Warum flüssig, wenn’s auch fest geht? Viele Hersteller bieten Shampoos, Duschgels und Spülmittel mittlerweile auch in fester Form an. Vor allem für Camper haben die festen Produkte den unschlagbaren Vorteil, dass sie nicht auslaufen können – außerdem sind sie deutlich platzsparender.
Daneben sparen sie jede Menge Plastikverpackungen ein, produzieren weniger CO2, ersetzen zwei bis drei Flaschen Flüssigkeit und kommen in der Regel ohne schädliche Inhaltsstoffe wie Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe, Mikroplastik, Silikone sowie Palm- oder Erdöl aus.
Allerdings: Ganz so einfach ist es nicht. Denn was genau in den festen Mitteln enthalten ist, ist für den Endkunden kaum zu durschauen. Und beim Blick auf die Inhaltsstoffe wird einem schwindlig. Grundsätzlich gilt: je weniger, desto besser. Je länger die Liste an Inhaltsstoffen, desto wahrscheinlicher sind problematische, potenziell allergieauslösende oder umweltschädliche Stoffe enthalten. Und: Je weiter vorn in der Liste ein Inhaltsstoff auftaucht, desto größer ist sein Anteil am Gesamtprodukt.
Hinzu kommt: Der Begriff „Bio“ ist bei Kosmetik nicht geschützt. Es ist also durchaus möglich, dass er als Namensbestandteil verwendet wird, obwohl längst nicht alle Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau stammen. Ein Problem, das unter dem Begriff „Greenwashing“ unter anderem die Verbraucherzentralen beschäftigt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff Naturkosmetik, auch dieser ist nicht gesetzlich geschützt. Wer Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs bevorzugt, sollte sich daher an Naturkosmetiksiegeln wie dem NATRUE- oder dem COSMOS/BDIH- und COSMOS/Ecocert-Siegel orientieren. Diese sind strenger als das Gesetz und verbieten mehr Inhaltsstoffe als die EU-Kosmetik-Verordnung.
Nach so viel Theorie wollte es die Redaktion ganz genau wissen: Wie funktionieren die festen Mittel in der Praxis? Sind sie wirklich so einfach zu handhaben, wie die Hersteller versprechen? Wie ist ihre Reinigungswirkung? Und wie klappt die Aufbewahrung der feuchten Reinigungsstücke im Camper? Diesen Fragen gehen unsere Tester mit einem Kurz-Check von insgesamt 13 festen Produkten nach – fünf Duschgels sowie jeweils vier Shampoos und Spülmittel hat die Redaktion ausprobiert.
Das Testfeld bei den Shampoos und Duschgels besteht nahezu ausschließlich aus Naturkosmetik (Share, Nicama, Lavera, Alverde) und/oder veganen Produkten (Jean & Len, Meerkorn) die allesamt auf Silikone, Parabene, Mineralöl, Mikroplastik, Palm- und Erdöl sowie synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe verzichten.
Mit der festen Duschseife der dm-Eigenmarke Balea ist lediglich ein Produkt vertreten, das eine konventionelle Rezeptur aufweist: Hier sind Palmöl und Konservierungsmittel synthetischen Ursprungs enthalten.
Auch die getesteten Spülmittel von Little Bee Fresh, Groovy Goods, Klar Seifen und Claro sind vegan, frei von Palmöl und Mikroplastik sowie synthetischen Farb-, Duft- und Konservierungsstoffen.
Mehrere Wochen lang haben die Tester mit den festen Produkten geduscht, sich die Haare gewaschen und Geschirr – vor allem fettige Pfannen und Töpfe – gereinigt. Ihr Fazit: Die getesteten festen Duschgels und Geschirrspülmittel funktionieren alle gut. Sie schäumen vernünftig, lassen sich gut verteilen, sind einfach und praktisch in der Handhabung und die Spülmittel beseitigen Fett problemlos.
Das feste Spülmittel im Weckglas Orange von Little Bee Fresh erzeugt von den getesteten Spülmitteln den besten, stärksten Schaum. Doch auch mit den drei übrigen Mitteln waren extrem fettige Pfannen spätestens nach dem zweiten Spülvorgang komplett fettfrei.
Infobox
Tipps zum Gebrauch
- Festes Duschmittel/Shampoo zwischen den nassen Händen aufschäumen und auf Kopf und Körper verteilen.
- Beim Aufschäumen nicht mit Wasser sparen und vor allem bei Shampoos, falls nötig, auch immer wieder etwas Wasser auf die Haare geben.
- Gleiches gilt beim Ausspülen: Vor allem den Nacken und die Ansätze hinter den Ohren nicht vergessen.
- Alle Mittel nach Gebrauch gut trocknen lassen und vor Durchfeuchtung schützen.
- Sinnvoll ist eine Seifenbox oder ein Säckchen, in dem die Mittel gelagert werden und nach Gebrauch trocknen können.
- Feste Spülmittel am besten mit einem feuchten Schwamm aufnehmen. Dieser funktioniert besser als eine Spülbürste, weil er mehr Spülmittel aufnimmt.
- Da die meisten Hersteller von Spülmitteln in ihre Produkte eine Überfettung einbauen, die die Haut vor Austrocknung schützen soll, empfiehlt es sich, sowohl Geschirr als auch Hände nach der Anwendung mit warmem Wasser gut abzuspülen.
- Kleine Reststücke lassen sich in einer sauberen, leeren Flasche mit warmem Wasser auflösen. Diese Lösung sollte jedoch möglichst bald verbraucht werden – fehlende Konservierungsstoffe ermöglichen eine schnelle Vermehrung von Bakterien oder Pilzen.
Deutliche Unterschiede ließen sich lediglich bei den Shampoos erkennen – allerdings auch nur aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit der Haare der verschiedenen Testpersonen. Wer „normales“, anspruchsloses Haar hatte, kam mit allen getesteten Shampoos gut zurecht. Tester mit sehr dicken, kräftigen und fast schon strohigen Haaren waren hingegen mit keinem der getesteten Mittel zufrieden. Hier lautet unsere Empfehlung also: ausprobieren, eigene Erfahrungen sammeln und das für sich passende Shampoo finden.
Überhaupt nicht einig waren sich die Tester, wenn es um das Thema Duft ging. Was für den einen der persönliche Favorit war, war dem anderen viel zu süß. Und was eine Testerin als eine Mischung aus Klostein und Kinderbrause beschrieb, empfand ein anderer Tester als durchaus angenehm. Daher beschreiben wir den Geruch in den nachfolgenden Tabellen zwar, damit du eine Ahnung hast, wohin die Reise geht – eher süß oder würzig, stark oder dezent. Was du selbst als angenehm empfindest, musst du aber selbst erschnüffeln.
Zuletzt noch einige Erfahrungen aus der Praxis: Bei den Spülmitteln ist das Feste Spülmittel im Weckglas von Little Bee Fresh unser persönlicher Favorit – weil das Weckglas die Handhabung deutlich vereinfacht. Alle anderen Mittel liegen lose herum, benötigen eine Seifenschale zum Trocknen und rutschen hin und her, wenn die Tester mit Spülbürste oder Schwamm darüber fahren. Das Weckglas gibt dem Spülmittel einen festen Stand, erleichtert die Aufnahme mit Schwamm ud Bürste und verhindert, dass das Spülmittel komplett durchnässt.
Bei allen Shampoos und Duschgels sollte der Nutzer sich Gedanken um Transport und Aufbewahrung der feuchten Produkte machen. Seifen Stars liefert ein Stoffsäckchen mit, das allerdings nach kurzer Zeit etwas unansehnlich ist. Zudem trocknet das Duschmittel darin nicht wirklich gut. Besser erscheinen den Testern luftdurchlässige Säckchen oder eine Box mit Luftlöchern. Balea liefert seine Duschseife an einer Kordel – auch praktisch. So lässt sie sich einfach an einem Haken aufhängen
Als einziger Hersteller bietet Meerkorn zu seinen Produkten eine Mühle an. In dieser wird das Duschmittel fest verschraubt, anschließend muss der Nutzer die Mühle nur noch drehen und das Mittel rieselt in feinen Teilchen unten heraus. Durchaus praktisch, allerdings ist die Handhabung zunächst recht ungewohnt. Bei den ersten Versuchen verwenden die Tester viel zu viel von dem fein gemahlenen Shampoo. Erst mit der Zeit haben sie den Dreh – im wahrsten Sinne des Wortes – raus.
FAZIT: Feste Shampoos, Duschgels und Spülmittel sind praktisch und einfach in der Anwendung. Duschgels und Spülmittel funktionieren ebenso gut wie flüssige Produkte, bei den Shampoos kommt es auf die Haarstruktur an. Einen Überblick über die getesteten Produkte geben dir die Produkt-Tabellen hier im Beitrag.