Eigentlich wollte ich meinen Fast-Oldtimer so zeitgenössisch wie möglich halten, denn schon heute zähle ich die Tage bis zur offiziellen Vergabe des H-Kennzeichens. Trotzdem: Seit geraumer Zeit spiele ich mit dem Gedanken, den Innenraum meines T4 Syncro weiter aufzuwerten, denn die einst in kräftig glänzendem Marsala-Rot lackierten Karosseriesäulen zeigen sich schon lang nicht mehr von ihrer besten Seite. Der tägliche Einsatz als Baustellenfahrzeug beim Vorbesitzer zehrte vor allem am Zustand des Innenraums. Also sollen alle im Innenraum sichtbaren Bleche verkleidet werden – typisch Selbstausbau mit einem Kfz-Flies.
Dabei ist nicht nur die optische Aufwertung überzeugend. Das Verkleiden der Säulen bringt ebenfalls große Vorteile bei der Geräusch- und Temperaturdämmung. Und schließlich gab es auch vom TÜV-Prüfer des Vertrauens ein „Go“ in Sachen gefilzter Innenraum und H-Kennzeichen. Eine solche Einschätzung ist oft nicht ganz leicht zu erlangen und liegt im Ermessen des Prüfingenieurs.
Nach anschließender Recherche im Netz war schnell klar, allzu viele Möglichkeiten bei der Wahl des Filzes gibt es nicht. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis muss ein hochwertiger Filz verwendet werden. Zudem muss er äußerst dehnbar und flexibel sein, um sich später faltenfrei den komplexen Formen der Karosseriesäulen anzuschmiegen. Schlussendlich spielt auch die passende Farbgebung eine Rolle.
Von den drei, vier Bezugsquellen, die für Selbstausbauer in Frage kommen, überzeugte mich schließlich das Carpet Filz von Bus4Fun am meisten. Also legen wir los. Wir, denn alleine ist diese Arbeit kaum zu bewältigen – und wenn der beste Freund mal wieder in der Stadt zu Besuch ist, dann muss er mit Hand anlegen.
Vorher: Sorgfältiges Abkleben
Damit die neue Bodenplatte, die Fensterscheiben des Campers und die Oberflächen des neuen Aufstelldachs keinen Sprühkleber abbekommen, werden sie sowie alle weiteren zu schützenden Bauteile zunächst sorgfältig abgeklebt. Dazu eignet sich handelsübliches Maler-Klebeband und altes Zeitungspapier gut.
Camper-Wände verkleiden mit Filz: Weitere Vorbereitungen
Der Filz wird auf Rollen geliefert, mit einem Abmaß von zwei Meter mal fünf Meter. Das Abmessen der zu verkleidenden Flächen ist daher unumgänglich, auch um den Verschnitt durch sorgfältige Planung möglichst gering zu halten. Beim Zuschnitt sollte dennoch unbedingt eine Zugabe von einigen Zentimetern beachtet und eingeplant werden.
Die Karosserie-Säulen werden zunächst mit einem Schleifvlies oder einer Schleifleine angeraut, 400er- Körnung sollte dabei genügen, denn Kanten und Ecken sind schnell bis auf das blanke Blech geschliffen und können später fröhlich unter dem Filz zu rosten anfangen. Anschließend sollten alle Flächen frei von Schmutz, Staub und Fetten sein. Somit ist eine Bindung zwischen Filz und Karosserie auch noch in einigen Jahren gewährleistet. Dafür eignet sich Verdünnung, ein Bremsen- oder Industriereiniger.
Filzstoff kleben
Nun werden die zu klebende Seite des Filzes und die Karosserie flächig mit Sprühkleber benetzt. Die vom Hersteller des Klebers empfohlene Ablüftzeit ist unbedingt einzuhalten. In der Regel jedoch kann hier von zwei bis drei Minuten ausgegangen werden. So auch beim Kraftsprühkleber Plus von Würth, den ich verwende. Anschließend schnappt sich jeder eine Ecke des groben Zuschnitts und bringt diesen mittig zentriert an der Karosserie an. Vorsichtig kann nun in kreisförmigen Bewegungen der Filz in jede Ecke gestrichen werden. Hierbei können sogenannte Kunstoffrakel in jeglicher Form hilfreich sein.
Camper filzen: abschließende Feinarbeiten
Besteht nach einigen Minuten eine flächige Bindung zwischen Blech und Filz, muss zuletzt entlang der Kanten das überstehende Material abgeschnitten werden. Eine fachgerechte Führung des Messers erspart stark verschleißende und stumpfe Schneideklingen und ermöglicht zudem eine saubere Schnittkante. Noch wichtiger: die extrascharfen Cutter-Klingen, ebenfalls von Würth, die der Standardversion haushoch überlegen sind. Nur so franzt die Schnittkante nicht aus – und nein, das hier ist keine bezahlte Werbung für den Hersteller.
Fertig der Lack, äh, Filz. Und ein Schritt näher am gemütlichen Bus, nach rund zehn doch recht anstrengenden Arbeitsstunden. Der ein oder andere umgeknickte Fingernagel muss wohl in Kauf genommen werden und wund sind die Finger am Ende des Tags mit Sicherheit. Etwas Abhilfe schaffen Kunststoffrakel. Dennoch: Das Ergebnis kann sich sehen lassen und vermittelt gleich ein ganz neues Raumgefühl im Bulli.
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