Was macht den Campervan zum Freiheitsmobil? Richtig: maximale Unabhängigkeit und Autarkie. Hierbei spielen vor allem eine autarke Stromversorgung, ausreichend Wasser an Bord und – natürlich – die Entsorgungsintervalle der Toilette eine maßgebliche Rolle. Selbst wer häufig oder ausschließlich auf Stell- und Campingplätzen unterwegs ist, freut sich über die saubere und vertraute Toilette im Fahrzeug und über den Komfort, diese jederzeit, auch unterwegs, nutzen zu können.
Die große Mehrheit der Fahrzeuge – egal ob großes Reisemobil oder kompakter Kastenwagen – ist ab Werk mit einer Chemietoilette ausgestattet. Marktführer Thetford schätzt, dass sich in rund 95 Prozent aller klassischen Campervans ab Werk eine seiner Toiletten befindet. Doch der Umweltgedanke sowie der Wunsch nach mehr Freiheit und Unabhängigkeit von Entsorgungsstationen bringen immer mehr Camper dazu, über Alternativen nachzudenken. Und die gibt es.
Offroad- und Expeditionsfahrzeuge machen es seit Jahren vor. Verbrenner- und Trocken-Trenntoiletten sind hier deutlich häufiger zu finden als in Kastenwagen der (Groß-)Serienhersteller. Und Neuvorstellungen wie das Clesana-System, das die gleichnamige Schweizer Firma auf dem Caravan Salon 2021 präsentierte, zeigen, dass auch Unternehmen immer wieder über Alternativen zur traditionellen Chemietoilette nachdenken.
Du selbst schätzt Deine Chemietoilette? Dann findest Du in den folgenden Zeilen noch einmal Vor- und Nachteile dieses Systems sowie die neuesten Entwicklungen und Produkte im Bereich der (Chemie)-Zusätze und Entlüftungen. Wer sich hingegen schon länger mit alternativen Toilettensystemen beschäftigt, kann sich im Folgenden über die einzelnen Systeme informieren, sie vergleichen und Vor- und Nachteile abwägen.
Auch das Thema Um- beziehungsweise Nachrüstung spielt für viele Camper, besonders im Selbstausbau-Bereich eine Rolle. Sowohl eine Trocken-Trenntoilette, als auch die Verbrennungstoilette Cinderella sowie die Clesana-Toilette mit Beutelsystem lassen sich in vielen Fällen an den Platz einer bereits vorhandenen Kassettentoilette einbauen.
Auch hier verrät der Name es: Chemie-Kassettentoiletten – häufig auch nur Kassettentoiletten oder nur Chemietoiletten genannt – arbeiten mit zwei Komponenten: einer Kassette, die sich direkt unter der Toilettenschüssel befindet, und in die die Fäkalien fallen, und einem chemischen – neuerdings häufig auch biologischen – Zusatz, der diese zersetzt, die Bildung von unangenehmen Gerüchen sowie Bakterien verhindert und die Entleerung erleichtert. Ein Schieber zwischen Schüssel und Kassette soll verhindern, dass unangenehme Gerüche aufsteigen und sich in der Nasszelle ausbreiten, eine zusätzliche Wasserspülung sorgt dafür, dass die Hinterlassenschaften ausreichend verdünnt werden und die Schüssel zudem immer wieder mit frischem Wasser gespült wird.
Ist die Kassette voll, zeigt dies bei den meisten Modellen eine LED in der Nähe der Toilette an. Der Camper muss die Kassette dann über einen Serviceschacht außen am Fahrzeug entnehmen, den Inhalt in dafür vorgesehene Entsorgungsstationen entleeren, die Kassette anschließend mit etwas Wasser ausspülen und mit frischem Wasser und dem bereits erwähnten Zusatz befüllen und wieder einsetzen.
Ein recht aufwendiger Prozess, den die meisten Camper als wenig appetitlich einstufen. Schließlich kommt man mit dem Inhalt der Kassette zwar nicht direkt in Berührung, sowohl den Geruch – auch wenn es nur der „Chemiegeruch“ ist – als auch den „Sichtkontakt“ bei der Entleerung empfinden die meisten jedoch als unangenehm. Und wer ganz großes Pech hat, den erwischen sogar ein paar Spritzer.
Zwar gibt es mittlerweile verschiedene, eigens dafür entwickelte Automaten, die den Entleerungs- und Säuberungsprozess der Kassette komplett übernehmen – diese finden sich jedoch nur auf vergleichsweise wenigen Plätzen.
Und ihre Nutzung ist mit Kosten in Höhe von meist ein bis zwei Euro verbunden. Je nach Nutzungsart der Toilette und Anzahl der Personen an Bord ist die Entleerung einer Toilettenkassette etwa alle drei bis vier Tage fällig. Viele Camper entleeren selbst eine noch nicht volle Kassette nach dieser Zeit. Vor allem im Sommer wird die Geruchsbelästigung sonst häufig doch zu stark.
Den Chemietoilettenmarkt teilen sich vor allem zwei große Firmen: Thetford und Dometic. Beide bieten zahlreiche Modelle mit immer gleichem Prinzip an. Erhältlich sind sowohl Banktoiletten, meist in größeren Fahrzeugen mit viel Platz in den Nasszellen zu finden, als auch drehbare und somit platzsparende Einzeltoiletten. Ob mit Kunststoff- oder Keramikschüssel, mit oder ohne eigenem Spültank, mit manuellem oder elektrischem Spülsystem – der Markt bietet für jedes Fahrzeug und jeden Kunden die passende Toilette.
Auch bei den Zusätzen ist die Auswahl riesig. Es gibt sie in flüssiger Form, als Tabs, Pulver und – ganz neu von Thetford – auch als Dragees, ähnlich den gelartigen Waschmaschinen-Pods. Immer häufiger sind seit einigen Jahren auch umweltfreundlichere, „grüne“ und zumindest zum Teil biologisch abbaubare Zusätze zu finden. Die Erfahrung der CamperVans-Redakteure zeigt jedoch, dass diese vor allem dann, wenn es um die Zersetzung von Feststoffen geht, schneller an ihre Grenzen kommen als herkömmliche Mittel. Und auch wenn sie weniger umweltbelastend sind, als traditionelle, chemische Mittel, empfehlen einige Hersteller, sie dennoch nur in dafür vorgesehenen Stationen zu entsorgen.
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PRO:
- Bewährtes System
- drehbare Schüsseln sparen Platz
- Wasserspülung fast wie zu Hause
- Gutes Netz an Entsorgungsstationen europaweit
- Einzelne Komponenten (Brille, Deckel, Kassette) lassen sich mit sogenannten
Renew-Kits oder Fresh-up-Sets für rund 100 bis 150 Euro einfach ersetzen
CONTRA:
- Unangenehme Entleerung: schwere Kassette,
Geruchsbelästigung, möglicherweise sogar Spritzer - Relativ kurze Entsorgungsintervalle, geringe Unabhängigkeit
- Chemiezusätze – auch grüne – können nie ganz umweltfreundlich sein
- Toilette muss über Kassette eingebaut sein und ist daher im Fahrzeug
nicht flexibel platzierbar - Chemiegeruch breitet sich bei geöffnetem Schieber schnell in der Nasszelle aus
- Zusätze kosten Geld
- Dichtungen am Tank können spröde und undicht werden und sollten nach vier
bis sechs Jahren erneuert werden
Zusätze:
Biologische, „grüne“ Zusätze: Awiwa, Solbio
„Grüne“ und herkömmliche Zusätze: Campingaz, Dometic, Dr. Keddo, Fritz Berger, Thetford, Yachticon
Preis: zwischen 600 und 900 Euro.
Der Name ist Programm: Eine Verbrennungstoilette verbrennt die Fäkalien bei hoher Temperatur, sodass nur ein Häufchen Asche übrig bleibt. Bislang einziger Anbieter dieses Toilettensystems für Campervans ist das norwegische Unternehmen Cinderella Eco. Deren Verbrennungstoilette trägt den Namen Cinderella Travel. Sie kam 2013 auf den Markt und ist eine Weiterentwicklung der bereits seit 1999 erhältlichen Cinderella (Motion) Verbrennungstoiletten. Rund 1.800 Exemplare hat Cinderella seitdem verkauft – sowohl zur Nachrüstung als auch an Fahrzeugausbauer, die diese in ihren Neufahrzeugen verbauen.
Sieht die Cinderella von außen einer Chemietoilette recht ähnlich, zeigt sich der Unterschied deutlich in ihrem Innenleben. Nicht nur die Brennkammer selbst, auch viele weitere Komponenten bestehen aus Edelstahl, womit die Cinderella- Toilette ein Gewicht von 20 Kilogramm auf die Waage bringt.
Statt Wasser und (Chemie-)Zusätzen benötigt die Cinderella lediglich einen 12-Volt-Anschluss sowie Propangas. Dieses kann aus den ohnehin an Bord befindlichen Gasflaschen entnommen werden. Und statt getrennt verbauter Toilettenschüssel und Fäkalientank befindet sich bei der Verbrennungstoilette alles zusammen in einer Einheit.
Vor dem Toilettengang muss der Camper lediglich einen speziellen Toilettenbeutel – ähnlich einem übergroßen Kaffeefilter – in die Schüssel legen. Dieser hält die Schüssel sauber und transportiert die Fäkalien zu Beginn des „Spülvorgangs“ in die Brennkammer. Nach Benutzung der Toilette muss nur noch der Deckel geschlossen und der Start-Knopf gedrückt werden,
schon öffnet sich eine Edelstahlklappe, der Filter rutscht samt Inhalt in die geschlossene Brennkammer im Sockel der Toilette und der Verbrennungsvorgang beginnt.
Ein Verbrennungszyklus dauert nach Angaben des Herstellers rund eine Stunde. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Fahrzeugcrew die Toilette in dieser Zeit nicht nutzen kann. Wird der Deckel geöffnet, unterbricht die Cinderella Travel den Verbrennungsvorgang und setzt ihn fort, sobald der Deckel wieder geschlossen ist und der Start-Knopf erneut gedrückt wird. Selbstverständlich verlängert dies den Brennvorgang – je nach Menge und Art der hinzugekommenen Fäkalien.
Die bei der Verbrennung entstehenden Gase und Gerüche führt die Cinderella Travel über ein Abzugsrohr ab und leitet sie über einen Kamin auf dem Dach des Fahrzeugs ins Freie. Was nach dem Verbrennungsvorgang übrig bleibt, ist lediglich ein Häufchen sterile Asche, die zudem Nährstoffe wie Kalium und Phosphor enthält und sich daher als Dünger für Pflanzen und Garten eignet. Alternativ kann der Camper die Asche auch einfach über den Restmüll entsorgen. Rund eine Tasse bei vier Personen soll laut dem norwegischen Hersteller nach einer Woche anfallen. Ist der Aschebehälter voll und muss geleert werden, zeigt die Toilette dies über eine LED-Anzeige an.
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PRO
- Unabhängigkeit von Entsorgungsstationen
- Keine unangenehme Entleerung
- Umweltfreundlich: wasserlos, ohne Zusätze
- Flexibler Einbau im Fahrzeug möglich
- Nachrüstung möglich
CONTRA
- Teuer in der Anschaffung
- Verbraucht wertvolle Gas- und Stromvorräte
- Toilettenbeutel müssen bevorratet werden
- Gewicht: die Cinderella wiegt rund das Dreifache einer Chemietoilette
Hersteller: Cinderella Eco
Preis: 3.990 Euro, Toilettenbeutel: 49 Euro für 500 Stück.
Ein ebenfalls wasserloses System ist die Clesana, eine Toilette mit einem Beutelsystem, die das gleichnamige Schweizer Unternehmen auf dem Caravan Salon 2021 vorgestellt hat. Das Funktionsprinzip der Clesana C1 stammt aus der Medizintechnik. Ursprünglich für ein Projekt des Schweizer Umweltbundesamtes konzipiert, um Gewässer vor Verunreinigung durch Medikamentenrückstände, Hormone und sonstige Chemikalien zu schützen, kommt das Clesana-System heute schon in Kliniken zum Einsatz.
Das Grundprinzip der Clesana-Toilette liegt im Einsatz der Verschweiß-Technologie. Sämtliche Toilettenabfälle werden mittels Thermo-Druck-Verfahren sicher in Barriere-Folienbeuteln verschweißt und geruchsneutral gesammelt. Die Toilette selbst besteht aus einem Sockel, auf dem sich ein Korpus mit einer Schweißbaugruppe und herausnehmbarer Schublade befindet. Oben drauf sitzen Toilettenbrille und Deckel.
Vor der ersten Nutzung muss der Camper die Folienbeutel – von Clesana Barriere-Liner genannt – auf eine Kassette ziehen und diese in die Toilette legen. Per Unterdruck kleidet die Toilette die Schüssel dann automatisch mit der Folie aus. Nach Nutzung der Toilette startet der Camper den „Spülgang“ per Knopfdruck – er hat die Wahl zwischen „groß“ und „klein“, was sich in der Menge der verwendeten Folie niederschlägt. Ein Motor zieht die Folie samt Inhalt nach unten und fährt die Schweißeinheit über dem Inhalt der Folie zusammen. Zusätzlich erzeugt ein Lüfter einen Überdruck, der bewirkt, dass überschüssige Luft aus dem Folienraum entweicht und nicht mit eingeschweißt wird. Das spart Volumen und wertvolle Folie. Anschließend wird die Folie mittels Thermo-Druck-Verfahren verschweißt und danach mit noch höherer Temperatur abgetrennt.
Alternativ kann der Nutzer eine Beutelkette erstellen, bei der die Toilette die Folie zwar nach jeder Nutzung verschweißt, aber nicht abtrennt. Den sicher verschweißten Beutel beziehungsweise die Beutelkette entnimmt der Camper schließlich über die herausziehbare Schublade und entsorgt sie im Restmüll. Im letzten Schritt kleidet die Toilette die Schüssel automatisch wieder mit einem frischen Stück Folie aus, sodass sie bereit für die nächste Nutzung ist.
Ein Display zeigt an, wann die Schublade voll ist und geleert werden muss. Zudem informiert es darüber, wieviel Folie noch übrig ist und wie viele Toilettengänge verbleiben. Ein frischer Barriere-Liner erlaubt bis zu 36 Toilettengänge. Die Folie besteht aus Polyethylen, Polyamid und EVOH (Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer), eine umweltfreundlichere Version aus biomassebasiertem und recyceltem Polyethylen ist derzeit in Erprobung. Das zum Verschweißen verwendete PTFE-Band hat eine Lebensdauer von 1.500 Anwendungen. Optional bietet Clesana Absorber an, die vor dem Toilettengang in die Schüssel gegeben werden und die Flüssigkeit – ähnlich wie in Baby-Windeln – binden und so zusätzliche Sicherheit bieten.
Auch die Clesana C1 lässt sich in vielen Fällen am Platz einer vorhandenen Chemietoilette nachrüsten. Egal ob mit oder ohne Spülkasten, ob drehbare Schüssel oder Banktoilette, ob auf dem Boden stehen oder in die Duschwanne integriert – fast alle Chemietoiletten lassen sich durch eine C1 ersetzen. Clesana bietet dazu zwei Möglichkeiten: einen Rundsockel, der die freie Platzierung im Raum ermöglicht, und einen L-Adapter, der zugleich die vorhandene Serviceöffnung nach außen schließt und optisch verdeckt. Da die Clesana für den Verschweißvorgang kurzfristig einen stärkeren Strom benötigt, sind in der Regel Anpassungen an der Leistungsversorgung der Toilette vorzunehmen. Unter anderem aus diesem Grund empfiehlt Clesana, die Nachrüstung nur über den Fachhandel vornehmen zu lassen. Den Aufwand schätzt das Unternehmen mit rund vier bis sechs Stunden ein.
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PRO
- Umweltfreundlich: wasserlos, ohne Zusätze
- Kein Kontakt mit Fäkalien, frei von Gerüchen, einfache Entleerung
- Kann flexibel und frei im Raum platziert werden
- Nachrüstung möglich
- Drehbare Schüssel spart Platz
- Auch für Windeln, Essensreste, Hygieneartikel, Feuchttücher etc. nutzbar
- Unabhängigkeit von Entsorgungsstationen
- Schüssel kommt nicht in Kontakt mit Fäkalien und muss seltener gereinigt werden
CONTRA
- Schweißeinheit erzeugt gewissen Lärm
- Plastikbeutel sind nicht ganz umweltschonend
- Beutel müssen bevorratet werden
Hersteller: Clesana, erhältlich über Reimo
Preis: C1-Toilette 1.249 Euro, Doppelpack Barriere-Liner 24,99 Euro,
20 Absorber 3,50 Euro.
Wer mit einem Campingbus oder Minicamper unterwegs ist, hat meist keine fest verbaute Toilette an Bord. Wer dennoch nicht auf den Komfort einer eigenen Toilette verzichten möchte, kann auf kleine, tragbare Toiletten zurückgreifen. Die bekannteste unter den zahlreichen tragbaren Campingtoiletten am Markt ist wohl das Porta Potti von Thetford. Aber auch Dometic, Campingaz und Bi-Pot bieten ähnliche Toiletten an.
Sie kosten zwischen rund 60 und 150 Euro und bieten einen ähnlichen Komfort wie eine fest eingebaute Chemietoilette. Denn unter der tragbaren Toilettenschüssel, die mit Brille und Deckel ausgestattet ist, befindet sich ebenfalls eine Chemiekassette, die sich mit einem Zusatz befüllen lässt. Zudem verfügen Porta Potti und Co. über einen eigenen, kleinen Wassertank und eine manuelle Spülung. So kommt ihre Nutzung und Handhabung einer fest eingebauten Chemietoilette sehr nahe. Zum Leeren und Säubern lässt sich die Kassette einfach von der Schüssel lösen. Die meisten Modelle sind zudem so konzipiert, dass sie sich in vielen Stauschränken oder unter der Rücksitzbank verstauen lassen.
Wer es noch einfacher will, setzt auf eine tragbare Trockentoilette. Diese gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und von zahlreichen Herstellern. Von der einfachen BranQ-Eimertoilette ab 15 Euro bis hin zur „luxuriösen“ Trockentoilette von Cactus für 225 Euro, die mit speziellen Einweg-Deckelsäcken arbeitet, bietet der Markt eine große Auswahl. Optisch ähneln sie oft dem Porta Potti, kommen jedoch ohne Wasser aus und benötigen spezielle Einweg-Säcke, die die Fäkalien aufnehmen. Wer sogar für eine solche Toilette keinen Stauraum hat, für den gibt es – zum Beispiel mit der
Bivvy Loo – tragbare und faltbare Campingtoiletten für rund 75 Euro. Ihre „Schüssel“ besteht nicht aus festem Kunststoff, sondern aus einem faltbaren Stoff, hinter dem sich ein faltbarer Stahlrahmen versteckt. Zusammengeklappt ist die Bivvy Loo nur fünf Zentimeter hoch und so nahezu überall zu verstauen.
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Hersteller: Tragbare Chemietoiletten: Berger Mobil WC, www.fritz-berger.de, Bi-Pot, www.frankana.de,
Campingaz 20 l Portable Campingtoilette, www.campingaz.com, Dometic 972/976, www.dometic.com,
Thetford Porta Potti, www.thetford-europe.com
Tragbare Trockentoiletten: BranQ, www.fritz-berger.de, Brunner Optiloo, www.fritz-berger.de,
Cactus, www.frankana.de
Faltbare Trockentoilette: Bivvy Loo, www.fritz-berger.de
In Berghütten, Schrebergärten und Tiny Houses ohne Anschluss ans Abwassersystem sind Trocken-Trenntoiletten – kurz TTT – schon seit längerer Zeit geläufig, im Campingbereich kommen sie hauptsächlich in Offroad- und Expeditionsfahrzeugen zum Einsatz. Ihr Grundprinzip: Flüssige und feste Stoffe werden getrennt in separate Behälter geleitet, was die Geruchsbildung verhindert. Dafür befindet sich in der Toilette ein Trenneinsatz, auch Separator genannt, der sicherstellt, dass Urin nach vorne, Feststoffe in einen separaten Behälter weiter hinten gelangen.
Wasser ist bei diesem Toilettensystem nicht nötig, im Gegenteil: Es wäre sogar kontraproduktiv. Denn Urin fängt erst in Kontakt mit Wasser an, unangenehm zu riechen. Und die Feststoffe sollen trocknen – und nicht zusätzlich mit Wasser verdünnt werden. Um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen, kommt im Feststoffbehälter eine Einstreu – meist Kokosfasern – zum Einsatz. Aber auch Holzspäne, Biolan oder Miscanthus-Ökostreu kommen infrage.
Bei der Trocknung schrumpfen die Feststoffe dann um bis zu 80 Prozent – der Feststoffbehälter füllt sich erstaunlich langsam, was längere Entleerungsintervalle und mehr Unabhängigkeit bedeutet. Das was übrig bleibt, kann der Camper entweder über den Restmüll entsorgen, oder – falls vorhanden – auf den eigenen Kompost geben. Im Notfall lassen sich die getrockneten Feststoffe auch vergraben – das sollte aber die absolute Ausnahme bleiben.
Den Urinbehälter kann der Camper dagegen einfach auf jeder normalen Toilette, zur Not auch einmal direkt in die Kanalisation, entleeren. Wer möchte, sprüht zudem ein paar Spritzer verdünnte Essig- oder Zitronensäure aus der Pumpflasche nach jedem Toilettengang in den Urinbehälter – auch das verhindert unangenehme Gerüche in der Nasszelle. Je nach Hersteller sorgen auch ein Siphon im Urinablauf oder ein Verschluss im Separator dafür, dass sich die Geruchsbelastung in Grenzen hält.
Anders als bei der Verbrennungstoilette oder der Beuteltoilette gibt es bei den Trocken-Trenntoiletten zahlreiche Hersteller und Modelle, die sich in ihrem Funktionsprinzip leicht voneinander unterscheiden. Einige Toiletten arbeiten mit einem Rührwerk im Feststoffbehälter. Bei diesen Modellen muss der Nutzer nach dem Toilettengang einen Hebel oder eine Kurbel betätigen, damit das Rührwerk Feststoffe und Einstreu durchmischt. Neue Modelle arbeiten hier bereits elektrisch.
Andere Modelle kommen ohne Rührwerk aus und setzen ausschließlich auf die trocknende und kompostierende Wirkung der verwendeten Einstreu. Hier empfehlen die Hersteller häufig, nach jedem Toilettengang eine neue Schicht Einstreu auf die Feststoffe zu geben. Je nach Hersteller kommt zudem ein kompostierbarer Beutel – beispielsweise aus Maisstärke – im Feststoffbehälter zum Einsatz. Bei anderen reicht einmalig frisches Einstreu. Was bei allen Trocken-Trenntoiletten ratsam ist, ist der Einbau eines elektrischen Lüfters, der die Trocknung der Feststoffe optimiert und die Bildung von Kondenswasser in der Toilette verhindert.
Infobox
PRO
- Umweltfreundlich: wasserlos, ohne Zusätze
- Hohe Unabhängigkeit dank langer Entleerungsintervalle
- Kaum Geruchsbelästigung auch bei Entsorgung
- Nachrüstung möglich
CONTRA
- Einstreu muss bevorratet werden und kann stauben
- Für Neueinsteiger möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftiges System
Hersteller: Fest verbaute TTT: Airhead, Biotoi, Separett, Tomtur
mobile TTT: Blue Diamond, Kildwick Easyloo, Koma Kackbox, Trelino, Trobolo
Preis: zwischen 500 und 1.200 Euro.
Um das Toiletten-Thema kommt kein Camper herum. Frei stehen geht nicht ohne und mit einer Chemietoilette ist der Traum von der Unabhängigkeit nach rund drei Tagen vorbei. Schafft eine Trenntoilette im Camper Abhilfe?
Die CamperVans-Redaktion hat den vier Trenntoiletten getestet.