> Haushaltsrationalisierung durch Camper-Kauf

Es rechnet sich

05.10.2020
Text: Andreas Güldenfuß | Bild: Messe Stuttgart

Etwas trocken ist dieses Thema schon, aber interessant: Ein Camper refinanziert sich ein Stück weit selbst. Wie? Wir haben einmal nachgerechnet.

So mies dieses Jahr auch angefangen hat, für die Campingbranche geht es gerade steil bergauf. Wer bisher noch nicht komplett von dieser Form des Reisens, der Freizeit- und Urlaubsgestaltung überzeugt war, und sich Ferien ohne Flug und Hotel nicht vorstellen konnte, fängt jetzt auf einmal an, umzudenken. Mal abgesehen davon, dass verreisen mit den Camper viel umweltfreundlicher als wegfliegen oder sogar ein Hotelurlaub mit Anreise im eigenen PKW ist, man ist einfach viel flexibler und sicherer unterwegs. So ein eigener Kasten ist einfach immer wie Urlaub. Man kann ihn das ganze Jahr über nutzen, hat beim Einkaufen immer seinen Kühlschrank dabei und kann, wenn es beim Grillen mit Freunden das eine Bier zu viel war, gefahrlos im Fahrzeug schlafen.

Der Campervan als Zweit- oder gar Erstfahrzeug ist gar nicht so ungewöhnlich. Unser Dauertester aus dem letzten Jahr beispielsweise, ein Pössl Campster, ist hundert Prozent alltagstauglich, passt in jede Parklücke und in fast jede Tiefgarage, ist vom Verbrauch so sparsam wie ein normaler Van in dieser Größe und ist dennoch Camper genug, um in den Urlaub zu fahren oder jedes Wochenende, eine coole Zeit an einem anderem Platz zu haben – und wenn es im Vorgarten bei Freunden ist.

Bei großen Kastenwagen muss man ein paar Punkte mehr beachten. Wie oft brauche ich denn den Zweitwagen? Wer täglich damit 50 Kilometer zur Arbeit pendelt, sollte vielleicht ein etwas sparsameres Fahrzeug suchen – wenn er nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann. Wer den Zweitwagen aber nur zweimal die Woche zum Einkaufen anlässt, zur Arbeit mit dem Rad fährt und das Auto nur nimmt, wenn ein Unwetter tobt, kann den Kleinwagen gut gegen einen Sechs-Meter-Transporter eintauschen. Und der Preis dafür ist gar nicht so hoch. Bekanntlich ist ein Camper deutlich wertstabiler als ein PKW. Jedenfalls zurzeit ist die Nachfrage so hoch, dass sich Verkäufer keine Sorgen machen müssen und die Käufer bereit sind, fast jeden Preis zu bezahlen.

Nehmen wir zum Beispiel wieder den Campster: Als das Fahrzeug vor rund vier Jahren vorgestellt wurde, war die größte Sorge der potenziellen Kunden der erwartete Wertverlust. „In der Anschaffung billig, aber nach einem Jahr nichts mehr Wert“, war die einhellige Meinung. Klar, dass sich der Campster auf Anhieb nicht mit dem Klassenprimus-Mitbewerber VW California messen kann, aber der Blick auf den Gebrauchtmarkt belehrt uns eines Besseren: Der günstigste Campster, Baujahr 2018, knapp 45.000 Kilometer, 150 PS und Schaltgetriebe kostet 38.900 Euro. Der Basispreis für das Neufahrzeug beträgt 40.700 Euro. Rechnet man auf den Neupreis noch ein paar Extras obendrauf und gehen von 45.000 Euro aus, hat der Campster in zweieinhalb Jahren knapp 14 Prozent an Wert verloren. Bei einem Pkw sind es im ersten Jahr rund 25 Prozent.

Zwei Jahre alte Pössl Summit mit rund 30.000 Kilometer werden aktuell teils zum Neupreis verkauft.

Eine Nummer größer bei den Kastenwagen werden zwei Jahre alte Pössl Summits mit rund 30.000 Kilometer und dem Vermerk „Urlaubsfertig“ „Sofort verfügbar“ teils zum Neupreis verkauft. Wobei „unser“ Neupreis doch noch unter den durchschnittlichen 70.000 Euro liegt, die der CIVD unlängst kommuniziert hat. Aber 60.000 Euro Listenpreis für einen gut ausgestatteten Sechs-Meter-Kastenwagen sind schon realistisch, mit Rabatt, Aktionen und Paketen wird es meist noch ein bisschen weniger – oder die Ausstattung wird mehr. Wer gebraucht sucht, maximal zehn Jahre alt, maximal 150.000 Kilometer, muss

immer noch rund 30.000 Euro investieren, wenn er ein ordentliches, gepflegtes Fahrzeug möchte. Auch hier zeigt sich wieder, wie wertstabil ein Camper ist, bei einem Mittelklasse-Pkw gehen die Experten in der Zeit von knapp 80 Prozent Wertverlust aus.

Wenn man jetzt all die Punkte zusammenzählt: Also man kauft anstatt eines neuen Zweitwagens einen Camper. Geht Campen anstatt ins Hotel. Ist flexibel und autark. Versicherung, Kfz-Steuer und Wartungskosten ausgeklammert, die fallen bei beiden Varianten an. Was kommt unterm Strich dabei heraus? Angenommen der Zweitwagen wäre eins Skoda Octavia Kombi, da Kinder, Einkauf und Hund, kostet das Auto neu 30.000 Euro. Nach zehn Jahren mit rund 100.000 Kilometern wird der zuverlässige Tscheche noch für knapp 8.000 Euro gehandelt. Der Wertverlust beträgt als rund 22.000 Euro. Dazu kommen zehn Mal Familienurlaub, dreiköpfig, der Hund bleibt bei der Oma. Durchschnittlich gibt der Deutsche rund 1.200 Euro pro Person für eine zehntägige Urlaubsreise aus. Dreimal fliegen mit Hotel macht pauschal 3.000 Euro, also zusätzliche 30.000 Euro über die zehn Jahre. Das deckt sich zwar nicht ganz mit den Angaben, dass der Deutsche für den Urlaub mehr ausgibt als für sein Auto, ist aber dennoch nicht ganz unrealistisch. Macht also Gesamtkosten von 52.000 Euro.

Die andere Variante wäre der Kauf eines Campers: Neupreis 60.000 Euro und nach der derzeitigen Lage auch in zehn Jahren noch rund 30.000 Euro wert. Weil es so schön ist, ist man natürlich öfters unterwegs als die langweiligen zehn Tage – und der Bello darf auch mit. Über das Jahr verteilt rechnen wir mit 25 Tagen auf dem Campingplatz, was im Durchschnitt mit drei Personen und Hund 40 Euro am Tag, im Jahr also 1.000 Euro kostet. Gesamtkosten 40.000 Euro. Unterm Strich hat man jetzt schon ordentlich Geld gespart, von dem man im Urlaub ganz oft lecker essen gehen kann. Zusätzlich hat man aber eine gesündere, aktivere und sogar umweltfreundlichere Urlaubsform entdeckt und man hat im Alltag meist deutlich weniger Transport-, höchstens mal Parkplatzprobleme.

Eine dritte, ganz andere Variante wäre natürlich einen Camper zu mieten. Hier stehen allerdings bei 25 Tagen im Jahr ebenfalls über 4.000 Euro auf dem Zettel, was hochgerechnet – besonders, wenn wie meist üblich zusätzlich noch ein Pkw Kosten verursacht – die teuerste Variante. Wenn man sich aber noch nicht sicher ist, kann mieten und testen aber doch günstiger sein als jetzt in der Camping-Euphorie ein Fahrzeug kaufen – nur weil es gerade gefühlt jeder macht. Dazu mehr in der aktuellen CamperVans-Ausgabe 05/2020. Camper kaufen, fahren und leben lohnt sich aber fast immer, jedenfalls zu Zeit!

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