> Selbstausbau ökologisch: Camper dämmen mit Schafwolle

Wohlfühlklima

28.05.2022
Text: Daniel Schlicke | Bild: Tobias Czarski/ Vanhutch

Eine Isolierung soll den Camper im Sommer einigermaßen kühl und im Winter besser warm halten. Individualausbauer Tobias Czarski verrät, wie er das Thema „ökologischer Van-Ausbau“ angeht. Spezialität seiner Manufaktur Vanhutch: Dämmen mit Schafwolle.

Wer einen Kastenwagen kauft, kommt um das Thema nicht herum: die Isolierung. Sie dient vorrangig dazu, den Wärmeaustausch zwischen Camper-Innenraum und Umgebung zu verlangsamen: Im Winter wird es schneller und bleibt auch länger warm, im Sommer heizt sich der Wohnraum langsamer auf. Die Dämmung reguliert aber auch den Feuchtigkeitshaushalt im Van, da der Taupunkt durch eine ausreichend starke Isolierschicht an die Außenseite der Fahrzeugwände verlegt wird. Ist das Fahrzeug schlecht oder gar nicht isoliert, kondensiert etwa unsere feuchte Atemluft oder der Wasserdampf vom Kochen an den Blechwänden, was früher oder später zu Rostschäden und Schimmel führt.

An dieser Stelle sei allerdings auch erwähnt, dass eine lückenlose, ausreichend starke Isolierschicht im Kastenwagen kaum möglich ist. Die großen Serienhersteller geben sich mancher mehr, mancher weniger Mühe und isolieren mit Polyurethan- und Polyethylen-Matten, Polystyrol- Platten, Glas- oder Steinwolle. Als State-of-the-Art gelten in der Szene Armaflex und X-trem Isolator, allem voran wegen der sehr guten Isolationswerte, aber auch weil die selbstklebenden Matten in unterschiedlichen Stärken relativ gut zu verarbeiten sind. Durch die Herstellung ergibt sich allerdings auch eine Ökobilanz, die sich nicht so einfach wegargumentieren lässt. Noch dazu dünsten einige günstige Varianten unangenehm riechend und vielleicht sogar gesundheitsschädlich aus, und irgendwann ist die synthetische Dämmung ein zweites Mal ein Problem: in Form von Sondermüll.

Camper dämmen mit Schafwolle

Nur: Einfluss auf das verwendete Dämmmaterial nehmen, das können Camper und die, die es gerne werden wollen eigentlich nur beim Selbstausbau – oder bei der Wahl des Individualausbauers. Bei Tobias Czarski beispielsweise wäre man an der richtigen Adresse. Der Freiburger entdeckte seine Leidenschaft für Campervans bei der Restauration seines VW T3. Inzwischen gründete der 33-jährige Vanlifer, Handwerker und Pädagoge die Firma Vanhutch.

Tobias Czarski verwirklicht nachhaltige Camper-Träume in seiner Manufaktur Vanhutch.
Foto: Vanhutch
Für den Ausbau verwendet Tobias möglichst heimische Hölzer, die Oberflächen werden geschliffen und geölt.
Foto: Vanhutch

Verwendung natürlicher Materialien

Mit dieser hat er sich zum Ziel gesetzt, individuelle, nachhaltige und ökologische Camper zu bauen, um seinen Kunden den Traum vom eigenen Van zu ermöglichen. Dabei will er allem voran ressourcenschonende und einfache Lösungen anbieten, genau auf den Kunden zugeschnitten. Hierfür wird in erster Linie mit Schafwolle gedämmt, der Boden mit Kork. Außerdem entsteht der Innenausbau hauptsächlich aus heimischen Hölzern, deren Oberflächen atmungsaktiv geölt werden.

Infobox

  • gute Dämmwerte
  • sorgt für eine gesunde Raumluft
  • beugt Staunässe im Camper vor
  • guter Brandschutz
  • gute Schallabsorptionseigenschaften
  • nachwachsender Rohstoff
  • zu 100 Prozent kompostierbar
Zuschneiden des Dämmmaterials
Foto: Vanhutch

Herausforderungen beim Camper dämmen mit Schafwolle

Und das unkonventionelle Dämmen mit Schafwolle bringt Vorteile, aber auch Herausforderungen mit sich. Zunächst einmal werden die Blechinnenwände bei Vanhutch vorsorglich mit einem ökologischen Fluidfilm konserviert, bevor die Schafwolle zwischen eine Unterkonstruktion aus Holzlatten gespannt wird. Gerade bei natürlichen Dämmstoffen ist es wichtig, dass diese atmen können. Nur so kann die Dämmung ihre Stärke ausspielen, die Raumfeuchtigkeit aufnehmen und dadurch regulieren.

Der Wandaufbau im Schnitt: Einzig auf Alubutyl – synthetischer Kautschuk – wird auch bei Vanhutch nicht verzichtet. Die selbstklebende Folie dient effektiv der Schalldämmung.

Entscheidend ist also ein Abstand zum Blech und eine Innenverkleidung, durch die die Feuchtigkeit aus dem Wohnraum an die Schafwolle gelangen, von dieser aufgenommen und später wieder abgegeben werden kann. Vanhutch setzt auf eine intelligente, beidseitig diffusionsoffene Folie. Sprich: eine atmungsaktive Dampfsperre. Zudem werden die Wandverkleidungen aus Pappelsperrholz mit dezenten Lüftungsbohrungen versehen.

Bildergalerie

Beim Ausbau wurden für den Feuchtigkeitsaustausch dezente Lüftungslöcher in die Wandverkleidung gebohrt.
Foto: Vanhutch

Wichtig: ein gutes Lüftungskonzept und Schutz vor Schädlingsbefall

Wichtig sind aber auch ausreichend Fenster: „Bei natürlicher Dämmung kommt es auch auf ein gutes Lüftungskonzept an, hierbei ist uns eine ausführliche Beratung unserer Kunden sehr wichtig“, meint Tobias. Ein weiterer wichtiger Punkt: Gerade bei Schafwolle muss auf die Zertifizierung geachtet werden, die garantiert, dass die Wolle vor Schädlingsbefall geschützt wurde. Das von Vanhutch verwendete Material des Herstellers Isolena wird mit einem patentierten Plasmaverfahren behandelt, das die molekulare Struktur der Wolle verändert, was die Dämmung als Nahrung für Schädlinge uninteressant macht.

Camper Dämmen mit Schafwolle: Fazit

Unterm Strich klingt das Thema ökologisch Dämmen nach überschaubarem und vor allem gerechtfertigtem Mehraufwand. Preislich soll Schafwolle sogar günstiger kommen als eine chemische Dämmung. Am ehesten einschränken müssen sich Kunden wohl bei der Länge von Querbetten – so eine ordentliche Schicht Schafwolle baut schon ein paar Zentimeter auf. Kompakter wäre Kork, der wiederum seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Wie mit Kork gedämmt wird, erfahrt ihr hier.

Weitere Lesetipps zum Thema Selbstausbau: Bodenplatte einbauen und Aufstelldach nachrüsten.

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