> Hinter den Kulissen bei Kompanja

Tüftlerwerkstatt

09.12.2022
Text: Maike Leitholf | Bild: Hersteller

Einblicke ins Werk: Bei Kompanja in Brühl entstehen multifunktionale Campingbusse, die ihre Besitzer sowohl im Alltag als auch auf Reisen begleiten sollen.

Der Name Kompanja, welchen Ulrich Diefenbach und Christoph Kneer ihrer 2016 gegründeten Ausbaumanufaktur gaben, kommt nicht von ungefähr. Sowohl im Englischen als auch im Französischen bedeutet „companion“, genauso wie „compañero“ auf Spanisch, Begleiter. Das Ziel der beiden Firmengründer war es von Anfang an, einen Van anzubieten, der seine Besitzer in allen Lebenslagen begleitet.

Da war es nur logisch, einen Namen zu wählen, mit welchem nicht nur die Mehrzahl der Europäer etwas anfangen kann, sondern mit dem sich zusätzlich das Konzept des Vans am besten beschreiben lässt. Der Renault Trafic III, welchen Kompanja als Basisfahrzeug nutzt, lässt sich als Campervan ausgebaut flexibel sowohl für den Urlaub als auch im Alltag nutzen. Bei Bedarf verfügt der 4,99 Meter lange und 1,97 Meter breite Van über insgesamt sechs Sitzplätze und qualifiziert sich dadurch auch als Alltagsauto für Familien mit bis zu vier Kindern.

In der großen Werkshalle werden Trafic-Chassis zu Kompanja Vans umgebaut.
Foto: Hersteller

Mittlerweile leitet Uli Kompanja allein, das Team ist dafür auf 21 Menschen angewachsen. Die meisten von ihnen sind Quereinsteiger, die bei Kompanja unabhängig vom gelernten Beruf das machen dürfen, was sie am besten können und am liebsten tun – so ist der Ingenieur in der Kundenbetreuung tätig, während der Kameramann Teamleiter der Produktion ist.

Der Firmenchef selbst hat die Leidenschaft zum Handwerk schon früh entdeckt. In seiner Jugend werkelte er erst am eigenen Mofa und Roller. Als er später einen Job als Kitesurflehrer annahm, verbrachte er mehrere Sommer im eigenen Campingbus. Die Erfahrungen aus dem Leben im Van, die er während der Sommermonate sammelte, nutze Uli im Winter dazu, seinen Van nach den eigenen Vorstellungen weiter auszubauen und zu optimieren.

Über die Jahre brachte er es so auf insgesamt 17 verschiedene Fahrzeuge beziehungsweise Ausbauvarianten. Zusätzlich zu seinem Sommerjob als Kitesurflehrer schrieb Uli sich während der jeweiligen Wintermonate für ein Designstudium an der Köln International School of Design ein. Der Grundstein für den Grundriss des späteren Kompanja-Busses wurde bereits hier in seiner Uni-Arbeit über den „optimalen Campingbusausbau“ gelegt. Als er 2014 seine Frau kennenlernte und mit ihr eine Familie gründete, flossen zusätzlich die Erfahrungen des Familienlebens in die Weiterentwicklung des Ausbaus mit ein.

Anfangszeiten: Die ersten Kompanja-Möbel entstanden bei Uli zu Hause in der Garage.
Foto: Hersteller
Die Möbelteile für den Ausbau fertigt inzwischen eine Schreinerei in Köln.
Foto: Hersteller

Nachdem 2015 die ersten zwei Prototypen des Kompanja Vans in der heimischen Garage entstanden, gründeten Uli und Chris ein Jahr später die gleichnamige Firma. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 2018 kam der Umzug auf ein größeres Gelände an der Engelsdorfer Straße. Ab diesem Moment war Ulrich klar, dass er sich zukünftig nur noch auf die Manufaktur konzentrieren wollte. Er brach das Designstudium ab und wurde vom begeisterten Bus-Bastler zum Leiter einer wachsenden Mitarbeiterschar, auch wenn ihm die neue Rolle als Chef und der Tausch von Werkstatt gegen Büro etwas schwerfielen.

Im Brühler Werk werden inzwischen rund 120 Fahrzeuge pro Jahr ausgebaut. Leidenschaft, Spaß und Verbundenheit stehen dabei immer im Fokus und der Teamgeist spielt eine vorrangige Rolle. Man versteht sich als Familie, in der jeder das Miteinander und das gemeinsame Produkt mitgestalten darf. Mittags sitzt das Team gemeinsam am Essenstisch, bevor es anschließend zu einer Runde Basketball oder Fußball auf den Hof geht. Hier gibt es auch einen Pool, eine Feuerstelle, einen Teich, ein Trampolin und einen Campingbereich.

Bildergalerie

Eine Runde Kicker im Aufenthaltsraum oder Fußball im Innenhof sorgen für gute Laune während der Pausen und stärken den Teamgeist.
Foto: Hersteller

Ist das Wetter mal schlecht, stehen im Aufenthaltsraum ein Billardtisch, verschiedene Musikinstrumente oder eine Spielekonsole mit Beamer und Leinwand zur Verfügung. Zusätzliche, von den Mitarbeitern selbst ausgesuchte Team-Events wie Cartrennen oder Lasertag-Turniere verstärken den Zusammenhalt nochmals. Das Gelände von Kompanja ist nicht nur Arbeitsstätte, sondern gleichzeitig auch ein Ort, an dem die Mitarbeiter gern auch einen Teil ihrer Freizeit verbringen. Sei es, um am Wochenende mit Freunden an der Feuerstelle zu sitzen, oder um die Halle und das Werkzeug vor Ort zu nutzen, um den eigenen Bus auszubauen.

Kompanjas Kunden zählen zum erweiterten Kreis der Familie. Auch hier wird viel Wert auf Zusammenarbeit und ein freundschaftliches Miteinander gelegt. Und das auch über den Kauf des Campingbusses hinaus: 2018 fand das erste Kompanja-Festwochenende statt, zu dem alle Kunden und Interessenten eingeladen wurden. Nach einer Corona-Pause 2020 und 2021 gab es dieses Jahr wieder ein Firmenfest, für das extra ein Campingplatz in der Eifel angemietet wurde. Die Gemeinschaft ist inzwischen stark gewachsen.

Auch zu den Lieferanten werden gute Beziehungen gepflegt. Dabei arbeitet Kompanja bewusst mit lokalen Betrieben zusammen: Die Schlafdächer für die Vans werden per Hand über die Straße zur Meisterwerkstatt Brühl geschoben, wo sie lackiert werden. Die Möbel werden in der Schreinerei Bächer Bergmann im angrenzenden Köln gefertigt.

Die Käufer wissen das Ergebnis zu schätzen und erfreuen sich daran, dass der Campervan nicht nach Plastik oder Neuwagen riecht, sondern den Duft frischen Holzes verströmt. Das Konzept, mit Leidenschaft und Freude ein Fahrzeug zu erschaffen, welches weitere Fahrzeuge entbehrlich macht und sowohl praktisch als auch optisch ansprechend ist, kommt gut an. Zu haben ist Kompanjas vielseitiger Wegbegleiter ab 57.800 Euro.

Infobox

Interview mit Kompanja

Anhaltende Lieferengpässe und neue TÜV-Richtlinien für die Wohnmobilzulassung stellen die Branche vor Herausforderungen. Wie ist die Lage bei Kompanja? Kurzinterview mit Firmengründer Uli.

Macht sich die angespannte Liefersituation bei Chassis und Bauteilen auch bei Kompanja bemerkbar? Der Lieferengpass bei den Chassis hat uns schon sehr getroffen. Renault hatte eine dreimonatige Lieferpause angekündigt, die glücklicherweise auf drei Wochen reduziert werden konnte. Aktuell schafft es Renault einigermaßen, uns mit ausreichend Chassis zu beliefern. Bei den Bauteilen haben wir rechtzeitig vorgesorgt und uns große Lagerbestände der einzelnen Teile zugelegt, als es diese noch zu kaufen gab. So kommen wir gerade ganz gut zurecht.

Wie lange beträgt bei euch aktuell die Lieferzeit für ein Camping-Fahrzeug? Tatsächlich ist die Lieferzeit bei uns trotz der äußeren Umstände ziemlich gleichgeblieben. Es dauert etwa 13 bis 14 Monate, bis ein fertig ausgebauter Kompanja die Hallen verlässt.

Der TÜV hat in seinem Merkblatt 740 die Anforderungen für neu zugelassene Wohnmobile überarbeitet. Inwiefern ist auch Kompanja von den neuen Richtlinien betroffen? Der TÜV ist bei der Neuzulassung von Wohnmobilen strenger geworden. Auch, um für die Selbstausbauer von Campingfahrzeugen klarere Regeln zu schaffen. Bei Kompanja sind wir von den neuen Richtlinien weniger betroffen. Wir haben von Anfang an bei der Möbelkonzeption sehr darauf geachtet, dass alles möglichst ohne Verletzungsrisiken gestaltet ist und es keine scharfen Kanten an den Möbeln gibt. Daher dürfen wir diese auch jetzt so lassen, wie sie sind. Einzig zwei neue Warnaufkleber mussten wir anbringen, die zum Beispiel auf die Zwangsbelüftung im Fahrzeugdach hinweisen.

Die Küche im Kompanja befindet sich in einem Stauschrank an der Schiebetür und beinhaltet einen Kartuschenkocher. Wie sieht es hier bezüglich der neuen TÜV-Anforderungen aus? Mit der Küche haben wir auch mit den neuen Regelungen überhaupt keine Probleme bei der Zulassung. Nervig ist allerdings das Thema Kartuschenkocher. Wenn man das Modell des Kartuschenkochers ändert, muss dies beim TÜV genehmigt werden. Gibt es also ein Modell nicht mehr, weil der Hersteller beispielsweise auf ein Nachfolgemodell setzt, muss der neue Kocher vom TÜV abgenommen und umgetragen werden. Wir wollen ganz weg von den Kartuschenkochern für den Kompanja. Stattdessen wollen wir hier auf Induktion und einen festen Zwei-Flammen-Kocher setzen, um der Problematik mit den Kartuschenkochern zu entgehen. Da diese zudem einen sehr hohen Gasverbrauch haben, ist der Wechsel auf ein anderes System ohnehin sinnvoll.

www.kompanja.de

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