Schon eine feine Sache – so komplett ohne Gas an Bord. Könnte man meinen. Man spart an der Installation (DIYler), spart Platz für Gasflaschen und muss sich keine Sorgen in puncto Dichtigkeit machen – auch wenn die einst jährliche Gasprüfung nicht mehr obligatorisch ist (wenn auch sinnvoll). Gasfrei bedeutet konkret: Alle Verbraucher, die bisher via Gas betrieben werden, auf Strom umzustellen: Herd, Kühlschrank, Ofen, Heizung, Warmwasseraufbereitung.
Heizung und Warmwasser-Versorgung lassen sich vergleichsweise einfach ersetzen: Die bewährte Combi-Heizung gibt es auch in einer ebenso erprobten Dieselvariante. Alternativ könnte eine Diesel-Luftheizung mit einem Warmwasser-Boiler kombiniert werden, auch solche Lösungen gibt es in unterschiedlichsten Varianten (Warmwasser via Strom oder Luft-/Wasserwärmetauscher).
In Sachen Kühlschrank würde die Wahl auf einen stromgespeisten Kompressorkühlschrank fallen: Diese sind nicht nur leistungsfähiger als Absorber, sie funktionieren auch verlässlich, wenn der Camper mal nicht exakt gerade steht. Und der Einbau gelingt vergleichsweise einfach. Nun gut, er zieht rund 30 bis 40 Ah aus den Bordbatterien, pro Tag. Dagegen ist der Verbrauch von Wasserpumpe, Licht und Ladegeräten an Bord eigentlich zu vernachlässigen. Aber spätestens beim Kochen mit Strom sieht die Welt ganz anders aus.
Kochen mit Strom
Hierfür geht das Induktionskochfeld an den Start – immer mit dem passenden Topfset, versteht sich. Dann gilt es zwei Situationen zu betrachten: Camper, die am Landstrom stehen, dürfen sich glücklich schätzen, wenn die Absicherung des Campingplatzes maximal 1,2 kW des Kochfeldes toleriert, bevor sie (bei höher gewählter Kochstufe) rausfliegt. Doch damit lässt es sich schon gut köcheln. Fast immer sollte man jedoch darauf verzichten, eine zweite Kochplatte parallel anzuschalten. Spätestens dann fliegt die Sicherung, und in südlichen Ländern oftmals noch früher.
Infobox
Vorteile und Nachteile Induktionskochen
Vorteile
- Schnelle und effiziente Erhitzung
- Geringe Wärmeabgabe in den Raum
- Gute Temperaturregulierung
- Was überkocht, brennt nicht ein (unkomplizierte Reinigung)
- Kochplatte erhitzt sich nur durch heißen Topf, schnelle Abkühlung
- Portable Herdplatten vor dem Fahrzeug funktionieren auch bei Wind hervorragend
Nachteile
- Beim Autarkcampen enormer Energiebedarf via Wechselrichter/Bordbatterien
- Gigantischer Kostenfaktor
- Schwere und teure Töpfe nötig
- Kochfelder sind teuer
- Für Schwangere und Menschen mit Herzschrittmacher sind Auswirkungen von Magnetfeldern
nicht gänzlich erforscht
Was aber, wenn man autark steht? Jetzt muss die gesamte Energie aus den Bordbatterien kommen. Bleiben wir bei unseren Induktionskochfeld und begrenzen wir uns auf oben anvisierte 1,2 kW. Dann fließen immerhin, mit Berücksichtigung einiger Verluste, kernige 100 Ampere.
Mit der Energie aus einer 200-Ah-Bordbatterie (LiFePO4) könnte man zumindest vier Stunden köcheln – wenn sonst keine anderen Verbraucher Strom benötigen würden. Wer auf 1,5 kW hoch regelt, muss schon mit 125 bis 130 Ampere rechnen und entsprechend schneller entleerten Bordbatterien.
Kurzum: Die Rechnung veranschaulicht, dass man Autarkcampen und Kochen mit Strom nur mit einer entsprechend potenten Elektroinstallation bewerkstelligt bekommt. Ein 1,5-kW-Wechselrichter und mindestens 400 Ah Energie sollten als Basis-Setup im Camper installiert sein.
Dazu kommt noch, dass üppig dimensionierte Solarpanels, ein leistungsfähiges 230-Volt-Ladegerät und ein mindestens 40-A-Ladebooster die Batterieladung flankieren sollten. Allein die Kosten für die Batterie belaufen sich hier auf rund 3.000 Euro – womit klar ist, warum der Wunsch nach einem gasfreien Camper bisher eher in Form exklusiver 4×4-Camper oder ausgewachsener Expeditionsmobilen Realität wurde.
Gas als Alternative?
Doch zurück zur Alternative Gas. In einem Kilogramm Flüssiggas sind rund 13 kWh Energie enthalten. Zum Vergleich: In einer 200-Ah- LiFePO4-Batterie sind es gerade einmal 2,5 kWh. Wer also die Energie einer einzigen 11-Kilogramm-Gasflasche mit Batteriestrom ersetzen möchte, muss seine 200-Ah-Batterie 57 mal von komplett leer auf komplett voll aufladen. Und wer sich einen kleinen Ofen an Bord wünscht, kommt um eine Gas-Variante ohnehin nicht herum – oder aber man stockt die Batteriekapazitäten nochmals für mindestens 3.000 Euro auf.
Kurzum: Ein komplett gasfrei betriebener Campervan kann funktionieren, doch das muss teuer erkauft werden. Wer gerne mal in weniger sonnenverwöhnten Länder unterwegs ist (wenig Solarertrag) oder hin und wieder auch einmal länger autark Campen will (zwischenzeitlich keine Batterieladung durch den Motor), sollte sich wirklich gut überlegen, ob ein wenig Gas an Bord nicht doch sinnvoll wäre.
Nichts spricht dagegen, kleine, mobile Gaskartuschen und einen federleichte Camping-Gaskocher ins Staufach zu legen. Sollten sich die Batteriereserven einmal dem Ende nähern, lassen sich so noch locker einige Regentage ohne Sonnenschein und Solarstrom überbrücken.
Oder man verabschiedet sich vom Gedanken des komplett gasfreien Campervans und installiert eine 11-Kilogramm-Gastankflasche. Die kann jederzeit und vergleichsweise günstig nachgefüllt werden und versorgt das Kochfeld, wenn Batteriestrom mal besonders rar ist. Wer über die Alternative Dieselkocher nachdenkt, sollte solch einen vor der Anschaffung unbedingt einmal erproben. Er funktioniert, erfordert beim Kochen aber eine Engelsgeduld.