In einem riesigen Land mit niedrigen Löhnen muss ein Camper einfach mehr können. Multi ist also schon mal der richtige Name für so ein Gefährt. Wenn der Multi allerdings auf einer kleinen Plattform steht, sehen viele schon wieder den spartanischen Minicamper mit Heckauszug vor sich. Vielleicht liegt es an den niedrigen Stundenlöhnen – aber in das Ausbaukonzept des knapp 4,80 Meter langen Fiat Doblo wurde viel Zeit investiert. Das geht schon mit dem Aufstelldach los: Das Teil mit einer zweischaligen Dachkonstruktion ist selbst gebaut und bietet eine Liegefläche von 1,85 x 1,10 Meter – bequem mit Froli-Unterbau. Entriegelt wird das Dach ganz bequem mit zwei Hebeln im Fahrerhaus. Da die Innenhöhe relativ gering ist, erfolgt der Aufstieg problemlos über die Sitze und die Lehnen. Zwei seitliche Fenster und die Möglichkeit, den Zeltbalg komplett zu öffnen, sorgen für genügend Frischluft.
Darunter entsteht bei aufgeklapptem Dach ein ordentlicher Wohnraum. Der Trick ist der doppelte Boden, in dem die Bordbatterie, das Ladegerät und die Dieselstandheizung untergebracht sind. Damit aus den Vordersitzen und den klappbaren hinteren Einzelsitzen eine gemütliche Dinette für vier Personen entsteht, lassen sich Fahrer- und Beifahrersitz auf einem TÜV-geprüften Scherengestell drehen und anheben. So sitzt man zumindest mal auf einer Höhe mit den auf Schienen verschiebbaren Sitzen im Fond. Der Tisch, der sich in Form und Format exakt in die Tasche vor der hinteren Seitenscheibe einpasst, ist zwar etwas
wackelig, aber er hält. Fürs Frühstück sollte die Stabilität auf jeden Fall ausreichen – die Butter darf nur nicht zu hart und die Kaffeetasse nicht zu voll sein. Die Einzelsitze sind bequem, verschiebbar mit einstellbarer Rückenlehne. Sitzen zu viert geht ganz gut, wenn es auch so kuschelig wird, dass man die Standheizung vermutlich erst ab echten Minusgraden benötigt.
Gemütlicher ist es unter der Markise – unter der man dank der Höhe des Doblos sogar stehen kann. Auch ein Clou, wenn man länger an einem Ort verweilt, ist der herausnehmbare und autarke Küchenblock. Man muss wissen wie, aber sind die je zehn Liter fassenden Kanister für Frisch- und Abwasser erst mal ausgebaut, geht es ganz einfach. Zwei Schrauben und einmal kräftig zupacken. Dank eines Akkublocks sind die Schrankbeleuchtung und die Wasserpumpe auch vom Fahrzeug getrennt nutzbar und die einstellbaren Füße für unebenen Untergrund sind gleich mit dabei.
Ohne Küchenblock hat man natürlich mehr Platz im Alltag und könnte sogar noch einen dritten Einzelsitz einbauen. Im Alltag also bis zu fünf Personen, zum Campen theoretisch vier, in der Praxis aber doch besser nur zwei.
Klappt man die Lehnen der Einzelsitze um, lässt sich die ansonsten hinter den Sitzen gefaltete Liegefläche ausklappen und das untere Bett mit 1,15 mal 2,00 Meter entsteht – das geht natürlich auch zu zweit und im Dach könnten zwei Kinder schlafen, aber Komfort ist anders. Zudem sollte jedem bewusst sein, dass es bei einem Minicamper mit Aufstelldach ab rund 25.000 Euro ein paar Abstriche zu machen gibt.
Mit ein paar Extras oder in der gehobenen M-Variante sind es auch schon 35.000 Euro. Kein Schnäppchen mehr, aber ein angenehm solides, durchdachtes Fahrzeug mit kompakten Maßen, sparsamen Motor und einer ganz lustigen Form. Ein kompakter Weekender mit dem Extra Aufstelldach. Eigentlich keine schlechte Idee und ganz oft ausreichend.
Technische Daten
Basisfahrzeug: Fiat Doblo Maxi, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue und SCRKatalysator. Hubraum 1.598 cm³, 73 kW/100 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb.
Maße und Massen: (L x B x H) 476 x 183 x 200 cm, Radstand: 311 cm. Leergewicht: 1.640 kg, zulässige Gesamtmasse: 2.370 kg.
Aufbau: Stahlblechkarosserie, Aufstelldach.
Bett: Heck 200 x 115 cm, Dach 185 x 110 cm.
Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 15 l/15 l innenliegend, Gas: 3,2 kg, Diesel 60 l, AdBlue 14 l.
Extras: Dieselstandheizung
Grundpreis: ab 33.900 €
Testwagen: 35.490 €
Infobox
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