Zahnbürste dient der Platz neben dem Waschbecken, welches sich zur Toilettennutzung hochklappen lässt. Boiler und Heizung funktionierten über die Testzeit sehr gut: Die Truma Combi 4 Dieselstandheizung erwärmte den Innenraum an kalten Frühjahrsmorgen zuverlässig innerhalb weniger Minuten auf eine angenehme Temperatur, sodass das Aufstehen und Duschen auch bei einstelligen Werten leichtfiel.
Fazit: Angesichts seiner kurzen Länge von knapp 5,5 Metern ist der Platz im Ahorn Van 550 begrenzt. Dennoch oder gerade deswegen ist jeder Zentimeter im Camper genutzt. Die Verstaumöglichkeiten für Kleidung, Nahrungsmittel und Küchenzubehör empfand ich auch für längere Aufenthalte als ausreichend. Was nicht in die Schränke passt, kann in der großzügigen Heckgarage unterm Bett verstaut werden. Der Ahorn Van 550 eignet sich trotz seiner kompakten Maße auch für längere Touren, sofern man sich bei der Mitnahme von Gegenständen reduziert. Das Wohngefühl ist angenehmer, ist der kleine Raum nicht vollgestellt. Insgesamt ist der Van ein guter Begleiter für kurze und längere Reisen, welcher sich auch als Übergangsbehausung im südwestdeutschen Frühling und Frühsommer gut geschlagen hat. www.ahorn.de